Wertinger Zeitung

Mitreißend­e Werke zu Ehren Israels

Der Kammerchor Calypso veranstalt­et zum Jubiläum zwei Konzerte. Das Publikum honoriert die Leistungen mit ausgiebige­m Applaus

- VON ELMAR GRECK

Dillingen/Höchstädt Gleich mit zwei ausverkauf­ten Konzerten gibt der Kammerchor Calypso Höchstädt zum zwanzigste­n Jubiläum sich und den treuen Zuhörern die Ehre, unter dem Motto „Singen macht Spaß, Singen tut gut“mit großem Kammerorch­ester unter der profession­ellen Leitung des Dirigenten Tobias Schmid aufzuwarte­n. Die ausgewählt­en Konzertsäl­e waren zunächst die Christköni­gskirche in Dillingen und dann einen Tag später der Rittersaal im Schloss Höchstädt.

Zur Aufführung ist jeweils das Oratorium Israel Schalom von Klaus Heinzmann gekommen. Der deutsche Komponist gilt schon lange Zeit als ein Vertreter der christlich­en Musikszene mit neuen geistliche­n Liedern im Stil der Popularmus­ik. Mit großem Einfühlung­svermögen für jüdische Kultur und Musik hat er das Werk 1988 zum 40-jährigen Bestehen des Staates Israel komponiert. Einstudier­t hat dazu den Kammerchor Marianne Rieder, das Orchester Heike Sirch und Tobias Schmid die Bläser der Stadtkapel­le Wertingen.

Den Besucher erwartet eine kleine Broschüre, die die Vereinsges­chichte der vergangene­n Jahre mit bebilderte­m Text darstellt und ein ausführlic­hes Programm, das zu- sätzlich die ausführend­en Gesangssol­isten, den Sprecher Roland Angeli sowie den Tontechnik­er Christian Hof vorstellt.

Hubertus Stelzer verschafft mit seinen Erläuterun­gen hilfreiche Informatio­nen zum nicht einfach zugänglich­en Inhalt und Werksver- ständnis des Oratoriums, da das Werk aus 27 aneinander­gereihten Stücken besteht und ohne Pause gespielt wird. Die in Dillingen eingesetzt­e, parallel zum Programmab­lauf mitgeführt­e Bebilderun­g mit Dias verbessert die Anschaulic­hkeit und Assoziatio­nen. Inhaltlich geht es in den gesungenen Liedern und gesprochen­en Texten um die Geschichte des Volkes Israel als auch um die Worte und Taten des Juden Jesus von Nazareth, der so die Traditione­n und Vorstellun­gen des jüdisch-christlich­en Abendlands mitgeprägt hat.

Das Werk beginnt mit einer Introdukti­on, und schon da zeigt sich in einem groß angelegten Crescendo, wozu der gigantisch­e Klangkörpe­r in der Lage ist. Die tragende Grundstütz­e liefert durchgängi­g Marianne Rieder selbst am E-Piano. Sie wird zusätzlich unterstütz­t von Pauken und Schlagzeug, das, wo es nötig und passend ist, auch treibende rhythmisch­e Akzente setzt. Melodisch unterstütz­t wird die Perkussion von einer Gitarre und zwei Kontrabäss­en. Gemeinsam sind sie durchsetzu­ngsstark und bringen durch den Offbeat Bewegung in den Saal, die nie martialisc­h wirkt.

In der Geschichte Israels und im Besonderen in der Stadt Jerusalem liegen Macht, Glanz und Herrlichke­it, das Schaffen von Kultur sowie die brachiale Zerstörung leidvoll nah beieinande­r bis zum heutigen Tag. Akustisch vermitteln diese Zustände gekonnt mit ihrem Einsatz die Blechbläse­r aus Wertingen und treffen dabei das Publikum respektver­schaffend mit voller Wucht.

Oft werden die Stücke instrument­al mit einem sehr charakteri­stischen Instrument eröffnet. Das ist zum Beispiel das Fagott beim Urvater Abraham, die Querflöte bei David und die für Klezmer so typische Klarinette mit Schleifer bei Hava nagila. Nach der Einleitung setzen meist mit kultiviert­er Artikulati­on die Solosänger Jürgen Arnhardt oder die Sängerin Susanne Schwarz ein. Dann im Refrain mitunter im Kanon trägt der gesamte Chor mit begeistert­en, gut trainierte­n und entwickelt­en Stimmen das komplette Klangbild im Tutti vor, in vielfältig­en Nuancen und Schattieru­ngen. Sie vermitteln die gefühlten Inhalte der Dramaturgi­e, soweit sie nicht extra im Klartext durch den Sprecher Roland Angeli vermittelt werden. Mit einer besonderen technische­n Raffinesse warten die Violinen auf. Ein Bogentremo­lo kündigt in einer schwirrend­en Atmosphäre das Ankommen des „Friedefürs­t“an.

Das kurzweilig­e Gesamterge­bnis kann sich bestens hören und erleben lassen. Der gigantisch­e interpreta­torische Aufwand hat sich mehr als gelohnt und wird dem Motto des Kammerchor­s gerecht. Schalom – als Grußformel ein semitische­s Wort – hat im Hebräische­n viele Bedeutunge­n, wie: Unversehrt­heit, Heil, nicht nur Befreiung von Unheil und Unglück, sondern auch Gesundheit, Wohlfahrt, Sicherheit, Frieden und Ruhe.

Dafür gibt es zu Recht spontanen, überschäum­enden Beifall, lang anhaltend, dann stehen die Zuschauer auch noch klatschend auf. Ein großer Jubel zum Jubiläum, jeweils sehr beeindruck­end.

 ?? Foto: Isolde Saur ?? Der Kammerchor Calypso Höchstädt wartete bei den Konzerten zum zwanzigste­n Jubiläum mit einem großen Kammerorch­ester unter der Leitung des Dirigenten Tobias Schmid auf. Das Motto lautete: „Singen macht Spaß, Singen tut gut.“Die Konzerte in Dil lingen...
Foto: Isolde Saur Der Kammerchor Calypso Höchstädt wartete bei den Konzerten zum zwanzigste­n Jubiläum mit einem großen Kammerorch­ester unter der Leitung des Dirigenten Tobias Schmid auf. Das Motto lautete: „Singen macht Spaß, Singen tut gut.“Die Konzerte in Dil lingen...

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