Film ab! Deutschland kommt nach Rain
Vom 10. bis 13. Mai zeigen Amateurfilmer aus dem ganzen Bundesgebiet in der Tillystadt öffentlich ihre nicht kommerziellen Beiträge und wetteifern um die Siegertrophäen. Organisator Wilfried Berner erzählt, worum es geht
Rain Was bitte sind die DAFF? Und wofür steht das Kürzel BDFA? Beide Buchstabenkombinationen lösen in der breiten Öffentlichkeit eher geringen Wiedererkennungs-Effekt aus. Sie sind in erster Linie in den verschworenen Kreisen der Hobbyfilmer ein Begriff. Dort freilich lassen sie aufhorchen. Denn die Deutschen Autorenfilm-Festspiele (DAFF) des Bundesverbands Deutscher FilmAutoren (BDFA) haben bei Insidern einen guten Klang. Die Teilnahme daran ist quasi der Ritterschlag für all jene privaten Filmemacher, die in der ganzen Republik Filme ohne kommerziellen Hintergrund drehen. Wer von ihnen am Ende mit einem „Obelisken“nach Haus gehen darf, hat beinahe so etwas wie einen „Oscar“errungen – eben den bundesweit höchsten Preis in dieser Sparte.
Vier Tage lang wird das DAFFSpektakel heuer in Rain stattfinden. In der bislang vielleicht kleinsten Stadt aller Austragungsorte – unter denen sich auch Städte wie Hamburg, Dortmund und Krefeld befinden. Am 10. Mai starten die Festspiele in der Dreifachturnhalle der Tillystadt, am 13. Mai enden sie dort mit der „Obelisken“-Verleihung. Dazwischen liegen 50 bis 60 öffentliche, kostenlose Filmvorführungen, Begegnungen mit den Autoren sowie ein Filmball am Samstagabend. Der Filmclub Rain ist Organisator vor Ort. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Wilfried Berner über das bevorstehende Ereignis.
Herr Berner, für Sie und den Filmclub Rain geht es allmählich in den Endspurt. In vier Wochen finden die Deutschen Filmfestspiele der nicht kommerziellen Filmemacher (DAFF) statt. Was bedeutet es, dieses bundesweite Ereignis auszutragen? Wie viel Ehre steckt dahinter, wie viel Arbeit? Wilfried Berner: Es steckt sehr viel Arbeit hinter der Ehre. Aber es ist auf jeden Fall eine Ehre, dass wir als kleiner Filmclub gefragt wurden, ob wir diese Festspiele ausrichten möchten. Dass die Wahl auf uns fiel, liegt wohl an dem sehr guten Feedback, das wir als Ausrichter der „Bayerischen Filmfestspiele 2014“bekommen haben. Der bayerische Verband war damals sehr begeistert und hat uns empfohlen. Uns war klar, dass ein Verein mit elf Mitgliedern dieses Event nicht alleine bewältigen kann. Wir haben Unterstützung anderer Rainer Vereine und Privatpersonen. Auch die Stadt Rain hilft uns.
Und wie finanziert sich das Spektakel? Berner: Die Finanzierung läuft über Zuschüsse vom Bundes- und Lan- desverband. Aber der größere Teil kommt von Sponsoren, die uns mit Anzeigen in unserer Dokumentation unterstützen. In dieser Dokumentation ist alles zusammengefasst, was an den vier Festival-Tagen passiert.
Gezeigt werden 50 bis 60 Beiträge, die sich in den gerade laufenden Wettbewerben für das DAFF qualifizieren. Also das Beste, was der deutsche Amateurfilm zu bieten hat. Was muss man sich inhaltlich vorstellen? Mit welcher Art Filme kann das Publikum rechnen? Berner: In den Filmblöcken laufen kleine Spiel-, Natur- und Reisefilme, Dokumentationen, Animationen und Zeichentrick. Es ist einfach für jeden etwas dabei. Die Filme haben verschiedene Laufzeiten bis zu einer maximalen Länge von 20 Minuten.
Werden auch Produktionen örtlicher Mitglieder gezeigt? Berner: Es wird ein Film unseres Helmut Savini bei den Festspielen laufen. Als Ausrichter haben wir das Privileg, mit einem Beitrag zu starten.
Veranstalter ist der BDFA. In ihm sind rund 130 Filmclubs organisiert. Das sind etwa 2400 Mitglieder. Mit welchem Ansturm rechnen Sie in Rain? Wie viele Anmeldungen gibt es? Berner: Mit Zahlen aufzuwarten, ist derzeit fast unmöglich. Wir als Ausrichter können uns nur an unseren Vorgängern orientieren. Die bisherigen Anmeldungen im Internet laufen sehr gut. Da ja die meisten Sieger erst im Laufe des Aprils ermittelt werden und erst eine Woche vor den Filmfestspielen fest stehen, dürfte da noch einiges kommen. Wie groß der Ansturm in Rain wird, hängt von vielen Faktoren ab. Auch das Wetter spielt eine Rolle. Aber jeder, der sich ein paar unterhaltsame nette Filme anschauen will, sollte auf jeden Fall vorbeischauen.
