Muss man unbedingt mit Gülle düngen?
Zurzeit sind ungewöhnlich viele Bulldogs im Landkreis Dillingen unterwegs
Wirtschaftsdünger im Allgemeinen sind wertvolle Düngemittel. Bei viehhaltenden Betrieben fließt ein Großteil der Ernte in die Fütterung der Tiere ein. Die Ausscheidungsprodukte enthalten noch große Mengen an Nährstoffen, die die Tiere nicht aufnehmen. Diese Nährstoffe wandern durch die Gülle oder den Festmist zurück auf das Feld. Hierdurch entsteht das Prinzip einer Kreislaufwirtschaft, die besagt, dass möglichst wenige Nährstoffe (Mineraldünger) von außen zugeführt werden müssen. Somit kann der Landwirt sich den Zukauf von teuren Mineraldüngern einsparen. Gleichzeitig fördert er durch die Zufuhr von organischen Substanzen das Bodenleben und den damit verbundenen Humusaufbau in unseren Böden.
Man hat das Gefühl, das immer noch mehr Güllefässer öfter und länger fahren – stimmt das? Haase: Die Zeitfenster, in denen Wirtschaftsdünger ausgebracht werden können, sind grundsätzlich ziemlich eng. Seit vergangenem Jahr gilt die neue Düngeverordnung für die Landwirte, die eine effizientere Ausnutzung der Hauptnährstoffe zum Ziel hat. Die Ausbringung von Gülle ist an sogenannte Sperrfristen gebunden. Diese besagen, dass ein Landwirt ab 1. Oktober bis zum 31. Januar des Folgejahres keine Düngung auf Ackerland vornehmen darf. Nach Ablauf der Sperrfrist darf der Landwirt wieder Gülle fahren. Jedoch muss er darauf achten, dass die Felder nicht schneebedeckt, wassergesättigt und nicht tiefgefroren sind. Es liegt in der Eigenverantwortung der Landwirte, die Situation zu bewerten, ob eine Ausbringung möglich ist. Aufgrund der lang anhaltenden und kalten Witterung Anfang des Jahres hat sich das ohnehin schon enge Zeitfenster für die Ausbringung noch weiter verkleinert.
Was heißt „bedarfsgerechte Düngung“? Haase: Bedarfsgerechte Düngung bedeutet, dass er die Düngung an den Bedarf der Pflanzen richten muss. Um maximale Erträge zu erreichen, dürfen die Pflanzen weder unter- noch überversorgt sein. Auch dieses wurde durch die Düngeverordnung novelliert. Die Landwirte müssen seit diesem Jahr eine schriftliche Düngeplanung erstellen, in der sie auf Grundlage des Pflanzenbedarfs sämtliche Düngungsmaßnahmen für die Hauptnährstoffe Stickstoff und Phosphat aufschreiben. Kann der Bedarf der Pflanzen nicht komplett über Wirtschaftsdünger abgedeckt werden – so kann der Landwirt eine mineralische Ergänzungsdüngung vornehmen. Müssen die Landwirte immer dann fahren, wenn ich gerade die Wäsche aufgehängt habe oder gerade grillen möchte? Haase: Landwirt sein heißt, keine geregelten Arbeitszeiten zu haben. Unter Umständen kann es vorkommen, dass die Woche über nur Regen gemeldet ist und am Wochenende erst wieder Sonnenschein. Hier muss der Landwirt dieses Zeitfenster ausnutzen, um seine Düngung durchzuführen. (pm)