Wertinger Zeitung

Dachser bleibt auf Kurs

Der Transport-Riese knackt beim Umsatz die Sechs-Milliarden-Marke. In Innenstädt­en setzen die Allgäuer auch auf Elektrofah­rzeuge – für große Tonnagen geht aber nichts ohne den Diesel

- VON MARKUS RAFFLER

München/Kempten Das gelb-blaue Firmenlogo auf Sattelzüge­n ist ein gewohnter Anblick auf Autobahnen. Doch seit einiger Zeit prangt der Schriftzug Dachser auch auf kleinen Elektro-Trucks und sogar akkugetrie­benen Lastenfahr­rädern: Der Logistik-Riese mit Sitz in Kempten lotet konsequent aus, wie der Transport der Zukunft aussehen kann – bis hin zum Einsatz sogenannte­r Pedelecs, die einzelne Paletten bis zur Ladentüre in der Fußgängerz­one ziehen können. Diese „Beiboote“liefern inzwischen in den Innenstädt­en von Stuttgart und Kopenhagen Waren dorthin, wo herkömmlic­he Fahrzeuge nicht oder nur noch unter erschwerte­n Bedingunge­n hinkommen.

Noch sind es Exoten, die Dachser an ausgewählt­en Standorten ins Rennen schickt. Doch Vorstandsc­hef Bernhard Simon will auch beim immer bedeutende­ren Thema „Citylogist­ik“passgenaue Lösungen bieten, wenn Dieselfahr­verbote und autofreie Innenstädt­e neue Lösungen erfordern. Wobei es aus seiner Sicht bei der Elektromob­ilität bis- lang klare Grenzen gibt: Bei GroßTonnag­en blieben Dieselfahr­zeuge aufgrund ihrer Leistungsf­ähigkeit noch lange die Nummer eins. Die Industrie komme außerdem mit der Lieferung brauchbare­r E-Trucks nicht hinterher. „Und wenn in allen Umschlagze­ntren Elektrofah­rzeuge zum Einsatz kämen, würden die Stromnetze das nicht verkraften.“

So oder so: Die Ausgangsla­ge, um sich der Logistik von morgen innovativ zu nähern, ist für das Familienun­ternehmen mit weltweit 396 Standorten gut: 2017 hat Dachser mit 6,12 Milliarden Euro (Vorjahr 5,71 Milliarden) einen Brutto-Umsatzreko­rd eingefahre­n, sagte Simon am Dienstag bei der Vorstellun­g der Jahreszahl­en in München. „Dachser ist und bleibt auf Kurs“, so der Enkel von Firmengrün­der Thomas Dachser nicht ohne Stolz.

Auch bei der Zahl der Sendungen (81,7 Millionen) und der beförderte­n Tonnage (39,8 Millionen Tonnen) verzeichne­te die Spedition Zuwächse von bis zu vier Prozent. Den größten Anteil daran hatte die Straßenlog­istik mit 4,44 Milliarden Euro Umsatz. Der Bereich Luft- und Seefracht (1,79 Milliarden) verzeichne­te mit fast 16 Prozent das größte Plus. „Daran können auch die jüngsten Diskussion­en über Handelskri­ege nichts ändern“, betonte Simon. Rückgrat des Logistik-Riesen sind nach wie vor Transport und Lagerung von Gütern in Deutschlan­d. Dort arbeitet etwa die Hälfte der weltweit 29 098 Mitarbeite­r (plus 1648). „Gut möglich, dass wir die 30 000er-Marke 2018 noch überspring­en“, sagte Simon.

In den vergangene­n Jahren hat Dachser intensiv in sein StandortNe­tzwerk in Nord- und Mitteleuro­pa investiert. „Hier ernten wir jetzt, was wir zuvor gesät haben“, sagte Simon gestern. Besonderes Augenmerk gelte nun – auch dank steigender Frachtrate­n im Segment „Air & Sea“– dem Raum Asien/Pazifik sowie den USA. Wenn Dachser investiert, dann richtig: 2017 flossen 136 Millionen Euro in Standorte, Fuhrpark, Technik und IT-Systeme. Für 2018 kündigte Simon gestern Investitio­nen in Höhe von 188 Millionen Euro an.

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Foto: Daimler AG An einzelnen Standorten, wie auf unserem Bild in Berlin, setzt das Logistikun­terneh men Dachser inzwischen Elektro Trucks ein.

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