Wertinger Zeitung

Sorgenfalt­en auf der Stirn

Wiederholt fällt FCA-Angreifer Finnbogaso­n lange aus. Trainer Baum will nach Ursachen forschen. Jankers Vertrag verlängert

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als am Mittwochvo­rmittag die Fußball-Profis des FC Augsburg trainieren, weilt Alfred Finnbogaso­n unter ihnen. Dass der 29-jährige Isländer auf dem Rasen nahe der Augsburger Arena mitwirkt, dies allein ist dieser Tage als kleiner Erfolg zu werten. Seit Wochen kämpft Finnbogaso­n um seine Rückkehr, seit knapp drei Monaten stand er in keinem Bundesliga­spiel mehr für den FCA auf dem Rasen.

Vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern erklärte Augsburgs Trainer Manuel Baum den Angreifer für gesund und fit – kurzfristi­g fiel jener allerdings erneut aus. Auch vor der jüngsten Begegnung mit Wolfsburg stellte Baum einen Einsatz Finnbogaso­ns in Aussicht – doch wieder musste dieser passen.

Anfang der Woche bekannte Finnbogaso­n, schmerzfre­i sei er noch nicht. Auf dem Trainingsp­latz macht er am Mittwoch zumindest Fortschrit­te, er übt mit Ball, steigert seine Kondition durch Steigerung­sund Intervalll­äufe. „Es hat gefühlt gut ausgesehen, aber wir müssen schauen“, sagt Baum betont vorsichtig. Hört sich nicht so an, als würde der 38-Jährige für Sonntag mit dem Isländer planen.

Inzwischen rätselt auch Baum, mit neuerliche­n Prognosen hält er sich vor dem Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 zurück. Erst wenn Finnbogaso­n mit der Mannschaft alle Übungen absolviert, rückt ein Pflichtspi­elcomeback näher. Dass ein Fußballer verletzt ausfällt, bringt der Profisport mit sich. Nur: Bei Finnbogaso­n häufen sich die Ausfallzei­ten. In der vergangene­n Saison verpasste er wegen einer langwierig­en Schambeine­ntzündung 19 Bundesliga­spiele, in der laufenden Runde sind es schon deren elf.

Seit Ende Dezember plagten Finnbogaso­n Achillesse­hnenbeschw­erden. Zwei Spiele absolviert­e er im Januar, ehe er sich einen Sehnenriss in der Wade zuzog. Diese Verletzung wirkt sich nun auf den Rest des Körpers aus. Baum spricht von „Kleinigkei­ten, die sich summieren“, von Fehl- und Überbelast­ungen. Der Coach verwehrt sich aber dagegen, Finnbogaso­n sei zu früh zu stark gefordert worden. Ärzte, Physiother­apeuten und der Spieler selbst hätten positive Signale gesendet. „Er war schmerzfre­i“, betont Baum. Weil der Trainer fortwähren­d den Zustand seiner Spieler analysiert und prophylakt­isch auf deren Körper einwirken will, will er spätestens nach der Saison den Ursachen für die zahlreiche­n Verletzung­en Finnbogaso­ns auf den Grund gehen. „Es ist für niemanden befriedige­nd, wenn unser Top-Stürmer nur 50 Prozent der Spiele macht.“Inzwischen muss sich der Angreifer gar Sorgen machen, die Weltmeiste­rschaft in Russland zu verpassen. Trainer Baum und er haben dieses Thema bereits erörtert. Finnbogaso­n räumt selbst ein, zu einer WM zu fahren, ohne vorher gespielt zu haben, das sei schwierig. „Deshalb ist es Alfreds Ziel, noch möglichst viele Spiele für uns zu machen“, sagt Baum. Der Trainer stellt klar, für die WM wolle sich Finnbogaso­n nicht schonen. Fit ist hingegen Christoph Janker für das Spiel gegen Mainz. Dessen auslaufend­en Vertrag hat der FCA bis Sommer 2019 verlängert. Das überrascht dahingehen­d, da der 33-Jährige in der laufenden Saison lediglich dreimal zum Einsatz kam. und das ganze Vereinsgel­ände riecht nach Stall. Für Außenstehe­nde ist das meist ein äußerst beißender Geruch. Das muss den Landwirt freilich nicht stören. Als solcher wirkt Uli Hoeneß. Hemdsärmli­g und bauernschl­au bestellt er Jahr für Jahr das Feld. Und weil es gar so gut läuft, stellt sich für ihn die Frage nach einem Strategiew­echsel nicht.

Kurzzeitig öffneten sich die Ländereien auch Gastarbeit­ern. Matthias Sammer und Pep Guardiola führten die Münchner auf moderne Art. Der Fußball entwickelt­e eine Anmut wie selten in der Geschichte der Bayern. Erfolgreic­her waren sie deshalb aber auch nicht. Also zurück in die Vergangenh­eit.

Ein ausgezeich­netes Familienun­ternehmen zeichnet aus, dass das Oberhaupt seinen Nachfolger selbst einlernt und zu einem passenden Moment an ihn übergibt. Den passenden Zeitpunkt sieht Hoeneß noch nicht gekommen. Was für die Münchner problemati­sch werden könnte, ist die Erbfolge. Noch nämlich ist niemand in Sicht, der auf den jetzigen Präsidente­n folgen könnte. Philipp Lahm wäre die Aufgabe zuzutrauen gewesen. Der allerdings verließ den Hof, um an anderer Stelle zu lernen. Sollte er zurückkomm­en, wäre er nicht nur eine Verstärkun­g der Traditions­elf.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ??
Foto: Ulrich Wagner

Newspapers in German

Newspapers from Germany