Der BDFA tritt in der Wahrnehmung der breiten Öffentlichkeit wenig in Erscheinung. Gemessen an kommerziellen Kino- und TV-Produktionen passieren die meisten Aktivitäten – auch Wettbewerbe – in einem Bereich, in dem die Filmemacher unter sich bleiben. Ist dieser Eindruck richtig? Und wenn ja, warum ist das so? Berner: Keinesfalls möchten die Filmer unter sich bleiben. Aber da ja kein finanzielles Ziel dahinter steht, kann sich ein Autor sehr viel Zeit lassen bei seiner Produktion. Erst wenn ihm sein Film gefällt, wird er sich dem Publikum stellen. Zuerst holt er die Meinung der Clubmitglieder ein und dann stellt er sich eventuell dem Wettbewerb. Der Autor hat keinen Abgabezwang wie ein Filmschaffender bei einer Redaktion. Er kann sich Wochen, Monate, auch Jahre Zeit lassen, seinen Film fertigzustellen. Auch hat er keine Werbemaschine hinter sich, die sein Produkt vermarktet. Er freut sich, wenn das Publikum applaudiert. Sicherlich werden sich – wie bei jedem Hobby – Gleichgesinnte treffen und austauschen. Wir freuen uns über jeden Besucher, der zu uns stößt und sich mit Filmen beschäftigt.
Weshalb sollen die Zuschauer zu den DAFF nach Rain kommen? Was nehmen sie von den Festspielen mit? Berner: Sie können für ein paar Stunden den Alltag vergessen, in ferne Länder reisen, über kurze Geschichten lachen, über unterhaltsame Filme. Vielleicht entdeckt auch unser Publikum, wie es andere Menschen mit gefilmtem Material von Reisen oder den gedrehten Erlebnissen von zu Hause begeistern kann.
Warum ist dem BDFA das Wort „Amateur“nicht so sympathisch. Die Filmemacher sind doch Amateure in dem Sinn, dass sie nicht beruflich drehen? Berner: Amateur bezeichnet ja im Französischen den Liebhaber. Jemanden, der sein Hobby liebt aber davon nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Zudem haben wir das Filmen ja nicht in Form einer Ausbildung gelernt. Früher stand die Abkürzung BDFA für „Bund Deutscher Filmamateure“. Die wurde aber geändert in die Bezeichnung „Bund Deutscher Film-Autoren“Der Begriff Amateur sagt sehr wenig über dessen Sachkenntnis aus, die durchaus professionelles Niveau haben kann. Dagegen wird der Begriff „amateurhaft“abwertend im Sinne von „nicht auf professionellem Niveau“gebraucht. Und es gibt viele Produktionen sogenannter Amateure, die besseres Niveau haben als solche, die in Auftrag gegeben wurden. Es wird einen Filmball geben. Das klingt glamourös. Wie darf man sich diesen Ball vorstellen? Berner: Der Ball ist eine Plattform für den BDFA, besondere Ehrungen vorzunehmen. Auch bietet er die Möglichkeit für Filmer, die sich seit Langem kennen, wieder miteinander zu plaudern. Auch für ein Rahmenprogramm ist gesorgt: Der Faschingsclub präsentiert seine Garde und die Roaner Trachtler zeigen ihr Können. Zur Unterhaltung spielt die Band Cornelius & Friends und im Eintrittspreis ist auch ein Menü enthalten. Kommen kann jeder, der einen abwechslungsreichen Abend mit Tanz genießen möchte.
Welche wichtigen Persönlichkeiten/ Verbandsfunktionäre werden in Rain dabei sein? Kommen „Promis“? Berner: Vor Ort wird natürlich der Veranstalter sein. Dieser ist vertreten durch den BDFA-Präsidenten Markus Siebler aus Gerolsbach bei Schrobenhausen. Für ihn ist dies ein Heimspiel. Auch der Vorsitzende des Landesverbandes Film- und Video Bayern, Adalbert Becker aus Nürnberg, wird zu Gast sein. Der Landesverband Bayern ist zugleich mit dem Filmclub Rain Ausrichter. Natürlich erwarten wir politische Prominenz zur Eröffnungsfeier und am Sonntag bei der Matinee mit Verleihung der Obelisken. »Kommentar
Info Weitere Info zum Filmfestival in Rain, das Programm sowie die Möglich keit zur Anmeldung gibt es im Internet un ter www.daff2018.de oder telefonisch bei Wilfried Berner, 0 90 90/92 08 08.