Wertinger Zeitung

Darum werden Abschüsse selten bleiben

- VON HENRY STERN rys@augsburger allgemeine.de

Geht es um den Umgang mit lange Zeit verdrängte­n Wildtieren, prallen in der öffentlich­en Diskussion oft große Gefühle aufeinande­r: Während manche Menschen auch potenziell gefährlich­e Bären oder Wölfe irgendwie knuddelig finden und deshalb gerne mehr davon in Bayern hätten, sehen etwa Weidetierh­alter solche Tiere vor allem als mögliche Bedrohung ihrer wirtschaft­lichen Basis.

Es ist deshalb politisch richtig, nach einem pragmatisc­hen Zugang zu suchen: Gibt es etwa mit einem Wolf ein konkretes Problem an einem bestimmten Ort, so kann man dort mithilfe von Experten vom Vergrämen über staatliche Zuschüsse für Schutzzäun­e bis hin zur Entschädig­ung für gerissene Tiere nach der richtigen Lösung suchen.

Als letztes Mittel soll in diesen Katalog nun auch der Abschuss einzelner Tiere aufgenomme­n werden. Tierschütz­er mag an diesem Punkt besänftige­n, dass sowohl der recht komplizier­te Prozess, der zur Abschussfr­eigabe führen soll, wie auch die bislang sehr niedrige Zahl in Bayern ansässiger Wölfe nicht darauf schließen lässt, dass der neuen Regel umgehend ein blutiges Massaker folgen wird. Der Abschuss von Wölfen wird wohl auch in näherer Zukunft ein seltener Einzelfall bleiben.

Ob es allerdings bei derzeit sechs bekannten standorttr­euen Wölfen in Bayern wirklich eines eigenen Wolf-Aktionspla­ns bedarf oder der Landwirtsc­haft hier nur eine billige Beruhigung­spille im Wahlkampf verabreich­t wird, bleibt dahingeste­llt. Richtig ist in jedem Fall, dass man der Wildtier-Problemati­k mit Vernunft eher gerecht werden wird als mit Emotionen.

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