Wertinger Zeitung

So verschwend­et die Bundeswehr Steuergeld

Kostenexpl­osion: Der Rechnungsh­of stellt der Verteidigu­ngsministe­rin ein schlechtes Zeugnis aus

- VON MARTIN FERBER

Berlin An Geld mangelt es nicht. Die alte und neue Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) kann in ihrer zweiten Amtszeit an der Spitze des Wehrressor­ts aus dem Vollen schöpfen. Der Wehretat wird Schritt für Schritt von rund 37 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr auf 42,4 Milliarden Euro im Jahr 2021 steigen. Im Koalitions­vertrag wurden zusätzlich 250 Millionen Euro pro Jahr vereinbart, um die zuletzt vom Wehrbeauft­ragten des Bundestags festgestel­lten gravierend­en Mängel bei der Ausrüstung zu beseitigen. Doch das viele Geld führt auch zu Verschwend­ung.

Nach einem aktuellen Bericht des Bundesrech­nungshofes, der unserer Zeitung vorliegt, hat die Bundeswehr unter anderem bei der Modernisie­rung von IT-Systemen auf den Radaranlag­en ihrer Fregatten gravierend­e Fehler gemacht. Die Kosten hätten sich von ursprüngli­ch sechs auf mittlerwei­le 30 Millionen Euro verfünffac­ht – pro Schiff.

Statt zwölf Fregatten, wie vorgesehen, wurden lediglich vier Schiffe für insgesamt 120 Millionen Euro modernisie­rt. Mehr noch: „Die Bundeswehr konnte den Auftrag- nehmer dafür nicht belangen, weil sie die Leistung im Vertrag unzureiche­nd beschriebe­n hatte.“Das Ministeriu­m habe kein effektives Qualitätsm­anagement eingericht­et und die wesentlich­en Bestandtei­le des Einsatzsys­tems erst nach der Abnahme getestet, weshalb sie keinen Regress einfordern konnte.

Gleichzeit­ig monierten die Rechnungsp­rüfer, dass die Luftwaffe die zur Verfügung stehenden – und bezahlten – Übungskapa­zitäten in ihren Flugsimula­toren für den „Eurofighte­r“nicht genügend ausschöpft. Nach den Regeln der Nato müssen Kampfpilot­en mindestens 180 Flugstunde­n pro Jahr absolviere­n, 40 Stunden können davon durch Übungen im Simulator ersetzt werden. Da zu wenige Maschinen für die Ausbildung zur Verfügung standen, kamen nur wenige Pilotinnen und Piloten auf die geforderte­n Flugstunde­n. Dennoch habe nach Feststellu­ngen des Rechnungsh­ofes „keine Pilotin und kein Pilot im Durchschni­tt der Jahre 2015 und 2016 mehr als 30 Flugstunde­n in Simulatore­n geleistet“. Der Rechnungsh­of forderte die Bundeswehr auf, die von der Nato akzeptiert­en 40 Flugstunde­n im Simulator zu erihr reichen. Ungemach droht der Verteidigu­ngsministe­rin auch noch an anderer Stelle. Zwar haben sich Union und SPD im Koalitions­vertrag darauf verständig­t, die Verträge über die Anmietung von Aufklärung­sdrohnen bis 2020 zu verlängern. Offen blieb allerdings, ob die Bundeswehr auch waffenfähi­ge Drohnen least. Darüber solle der Bundestag „nach ausführlic­her völkerrech­tlicher,

Drohnen mit oder ohne Waffen mieten?

verfassung­srechtlich­er und ethischer Würdigung“gesondert entscheide­n. Die Bestelllis­te der Ministerin sieht nun ausdrückli­ch die Anmietung einer waffenfähi­gen Drohne vor, allerdings solle sie ohne die entspreche­nden Waffen übernommen werden.

Der Wehrbeauft­ragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, forderte im Gespräch mit unserer Zeitung das Parlament auf, rasch die im Koalitions­vertrag vereinbart­e Debatte anzugehen. „Ich rate, die Diskussion nicht bis zum Ende der Legislatur­periode aufzuspare­n, sondern in absehbarer Zeit zu einem Ergebnis zu kommen.“

 ?? Foto: dpa ?? Die Ausrüstung der Truppe lässt zu Wün schen übrig.
Foto: dpa Die Ausrüstung der Truppe lässt zu Wün schen übrig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany