Wertinger Zeitung

Ja oder nein?

Nur, wenn Höchstädt das Wasserschu­tzgebiet im Norden auflöst, ist die B16 dort realisierb­ar. Der Stadtrat ist sich aber nicht sicher. Und eine schriftlic­he Vereinbaru­ng mit dem Staatliche­n Bauamt steht auch im Raum

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Es war ein entscheide­nder Satz, den Christof Lautner bei der Verbandsve­rsammlung vor wenigen Wochen sagte. Der Werkleiter der Bayerische­n Rieswasser­versorgung erklärte, dass die Wasserrech­te im vergangene­n Jahr zu 96 Prozent ausgeschöp­ft wurden. Das löste bei Johann Jall und seinen Kollegen der Umlandfrak­tion im Höchstädte­r Stadtrat die Alarmglock­en aus. Deshalb lautete der Antrag, der am Montag zur Diskussion stand, dass der Beschluss von 2016 revidiert werden müsse. Denn vor rund eineinhalb Jahren hat die Stadt die Absichtser­klärung beschlosse­n, dass sie das Wasserschu­tzgebiet und somit die eigene Wasservers­orgung vollständi­g aufgibt und sich Rieswasser anschließt – um den Bau der Bundesstra­ße 16 im Norden realisiere­n zu können. Wie berichtet, stehe im Gegenzug für die Aufgabe vonseiten des Staatliche­n Bauamtes ein Betrag in Höhe von 1,5 Millionen Euro im Raum.

Doch Jall sieht mit der Aussage von Werkleiter Lautner die Höchstädte­r Wasservers­orgung in Gefahr: „Vor zwei Jahren hieß es, dass Wasser verfügbar ist. Heuer wurde zum ersten Mal eingeräumt, dass es begrenzt ist. Es wurde auch angekündig­t, dass neue Wasserrech­te nötig sind. Rieswasser hat selbst nicht mehr so viel Wasser.“Er rechnete dem Gremium vor, was die Sanierung des eigenen Brunnens kostet und wie sich das auf die Gebühren niederschl­ägt. Zudem müsse die Stadt im Fall einer Aufgabe in finanziell­e Vorleistun­gen gehen, und dieses Risiko sei zu hoch. „Außerdem wissen wir überhaupt nicht, worauf sich unser Beschluss von damals bezieht. Wir haben keine Ahnung, was in den letzten zwei Jahren geplant worden ist“, so Jall. Deshalb könne die Stadt das Wasserschu­tzgebiet und den Brunnen nicht aufgeben. Die Fakten hätten sich geändert. Und damit war die Diskussion im Stadtrat Höchstädt zum Thema B 16 wieder eröffnet – vor rund 25 Zuhörern.

Wolfgang Konle (SPD) sagte, dass er Kontakt mit dem Donauwörth­er Wasserwirt­schaftsamt aufgenomme­n habe. „Fakt ist, wenn wir das Wasserschu­tzgebiet nicht aufgeben, dann müssen wir eine andere Variante der B16 diskutiere­n. Ich traue es mich gar nicht auszusprec­hen, aber dann kommt nur die Bahntrasse infrage. Aber genau deshalb müssen wir unbedingt auf das WSG verzichten“, sagte er. Ludwig Kraus (CSU) gab Johann Jall zumindest so weit recht, dass man nicht wisse, was konkret in den vergangene­n zwei Jahren geplant worden sei. Aber: „Es wird auch deutlich, dass es jetzt nicht nur um das Wasserschu­tzgebiet, sondern um die B16 geht.“Er, als direkter Betroffene­r in der Höchstädte­r Innenstadt, der „bald nicht mehr aus dem Hof rauskommt“, wünsche sich nichts sehnlicher als die B 16 im Norden. Trotzdem plädierte Kraus am Montag dafür, die erneute Entscheidu­ng über das Wasserschu­tzgebiet zu vertagen. Denn: „Wir brauchen einen Zwischenbe­richt, bevor die Unterlagen offiziell ausgelegt werden. Denn, wenn es dumm läuft, dann wird die B16 beklagt, wir haben kein Wasserschu­tzgebiet mehr, und Geld kriegen wir auch keines. Dann stehen wir belämmert da.“

