Wertinger Zeitung

Tote Fische in der Laugna

Das Flüsschen ist im Abschnitt zwischen Bocksberg und Geratshofe­n „fast tot“, weil tagelang aus einem Silo Flüssigkei­t ausgelaufe­n ist. Polizei und Ämter ermitteln

- VON HERTHA STAUCH

Tagelang ist aus einem landwirtsc­haftlichen Silo Flüssigkei­t ausgelaufe­n und in der Laugna gelandet. Jetzt klagen die Fischer über tote Tiere im Flüsschen.

Laugna Bocksberg Vermutlich über mehrere Wochen hinweg gelangte eine Flüssigkei­t aus dem Silo einer Biogasanla­ge über einen landwirtsc­haftlichen Entwässeru­ngsgraben in die Laugna. Die Folge: Zwischen Bocksberg und bis kurz hinter dem Dorf Laugna ist das Flüsschen „fast tot“. Dies berichtet ein Vertreter der Fischereig­enossensch­aft Untere Zusam, als einer von mehreren Pächtern dieses Flussberei­ches. In diesem Abschnitt sei bis auf wenige Arten alles Leben verendet – allen voran die Forellen, Äschen und Edelkrebse.

Wie erst jetzt bekannt wurde, waren Polizeibea­mte und Vertreter des Wasserwirt­schaftsamt­es bereits am 10. April in Bocksberg vor Ort, um sich ein Bild von dem Umweltscha­den zu machen, den die Fischereip­ächter angezeigt hatten. Die Leiterin der Polizeista­tion Wertingen, Martina Guß, berichtet von einem „Sickerwass­er aus einem Silo“, das aus einem landwirtsc­haftlichen Betrieb in die Laugna gelangt ist. Es seien Wasserprob­en entnommen worden – die Ermittlung­en dauern an.

Die Mitglieder der Fischereig­enossensch­aft Untere Zusam sind schockiert. Am Karfreitag noch wollten sie ihrem Hobby nachgehen – „kein Fisch mehr in der Laugna“. Das Flüsschen sei ein „Top-Gewässer“mit reichhalti­gem Leben gewesen. In einem Abschnitt von 50 Metern Flusslänge seien in der Laugna 60 Bachforell­en vorgekomme­n, schwärmt ein Verbandsmi­tglied, Standard seien auf einen Kilometer 1000 Bachforell­en.

Auch die seltene Müllkoppe sei noch im Gewässer vorgekomme­n, ebenso die Äsche, von der nun keine Spur mehr vorhanden sei. Die Fischer wurden selbst tätig, um den Schaden zu bemessen und trafen sich vergangene­n Montag zum Testfische­n, das sie auf einer Länge von vier Kilometern von Bocksberg aus in Richtung Geratshofe­n-Wertingen durchführt­en.

Das Ergebnis sei verheerend gewesen, berichten sie. Es seien nur noch Fische vorhanden, die es auch in schlechtem Wasser aushalten. Eine Woche vor dem Unglück sei die Laugna noch mit Jungfische­n besetzt worden, von denen keine mehr vorhanden waren. Das Leben in der Laugna sei fast gänzlich erloschen, da auch „die Kleinlebew­esen auf dem Gewässergr­und komplett weg sind“.

In Kürze hätten sich Algen und Schlamm gebildet, was zur Folge hat, dass die Tiere sterben. „Das Schlimmste ist der Tod der Edelkrebse, die wir vor ´zig Jahren eingesetzt haben und die sich wunderbar über die ganze Laugna ausgebreit­et haben“, berichtet ein Genossensc­haftsmitgl­ied. Den Tod der Krebse beziffert er finanziell als einen Schaden in Höhe von 20- bis 25000 Euro. Um den Gesamtscha­den zu bemessen, lässt der Verband nun ein Gutachten von seinem Fachberate­r erstellen.

Wie reich an Leben die Laugna ist, sei im Flussabsch­nitt zwischen Laugna und Emersacker zu erkennen. Dieser Teil des Gewässers ist nicht von der Verunreini­gung betroffen. Auch dort hat der Fischereiv­erband kontrollie­rt und festgestel­lt, dass „dort die Welt noch in Ordnung ist“. In diesem Flussberei­ch laichen die Fische sogar selbst ab und „man sieht bis auf den Gewässergr­und“.

Für die Fischer und die Naur ist der Vorfall ein schwerer Schlag. Die Fischer scheuen sich, ihre Identität preiszugeb­en, weil sie keinen Konflikt mit den Landwirten heraufbesc­hwören wollen.

Doch die intensive Landwirtsc­haft sei insgesamt ein Problem für Gewässer, berichten sie. Obwohl es verboten sei, würden Landwirte immer noch mit ihrem Güllefass Wasser aus den Flüssen ziehen – „die schaffen auf Kosten der Natur“. Es sei traurig, sagt ein Verbandsmi­tglied.

Erst vor zwei Jahren sei im Rahmen eines Artenschut­zprogramms die Äsche in der Laugna wieder angesiedel­t worden. „Und nun ist sie komplett weg“.

 ?? Foto: Fischereiv­erband Untere Zusam ?? Tagelang lief Sickerwass­er aus einem landwirtsc­haftlichen Silo in die Laugna. Jetzt gibt es von Bocksberg bis kurz hinter Laugna kein Lebewesen mehr im Flüsschen. Der Fischereiv­erband, Polizei und Behörden ermitteln.
Foto: Fischereiv­erband Untere Zusam Tagelang lief Sickerwass­er aus einem landwirtsc­haftlichen Silo in die Laugna. Jetzt gibt es von Bocksberg bis kurz hinter Laugna kein Lebewesen mehr im Flüsschen. Der Fischereiv­erband, Polizei und Behörden ermitteln.

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