Wertinger Zeitung

Geräuschlo­s durchs Gelände

Land Rover bringt mit dem Range Rover Plug-in-Hybrid sein erstes Modell mit Elektro-Antrieb

- VON MICHAEL GEBHARDT

Die Zeit drängt. Bis 2020 will Jaguar Land Rover jedes seiner Modelle auch mit elektrifiz­iertem Antrieb anbieten. Das heißt freilich nicht, dass die schweren SUV und schnittige­n Sportwagen ausschließ­lich mit Strom fahren, auch der Hybrid-Antrieb und sogar die 48-Volt-unterstütz­ten Verbrenner gelten unter Autoingeni­euren gemeinhin als elektrifiz­iert. Aber trotzdem, die Engländer, die bislang ausschließ­lich auf fossile Brennstoff­e gesetzt haben, müssen jetzt ein bisschen Gas geben. Oder besser: Strom.

Jaguar prescht gleich ordentlich nach vorne und bringt mit dem i-Pace in Kürze ein vollelektr­isches SUV auf den Markt, das überhaupt nicht als Benziner oder Diesel angeboten wird. Die Gelände-Schwester Land Rover lässt es dagegen etwas ruhiger angehen und schiebt bei ihrem Dickschiff Range Rover und dem etwas dynamische­ren Ableger Range Rover Sport erst mal einen Plug-in-Hybrid nach. Der auf den Namen P400e getaufte Antrieb ist in beiden Modellen identisch: Ein Zwei-Liter-Vierzylind­er-Benziner mit 300 PS wird mit einem 85-Kilowatt-Elektromot­or, der direkt am Achtgang-Automatik-Getriebe von ZF untergebra­cht ist, zu einer 404 PS starken Kombi verheirate­t.

An der bewährten Allradtech­nik ändert sich dadurch nichts, außer dass der Range Rover jetzt sogar rein elektrisch durchs Gelände schleichen kann. Vor allem bei der Kriechfahr­t erweist sich der E-Antrieb als besonders komfortabe­l: Sein massiges Drehmoment, das aus dem Stand weg Gewehr bei Fuß steht, schiebt den Zweieinhal­bTonner noch geschmeidi­ger über Stock und Stein als ein per Geländeunt­ersetzung auf Maximalkra­ft getrimmter Verbrenner.

Die üblichen Offroad-Parameter bleiben unveränder­t: Böschungsu­nd Rampenwink­el sind mit denen der konvention­ell betriebene­n Modelle identisch und sogar die Wattiefe bleibt gleich. Auch der Stromer kann durch bis zu 90 Zentimeter tiefes Wasser marschiere­n. Einziges Manko: Die Anhängelas­t sinkt um eine Tonne auf 2500 Kilogramm.

Natürlich werden die wenigsten Range-Rover-Kunden ständig zwei Pferde im Anhänger mit sich herum Allein zu wissen, dass es nicht geht, dürfte den ein oder andern in seiner Entscheidu­ng für – oder besser gegen – den Plug-in aber sicher beeinfluss­en. Schließlic­h kostet der Teilzeit-Stromer mindestens 118 700 Euro, mit langem Radstand sogar 124300 Euro. Für fast 20000 Euro gibt es den Range dagegen auch mit einem 258 PS starken Diesel – und mit maximaler Zugkraft.

Stromer- und Plug-in-Käufer müssen also immer noch Komprokuts­chieren. misse eingehen, wollen sie ihr grünes Gewissen beruhigen. Das aber funktionie­rt gut. Auf unserer ersten Testfahrt erzielten wir einen Durchschni­ttsverbrau­ch von knapp elf Litern. Das ist natürlich alles andere als wenig, ein 400-PS-NurBenzine­r wäre bei der schweren Last aber deutlich durstiger.

Wer besonders emsig ist, kann den Verbrauch natürlich weiter senken: 51 Kilometer schafft der P400e theoretisc­h rein elektrisch, in der Praxis sind es wohl um die 40. Wer unter der Woche nur ins Büro oder zum Supermarkt stromert und jeden Abend das Ladekabel anstöpselt, braucht an vielen Tagen keinen einzigen Tropfen Benzin und zahlt so auf die eigene Umweltbila­nz ein.

Bei der nächsten größeren Reise dürfen dann beide Motoren zusammenar­beiten: Wie, das entscheide­t die Elektronik, die dazu unter anderem Navi-Daten heranzieht. Erkennt das System, dass es nach einem Anstieg bergab geht, wird aufwärts möglichst viel elektrisch­e Energie genutzt, damit beim Hinunterro­llen wieder Platz in der 13,1-kWh-Batterie ist, um den rekuperier­ten Strom einzulager­n.

Überhaupt funktionie­rt die Zusammenar­beit von B- und E-Motor reibungslo­s, allerdings nicht unmerklich: Wer im Elektro-Modus flott beschleuni­gt muss sich einen klitzeklei­nen Moment gedulden, ehe der Otto zum Dienst antritt. Das fällt auf, stört aber ebenso wenig wie der etwas gequälte Klang, wenn man dem Range die Sporen gibt und der Vierzylind­er seiner Anstrengun­g lautstark Ausdruck verleiht.

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Foto: Jaguar Land Rover Auf Schleichfa­hrt: Der neueste Range Rover kann rein elektrisch kriechen.

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