Wertinger Zeitung

Starke Symbole für die Nachwelt schaffen

- VON BENJAMIN REIF redaktion@wertinger zeitung.de

Gleich mehrere Vorfälle haben die Bedeutung des Buttenwies­ener Erbes seiner jüdischen Kultur in ein besonderes Licht gerückt. Der Antisemiti­smus zeigte erst vor wenigen Tagen sein hässliches Gesicht, als zwei junge Männer den Selbstvers­uch wagten und mit der traditione­llen Kopfbedeck­ung der Juden, der „Kippa“, durch Berlin liefen. Da hagelte es nicht nur Beleidigun­gen, sondern auch Schläge mit dem Gürtel. Und bei der Verleihung des Musikpreis­es Echo offenbarte sich mindestens die Ignoranz der Rapper Farid Bang und Kollegah, die eine Trophäe verliehen bekamen. Die beiden fitnessbeg­eisterten Musiker finden es offenbar völlig in Ordnung, im Selbstlob den eigenen Körper als „definierte­r als (den) von Auschwitzi­nsassen“zu preisen.

Selbst wenn man den Künstlern mit viel gutem Willen unterstell­en kann, dass sie bei einem schwarzhum­origen Witz nur übers Ziel hinausgesc­hossen sind: Unser Umgang mit der jüdischen Geschichte muss ernsthaft sein und bleiben. Die Generation der Zeitzeugen verschwind­et. In zehn Jahren werden nur noch wenige Greise übrig sein, die sich an die dunkle Zeit zwischen 1933 und 1945 erinnern. Die heutigen Teenager haben in den meisten Fällen nicht einmal Großeltern, welche diese Zeit bewusst erlebt haben.

Deshalb ist es wichtig, starke Symbole für die Nachwelt zu schaffen. Und zwar nicht nur solche, die sich an dem Leid der Juden orientiere­n – sondern an deren Leben in unserem Land. Deshalb ist es ein besonderes Projekt, das da in Buttenwies­en entsteht. Ein solches Ensemble aus Synagoge, Friedhof und Badehaus sollte für die Menschen vor Ort erlebbar gemacht werden. Jeder Euro, der dafür investiert wird, ist eine gute Sache. Der Landkreis agiert hier klug, ein solches Unterfange­n stärker zu fördern, als es eine andere Denkmalsch­utzmaßnahm­e erfahren hätte.

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