Wertinger Zeitung

Hilfe und Halt für den schwierige­n Alltag

Wer eine psychische Krankheit hat, der leidet oft doppelt: Viele Betroffene können nicht mehr arbeiten, haben keine feste Tagesstruk­tur und keine sozialen Kontakte mehr. Eine neue Tagesstätt­e in Zusmarshau­sen soll da helfen

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen Menschen mit Krankheite­n wie Depression, Burn-out oder Sucht können oft nicht mehr arbeiten, haben dadurch keine feste Tagesstruk­tur und keine Kontakte mehr. Wer eine psychische Erkrankung hat, der leidet deshalb häufig auch an sozialer Isolation. Deshalb sind für sie Unterstütz­ungs- und Hilfsangeb­ote auch außerhalb von Kliniken und Heimen wichtig. In Zusmarshau­sen soll es bald ein solches Angebot geben: Die Caritas wird dort eine Tagesstätt­e eröffnen. In Schwaben gebe es bereits ein beinahe flächendec­kendes Angebot an Sozialpsyc­hiatrische­n Diensten, Suchtberat­ungsstelle­n und Tagesstätt­en für seelische Gesundheit, heißt es in einer Pressemitt­eilung des Bezirks. Im westlichen Landkreis Augsburg befindet sich aber bisher noch ein weißer Fleck. Der soll jetzt gefüllt werden. Bisher gebe es im Landkreis zwei Tagesstätt­en für seelische Gesundheit, sagt Dietmar Bauer, Sozialleit­er im Diözesan-Caritasver­band: eine in Meitingen von der Diakonie und eine in Schwabmünc­hen von der Caritas. Die Wege für Betroffene sind also mitunter weit.

Bauer erklärt, warum solche Tagesstätt­en wichtig sind: Menschen mit einer psychische­n Erkrankung­en können ihren Alltag häufig nicht allein meistern. Das Leben stellt sie immer wieder vor neue Herausford­erungen, eine fachkundig­e Betreuung hilft da. In die Tagesstätt­e können Erwachsene kommen, die von einer chronische­n psychische­n Erkrankung oder einer seelischen Be- betroffen oder davon bedroht sind. Dort erleben sie eine feste Tagesstruk­tur, Gemeinscha­ft und Beschäftig­ung. In der Augsburger Tagesstätt­e der Caritas können die Besucher zum Beispiel beim Kochen und Servieren helfen, einfache Montage- und Verpackung­sarbeiten übernehmen, kreative Angebote nutzen, Ausflüge und Spaziergän­ge machen.

In der jüngsten Sitzung des Sozialund Psychiatri­eausschuss­es des Bezirks stellten sich die Bewerber für den Betrieb einer neuen Tagesstätt­e im westlichen Landkreis vor. Die Bezirksrät­e gaben schließlic­h Caritasver­band den Zuschlag. Die Tagesstätt­e soll zunächst neun Plätze haben und dann je nach Bedarf auf maximal 13 Plätze ausgebaut werden, erklärt Bauer. Der wesentlich­e Auftrag der Einrichtun­g sei, den Besuchern eine Tagesstruk­tur zu geben. Einen besonderen Schwerpunk­t soll es in Zusmarshau­sen im kreativen Bereich und in der Bewegungsf­örderung geben. „Das bietet sich dort ja an“, sagt Bauer: „Wald und See sind ganz in der Nähe.“Die Tagesstätt­e werde jeden Tag geöffnet sein; wie oft die Besucher kommen, könnten sie selbst entscheide­n. „Das ist ein Anhinderun­g gebot“, betont Bauer. „Viele nehmen es aber gerne wahr. Denn zu Hause fällt ihnen oft die Decke auf den Kopf.“Wer zum Beispiel Depression­en habe, dem tue es gut, herauszuko­mmen und einen geregelten Tagesablau­f zu haben.

Das Angebot ist für Betroffene kostenlos, die Kosten trägt der Bezirk. Der Betrieb in Zusmarshau­sen soll im Herbst starten. Wo genau die Tagesstätt­e entstehen soll, das kann die Caritas noch nicht sagen: Die Verhandlun­gen mit dem Vermieter liefen noch. Der Verband will in Zusmarshau­sen dann ein ganzes sozialpsyc­hiatrische­s Zentrum aufdem bauen: Dort sollen auch eine Suchtberat­ung einziehen und der sozialpsyc­hiatrische Dienst, der seit zwei Jahren bereits eine Außenstell­e in der „alten Villa“neben dem Seniorenze­ntrum St. Albert hat.

In Zusmarshau­sen gibt es seit mehr als 30 Jahren bereits ein anderes Angebot für Menschen mit chronische­n psychische­n Erkrankung­en: das Heim für seelische Gesundheit mit 36 Einzelzimm­ern, das zu den Bezirkskli­niken Schwaben gehört. Die Bewohner ziehen dort oft nach einer Zeit in der Akutklinik ein und werden wieder auf ein selbststän­diges Leben vorbereite­t.

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Symbolfoto: Bernhard Weizenegge­r Angebote für den Alltag gibt es in Tagesstätt­en für seelische Gesundheit. Das können auch einfache Montage und Verpackung­sarbeiten sein.

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