Popstar hinterm Propeller: Das Ende des „Roten Barons“
Tiefkühlpizzen sind nach ihm benannt, Autohändler, Restaurants, Computerspiele. Snoopy nahm ihn im Cartoon ins Visier, Matthias Schweighöfer spielte ihn im Kino. Kinder können seine rote Fokker, das berühmte Jagdflugzeug, mit Legosteinen nachbauen. Manfred Freiherr von Richthofen, der berühmteste Jagdflieger des Kaiserreichs – er wurde bereits im Ersten Weltkrieg wie ein Popstar gefeiert und danach erst recht zur Marke. In seinen knallrot gestrichenen Doppel- und Dreideckern soll Richthofen rund 80 Flugzeuge vom Himmel geholt haben. In der Heimat feiern sie ihn dafür als „Roten Baron“, die Gegner fürchten und respektieren den „Roten Teufel“. Bis er am 21. April 1918 über Nordfrankreich abgeschossen und erschossen wurde – wohl nicht im Luftkampf, sondern hinter feindlichen Linien von einem Maschinengewehr-Schützen am Boden.
Auch die Nazis schlachten sein Heldentum für Propagandazwecke aus. Vor allem eine Szene wurde unzählige Male erzählt: Manfred von Richthofen sitzt in seiner Fokker auf der Jagd nach feindlichen Fliegern; er stellt in dem Dreidecker einem Engländer nach und nimmt ihn unter Beschuss; als er sieht, dass der sich wegen einer Ladehemmung seines Maschinengewehrs nicht wehren kann, stoppt er den Angriff, zwingt den Engländer zu landen – und begrüßt ihn am Boden freundlich, bietet ihm eine Zigarette an. Ritterlichkeit – das ist die Botschaft. Historiker Joachim Castan, Autor einer Richthofen-Biografie, zweifelt an diesem Mythos. Was genau in der Luft damals geschah, sei ungewiss, an anderer Stelle habe der Baron aber auch auf kampfunfähige Gegner „draufgehalten“. Tatsächlich hätten nur 33 der über 100 vom Baron abgeschossenen Piloten und Besatzungsmitglieder überlebt. Richthofen, zum Zeitpunkt seines Todes gerade mal 25, sei vor allem Jäger gewesen. Er sammelte Trophäen, strebte nach Ruhm, nach Abschussquoten. Andere Leidenschaften sind ihm fremd, auch Frauen spielen keine Rolle – trotz vieler Bewunderinnen. Vier Monate nach seinem ersten Abschuss wird ihm 1917 eine eigene Jagdstaffel unterstellt. Im gleichen Sommer trägt er dann in einem Luftkampf eine Schusswunde an der Stirn davon. Die Kugel lähmt ihn und macht ihn blind – allerdings nur für einige Momente. Es gelingt ihm, seine Maschine zu landen, bevor er bewusstlos wird. Gegen den Rat der Ärzte ist er schon nach kurzer Zeit wieder in der Luft. Bis zu jenem 21. April 1918 … Das Luftwaffengeschwader 71 der Bundeswehr im ostfriesischen Wittmund ist bis heute nach Richthofen benannt. Dort ist man stolz auf den Kampfflieger, ein rotes „R“wird heute noch auf die Flugzeuge lackiert. (dpa)