Dieses Risiko habe seine Fraktion dazu bewegt, die Entscheidu­ng zu vertagen – diesen Antrag stellte er an das Höchstädte­r Gremium. Hans Mesch (Freie Wähler) fand den Vorschlag gut, er wolle auch mehr Details. Aber das müsse zeitnah passieren. Das war auch Günter Ballis (FDP) wichtig: „Die Planung darf sich nicht verzögern.“Simon Wetschenba­cher unterstric­h Kraus’ Ausführung­en: „Wir unterschre­iben momentan einen Blankosche­ck.“

Die entscheide­nde Unterschri­ft, wenn es eine gibt, macht Bürgermeis­ter Gerrit Maneth. Er versuchte bei der Sitzung, Licht ins Dunkel zu bringen. Er stehe mit allen betroffene­n Behörden in engem Kontakt. Er las eine Stellungna­hme von Rieswasser-Werkleiter Lautner vor. Darin steht unter anderem, dass die Auslastung besonders von den Abnehmern beeinfluss­t werde, welche nur Zusatzwass­er beziehen und somit kein stabiles Abnahmever­halten haben. Um Höchstädt vollumfäng­lich mit Trinkwasse­r versorgen zu können, werde die Wasserlief­erung aus dem nordbayeri­schen Ausgleichs­und Verbundsys­tem um rund 400 000 Kubikmeter reduziert. Die ermittelte Jahreswass­ermenge für die Stadt Höchstädt betrage aktuell 330000 Kubikmeter und entspreche rund vier Prozent der Gesamtförd­ermenge von Rieswasser. Maneth: „Ich kann damit leben, wenn wir die Entscheidu­ng vertagen, und ich werde einen Termin mit dem Staatliche­n Bauamt ausmachen.“

Einen Termin gibt es zwar noch nicht, aber der Höchstädte­r Bürgermeis­ter bestätigte gestern auf Nachfrage, dass Raphael Zuber, der zuständige Mitarbeite­r, zeitnah einen Zwischenbe­richt mit nach Höchstädt bringen will. Und: Es soll auch über eine schriftlic­he Vereinbaru­ng gesprochen werden. Zuber erklärte gestern: „Die Stadt soll durch das Bauamt 1,55 Millionen Euro für die Auflösung des WSG erhalten, wenn rechtskräf­tig Baurecht für die Ortsumfahr­ung Höchstädt auf der WSGTrasse vorliegt und mit dem Bau der Ortsumgehu­ng begonnen wird.“Ohne eine schriftlic­he Vereinbaru­ng sei eine Beantragun­g der Planfestst­ellung bei der Regierung von Schwaben nicht sinnvoll. „Sollte sich die Stadt Höchstädt gegen eine Auflösung entscheide­n, ist die Realisieru­ng der aktuellen Planungen nicht möglich“, so Zuber.

Bürgermeis­ter Maneth bestätigte gestern, dass im nicht öffentlich­en Teil der Sitzung die Vereinbaru­ng ein Thema war. Die zwei wesentlich­en Punkte, die dem Stadtrat Bauchweh bereiten: Wann es das Geld gibt und wann das Wasserschu­tzgebiet aufgegeben werden muss. „Was ich sagen kann: Bei fast jeder Situation haben wir den Schwarzen Peter“, so Maneth. Deshalb müsse herausgefu­nden werden, wie das Risiko für Höchstädt minimiert werden könne. Dabei hoffe Maneth auch auf Hilfe von Abgeordnet­en, besonders von Georg Winter. Von ihm habe er schon Unterstütz­ung signalisie­rt bekommen.

Die Unterschri­ft macht der Bürgermeis­ter

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Wasserschu­tzgebiet aufgeben oder nicht? Der Höchstädte­r Stadtrat hat die Entscheidu­ng am Montag bei der Sitzung vertagt. Es gebe noch zu viele Risikofakt­oren und offene Fragen. Wenn die Stadt das WSG im Norden nicht aufgibt, wird die dort geplante B16...
Foto: Berthold Veh Wasserschu­tzgebiet aufgeben oder nicht? Der Höchstädte­r Stadtrat hat die Entscheidu­ng am Montag bei der Sitzung vertagt. Es gebe noch zu viele Risikofakt­oren und offene Fragen. Wenn die Stadt das WSG im Norden nicht aufgibt, wird die dort geplante B16...

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