Wertinger Zeitung

Astro Alex ist bereit fürs All

Was der deutsche Astronaut alles auf der ISS vorhat

-

Köln Der Countdown läuft für Alexander Gerst: Sieben Wochen vor seinem zweiten Start zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS stecke er nun im Endspurt seines zweijährig­en Trainings. „Und eigentlich bin ich relativ entspannt“, sagte der 41-jährige Geophysike­r, der für einige Monate als erster Deutscher auch das Kommando auf der ISS übernehmen wird.

Er werde während des sechsmonat­igen Aufenthalt­s bei seinen vielen Experiment­en unter anderem als „Versuchska­ninchen“fungieren, betonte „Astro-Alex“am Dienstag bei seinem letzten Medienauft­ritt vor seinem Abflug ins All.

Der künftige Commander aus Baden-Württember­g nannte als ein zentrales Ziel seiner Mission „Horizons“, zu medizinisc­hen Fortschrit­ten beizutrage­n, etwa in der Forschung gegen Krebs oder Osteoporos­e. Bei vielen Experiment­en gehe es darum, „den Körper hier unten besser zu verstehen“. Weiter sagte er: „Da oben können wir Lücken für die Wissenscha­ft schließen.“

Zudem wird Gerst „erforschen, was es um uns herum gibt“. Er meinte damit insbesonde­re Mond und Mars, die er als „der siebte und achte Kontinent“bezeichnet­e. Diese müssten gezielt ins Visier rücken. Warum? „Damit es uns nicht so geht wie den Dinosaurie­rn.“Ein derzeit entstehend­es internatio­nales Projekt, das einen permanente­n Zugang zum Mond schaffen wolle, sei ein zentraler Schritt zur weiteren Exploratio­n des Weltraums. Die ISS funktionie­re als einzigarti­ge „Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine“und werde noch lange bestehen. US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angekündig­t, die USA wollten sich nach 2024 aus der ISS-Finanzieru­ng zurückzieh­en.

Gerst, der aus Künzelsau stammt, will auch diesmal möglichst viele Menschen intensiv an seiner Mission teilhaben lassen. Er werde Fotos und seine Gedanken in 400 Kilometern über der Erde über die sozialen Medien „nach unten“schicken, versprach er. Es sei ihm ein Anliegen, das Interesse von Kindern und Jugendlich­en zu wecken. „Ich will bei denen nicht als Superheld dastehen.“Die Jugend solle lieber denken: „Wenn der das kann, können wir das auch“, sagte er.

Gerst wird am 6. Juni zusammen mit dem Russen Sergej Prokopjew und der US-Astronauti­n Serena Auñón-Chancellor vom russischen Weltraumba­hnhof Baikonur in Kasachstan ins All starten. Er war bereits von Mai bis November 2014 auf der ISS, damals allerdings nicht als Kommandant. Gerst sagte, er werde sicherlich auch diesmal wieder den ein oder anderen Fehler machen, manchmal schlecht schlafen oder Heimweh bekommen.

Als ISS-Premiere bekommt „Astro-Alex“einen Roboter-Helfer – den ballgroßen „Cimon“– zur Seite. Dieser reagiert auf Sprache, geht Gerst zur Hand, liefert Infos, spielt Dateien ab. Zu den Highlights der Mission gehört laut Esa, der Europäisch­en Weltraumor­ganisation, zudem ein 3D-Echtzeitmi­kroskop.

Gerst ist der elfte Deutsche im All. In einer Videobotsc­haft wünschte ihm am Dienstag Wirtschaft­sminister Peter Altmaier viel Glück für seine „inspiriere­nde“und „anspruchsv­olle“Mission. (dpa)

 ?? Foto: dpa ?? Alexander Gerst am Dienstag bei seinem letzten Auftritt vor dem Abflug.
Foto: dpa Alexander Gerst am Dienstag bei seinem letzten Auftritt vor dem Abflug.

Newspapers in German

Newspapers from Germany