Lösungsmittel bei Killisperger ausgelaufen
20 000 Liter eines schädlichen Gemischs treten am Wochenende aus. Die Schutzmechanismen greifen
Wertingen Geratshofen Verwunderung in Geratshofen: Seit Tagen laufen dort Grabungsarbeiten auf dem Gelände der Transportfirma Alois Killisperger. Was war geschehen?
In der Nacht von Freitag auf Samstag stand auf dem Gelände ein Transportfahrzeug der Firma, welches mit 20000 Litern eines Gemischs aus Wasser und Lösungsmitteln betankt war. In der Nacht lief dieses Gemisch auf dem Hof der Firma aus, wie erst jetzt von der Polizei bekannt gemacht wurde. Der Fahrer entdeckte dies gegen 6 Uhr am Samstagmorgen, wie der Geschäftsführer Alois Killisperger berichtet.
Ein Dichtungsring an dem Lkw war ein der Nacht explosionsartig geplatzt und die Flüssigkeit anschließend ausgelaufen. Das Gemisch war von Killispergers Mitarbeitern zuvor bei einer anderen Firma abgeholt worden, um es zu einer Verbrennungsanlage zu fahren, da es sich um ein Abfallprodukt handelt. Offensichtlich hatte sich im Inneren des Tanks ein Überdruck gebildet. Killisperger glaubt, dass das Mischverhältnis von der auftraggebenden Firma nicht korrekt beachtet wurde. Das habe eine „chemische Reaktion“ausgelöst. Auch die Polizei weiß noch nicht mehr. Man ermittle in „alle Richtungen“, sagte Martina Guß von der Wertinger Polizeistation. Gezielte Fremdeinwirkung schloss die Beamtin allerdings aus.
Doch was sich zu einer kleinen Umweltkatastrophe hätte entwickeln können, ging glimpflich aus – die Schutzmechanismen griffen allesamt. Das schädliche Gemisch floss auf dem betonierten Firmengelände über Gullys in einen Auffangbehälter, sagt Killisperger. Diese „Rigole“, welche sich unter dem Grünstreifen im Außenbereich des Firmengeländes befindet, ist ein Auffangbecken aus Kunststoff, welches rund 60000 Liter fasst. Dieses konnte laut Killisperger die Lösungsmittelflüssigkeit davon abhalten, in die Kanalisation oder das Grundwasser einzudringen. Das Landratsamt Dillingen bestätigte das auf Anfrage unserer Zeitung. Gemeinsam mit der Gottmannshofener Feuerwehr wurden die Rückstände des Unfalls beseitigt. Mit Bindemittel wurde die auf dem Hof verbleibende Flüssigkeit behandelt. Die Hofkanalisation der Firma wurde von den ehrenamtlichen Helfern noch mit speziellen „Absperrblasen“versehen, sagt der Kommandant der Gottmannshofener Feuerwehr, Thomas Schuhwerk. Insgesamt waren 20 Ehrenamtliche im Einsatz „Von der Feuerwehr haben wir tolle Hilfe bekommen, da sind wir sehr dankbar“, sagt Killisperger. Die Rigole wurde mit Baggern an drei Stellen freigesetzt, um mit Schläuchen das Lösungsmittel abzusaugen, erklärt Schuhwerk. In den Augen des Feuerwehrmannes war es Glück im Unglück. „Gott sei Dank hat es nicht geregnet. Sonst hätte das Lösungsmittel auch in die Kanalisation der Stadt gelangen können“, sagt der Feuerwehrmann.
Das ausgebaggerte Material, welches noch Rückstände des Lösungsmittels beinhalten könnte, wurde speziell abgedeckt. Das sagt Christa Marx vom Landratsamt. Von der Firma sei ein unabhängiger Sachverständiger eingesetzt worden, der nun den Aushub an der Rigole noch einige Tage kontrolliere, um Schäden an der Umwelt völlig auszuschließen.