Brisante Ermittlungen
Ein Verfahren gegen den persönlichen Anwalt Trumps alarmiert das Weiße Haus
New York Stephen Colbert bringt die Probleme Trumps auf eine einfache Formel. „Ein Profitip für den Präsidenten“, lästerte der MitternachtsSatiriker in seiner jüngsten Sendung. „Wenn ihr Anwalt einen Anwalt braucht, dann brauchen sie einen Anwalt“. Eine unmissverständliche Anspielung auf die rechtlichen Nöte Michael Cohens, dessen Büros und Privaträume die Staatsanwaltschaft Manhattan Ende vergangener Woche durchsucht hatte.
Die Ermittler stellten bei der Razzia des persönlichen Anwalt Trumps neben umfangreichen Akten auch Computer, Festplatten, Telefone, andere elektronische Geräte und Tresore sicher. Unter anderem geht es um die Schweigegeldzahlungen Cohens an die Porno-Darstellerin „Stormy Daniels“und zwei weitere Frauen. Bei dem sichergestellten Material handelt es sich um eine Fundgrube, die Aufschlüsse zu Trumps Geschäftsgebaren sowie in der Russland-Affäre liefern könnte.
Cohens und Trumps Anwälte versuchten am Montag vor dem Bundesgericht in Lower Manhattan die Auswertung der sichergestellten Materialen zu stoppen, mindestens aber zu verzögern. Der Termin geriet zu einem Spektakel, das in die Rechtsanalen eingehen wird. Das lag nicht nur an „Stormy Daniels“, die die Sitzung im Gerichtssaal verfolgte. Ihre Präsenz erinnerte daran, dass die Nöte des Präsidenten und seines Anwalts ihre Anfänge in den 130000 US-Dollar Schweigegeld hatten, die kurz vor den Wahlen im November 2016 an die Porno-Darstellerin flossen. Dies könnte nach US-Recht eine unerlaubte Wahlspende Cohens an Trump gewesen sein.
Vor dem Verfahren sickerte durch, Cohen habe auch dem stellvertretenden Schatzmeister der Republikaner, Elliott Broidy, geholfen, 1,6 Millionen Dollar als Abfindung an ein Playmate zu zahlen. Mit diesem hatte der verheiratete Konservative eine Affäre, die in Schwangerschaft und Abtreibung mündeten. Der bittere Tag vor Gericht wurde durch die Entscheidung der Richterin abgerundet, Trumps Anwälte dürften das bei seinem Anwalt beschlagnahmte Material nicht vorsortieren. Dieses soll nun erst einmal elektronisch erfasst werden.
Wie die New York Times berichtet, betrachten Trumps Rechtsberater im Weißen Haus die Ermittlungen gegen Cohen als gefährlicher für den Präsidenten, als die Untersuchungen Muellers. Schließlich könne Trump die Staatsanwälte in Manhattan nicht einfach feuern.