Die „Mikwe“in Buttenwiesen ist wertvoll
Noch dieses Jahr soll die „Mikwe“, ein rituelles jüdisches Badhaus, wieder aussehen wie früher. Gemeinde und Landratsamt sehen hier eine besondere Stätte. Der Kreis greift deshalb tiefer in die Tasche
Der Landkreis schießt für die Restaurierung des jüdischen Badehauses mehr Geld zu. Die Situation in Buttenwiesen ist einzigartig.
Buttenwiesen Es ist ein besonderes Erbe, das Buttenwiesen beherbergt. Und es sieht auf den ersten Blick wahrlich nicht danach aus. Mehr als 300 000 Euro werden in die Renovierung eines Gebäudes fließen, das derzeit noch wie eine kleine, unscheinbare Bruchbude aussieht. Lediglich ein Hinweisschild mit dem Ausschnitt eines Davidsterns lässt den Außenstehenden erahnen, das sich hier etwas Besonderes verbirgt. Mit den Worten von Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner: „Ein herausragendes Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung!“
Das neben dem jüdischen Friedhof gelegene Häuschen war früher eine „Mikwe“, ein jüdisches Badehaus. Allerdings waren die hier stattfindenden Waschungen ritueller Art und dienten nicht der Körperhygiene, wie Wertingens Archivar Dr. Johannes Mordstein erklärt. „Wie lange das Gebäude tatsächlich für die rituellen Waschungen genutzt wurde, verliert sich im Dunkel der Geschichte“, erzählt Mordstein. Sicher ist, dass die Nazis das Haus beschlagnahmten und dort unter anderem Gefangene unterbrachten.
Diese Opfer der Naziherrschaft haben an die Wände der Mikwe geschrieben. Darauf stießen die Arbei- ter, als sie die Wände vom Putz der vergangenen Jahre befreiten. „Für mich ist es das Eindrucksvollste an diesem Gebäude“, sagt die Architektin Nele, die mit der Restaurierung der Mikwe beauftragt ist. Insgesamt ist diese in einem schlechten Zustand, laut Reichel gebe es praktisch keinen Bereich, der nicht überarbeitet werden muss. Doch der Zeitplan für die Fertigstellung ist ambitioniert: Schon dieses Jahr soll sie abgeschlossen sein.
Im Inneren des um 1860 errichteten Gebäudes befindet sich ein Tauchbecken, welches ein Zimmer einnimmt und noch komplett erhalten ist. Derzeit ist es lediglich abgedeckt. Hier führten die Buttenwiesener Juden früher ihre Waschungen durch – nur im Zustand ritueller Reinheit dürfen gläubige Juden an vielen religiösen Bräuchen teilhaben. Frauen mussten diese in dem Bad etwa während der Menstruation wieder herstellen. Mordstein vermutet, dass die Mikwe schon einige Zeit vor der Machtergreifung der Nazis nicht mehr genutzt wurde. Viele Juden hätten sich solche rituellen Becken zuhause eingerichtet – vielen behagte es wohl nicht, diese Bräuche in der Öffentlichkeit auszuführen.
Dennoch: Landrat Leo Schrell ist ebenso wie Kaltner überzeugt von der besonderen Bedeutung des Gebäudes, welches zusammen mit dem Friedhof und der Synagoge ein sehr spezielles Ensemble bilde. „Nach unserer Kenntnis ist das deutschlandweit einzigartig“, sagt Schrell. Auf diese Einzigartigkeit hat sich der Landkreis auch berufen, um die Arbeiten der Gemeinde stärker als üblich zu unterstützen. Auf Initiative von Kreis- und Bezirksrat Dr. Johann Popp hin würdigt der Kulturausschuss des Kreises die besondere Bedeutung, indem er das Projekt mit einem freiwilligen Zuschuss, insgesamt 25000 Euro, fördert. Buttenwiesen wird laut Kaltner rund 50 000 Euro selbst zahlen. Landrat Schrell ist der Gemeinde für die Renovierung und museale Gestaltung dankbar. Durch die Restaurierung werde „in besonderer Weise der Verpflichtung gegenüber unseren ehemaligen jüdischen Mitbürgern Rechnung getragen.“»Diese Woche