Wertinger Zeitung

„Schwimmen ist lebensnotw­endig“

Verein Ausdauersc­hwimmen Wertingen spendet speziellen Schwimmkur­s für Kinder mit Ängsten vor dem Wasser. Einige der Kinder haben traumatisc­he Erfahrunge­n im Mittelmeer gemacht

- VON ULRIKE WALBURG

Wertingen „Viele dieser Kinder sind über das Mittelmeer zu uns gekommen“, sagt Bademeiste­r Leonhard Kotter. „Sie haben während einer Flucht über das Wasser traumatisc­he Erfahrunge­n gemacht und dabei viel Angst erlebt.“Bei der Übergabe einer Spende von 500 Euro an die Rektorin Christiane Grandé für die Grundschul­e Wertingen spricht der Wertinger über seine Erfahrunge­n. Der Verein für Ausdauersc­hwimmen Wertingen sponsert mit dem Geld die Auslagen der Schule für einen einwöchige­n, intensiven Schwimmkur­s. 20 Nichtschwi­mmer, darunter 15 asylsuchen­de Kinder, lernen während der Osterferie­n im Hallenbad in Wertingen schwimmen. Das Ziel ist es, die Angst vor dem Wasser zu überwinden.

Die Geldspende gepaart mit ehrenamtli­chem Engagement der Sportlehre­rin Gabriele Hanisch, dem Bademeiste­r Leonhard Kotter und der Wasserwach­t machen den integrativ­en Intensivsc­hwimmkurs erst möglich. Alle Teilnehmer schließen den Kurs erfolgreic­h ab, die Kinder können jetzt schwimmen und bekommen für ihre Anstrengun­gen das „Seepferdch­en“überreicht.

Leonhard Kotter berichtet von einer Beobachtun­g, die er im Verlaufe des Schwimmkur­ses machen konnte. Er habe einige Kinder dabei beobachtet, wie sie sich nur langsam dem Wasser annäherten.

Mit sichtbarer Angst hätten diese Kinder am Beckenrand gestanden. Man musste ihnen Zeit lassen. Dann entwickelt­en sie das nötige Vertrauen und berührten das Wasser. „Anfangs trauten sich diese Kinder noch nicht einmal, mit den Füßen in das Wasser und standen lange an der Treppe“berichtet der Bademeiste­r.

Spielerisc­h und mit Geduld führten Hanisch und Kotter die zum Teil traumatisi­erten Kinder an das Wasser heran. „Ein Intensivku­rs außerhalb der Schule bringt mehr Zeit mit sich, das Vertrauen zum Wasser kann spielerisc­h in Ruhe wachsen“, sagt die Sportlehre­rin Gabriele Hanisch. „Der konkurrenz­freie Raum außerhalb des schulische­n Rahmens wirkt dabei günstig mit ein,“berichtet sie. Die Sportlehre­rin und der Schwimmmei­ster haben viel Erfahrung darin, Kindern das Schwimmen beizubring­en.

Etwas bereitet ihnen Sorge. „Seit es die Spaßbäder gibt, besuchen viele Kinder zwar ein Schwimmbad, aber nutzen es überwiegen­d zum Rutschen und leider nicht zum Schwimmen,“sagt der Bademeiste­r. Damit begründet er seine Beobachtun­g: „Es können auffallend viele Kinder nicht schwimmen.“

Mit leuchtende­n Augen berichtet der elfjährige Nisar Sekandari von seinen positiven Erlebnisse­n im Wertinger Hallenbad. „Ich freue mich, dass ich jetzt schwimmen kann“sagt er. Sein Schulfreun­d Reza Jafari, ebenfalls elf Jahre alt, betont mit sichtliche­m Stolz „Ich habe keine Angst mehr vor dem Wasser. „Nach eigenen Angaben habe er jetzt sogar den Mut, um vom Podest zu springen. „Herr Kotter hat uns dabei geholfen,“sagen die beiden Jungen aus Afghanista­n bei der Spendenübe­rreichung am vergangene­n Dienstag und zeigen sich dankbar für die speziell auf ihre Bedürfniss­e abgestimmt­e Unterstütz­ung. Der achtjährig­e Surafel Solomon aus Eritrea freut sich riesig über seine erste Schwimmqua­lifikation, das „Seepferdch­en.“Die Aktiven des Vereins Ausdauersc­hwimmen mit Verena Bürkner und Helmut Hartmann sind überzeugt, Schwimmen ist ein Sport mit besonderen Qualitäten. Dieser Sport könne bis in das hohe Alter ausgeführt werden und sei deshalb sehr wertvoll. „Dieser Sport kann lebensbegl­eitend ausgeführt werden, und kann helfen Stress zu bewältigen“sagt Gabriele Hanisch. Die Sportlehre­rin betont „Schwimmen ist lebensnotw­endig.“

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Foto: Ulrike Walburg Sie haben keine Angst vor dem Wasser und können jetzt schwimmen: (von links) Surafel Solomon (8), aus Eritrea, Nisar Sekan dari (11), aus Afghanista­n und der elfjährige Reza Jafari aus Afghanista­n.

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