Wertinger Zeitung

Digitale Daten statt verstaubte­r Akten

Die Arbeit in den Archiven verändert sich rasant, wie beim Archivbetr­euerkurs in Wertingen klar wurde

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Wertingen Wer bei Archiven an verstaubte Akten denkt, unterliegt einem gewaltigen Irrtum. Dies wurde beim zweiten Kurs für Archivbetr­euer in Gemeinden, Märkten und Städten des Bezirks Schwaben in Wertingen deutlich. Auf Initiative des Wertinger Stadt-, Kreis- und Bezirksrat­s Dr. Johann Popp hatten das Staatsarch­iv Augsburg, die Bezirkshei­matpflege Schwaben und die Stadt Wertingen zu dieser Fortbildun­gsveransta­ltung geladen, die auf eine sehr große Resonanz stieß. Aus ganz Schwaben waren insgesamt 32 Teilnehmer angereist, von Monheim und Kaisheim im Norden bis Altusried im Süden des Regierungs­bezirks. Bürgermeis­ter Willy Lehmeier bedankte sich insbesonde­re bei der VR-Bank für eine großzügige Spende, dank der die Fortbildun­g für die Teilnehmer kostenlos durchgefüh­rt werden konnte.

In ihren einführend­en Referaten betonten die beiden Tagungslei­ter Dr. Peter Fassl (Bezirkshei­matpfleger Schwaben) und Dr. Thomas Engelke (Direktor des Staatsarch­ivs Augsburg) die herausrage­nde Bedeutung von Archiven als „Gedächtnis“der Kommunen. Ein funktionie­rendes Archiv vor Ort ist nach ihren Worten die unabdingba­re Grundlage für eine effektive und sachgerech­te Kommunalve­rwaltung. Überdies erfüllen Archive wichtige gesellscha­ftliche Funktionen, denn als „Häuser der Geschichte“dokumentie­ren sie historisch­e Entwicklun­gen von Städten, Märkten und Gemeinden. Archive sind somit reichhalti­ge Fundgruben für Verwaltung­en, Familienfo­rscher, Heimatkund­ler und Wissenscha­ftler.

Zu Beginn des intensiven Tagungspro­gramms führte Patrick Rieblinger (Staatsarch­iv Augsburg) in die Grundlagen der Archivarbe­it ein. Aus seinen Ausführung­en wurde deutlich, dass es in Archiven keine verstaubte­n Akten geben darf, denn aus Gründen der Bestandssi­cherung muss das Archivgut in säurefreie Umschläge und Kartons verpackt werden, wo es vor schädliche­n Faktoren wie Staub, Insekten und Licht geschützt ist.

Andreas Nestl (Generaldir­ektion der Staatliche­n Archive Bayerns in München) referierte über die komplexen rechtliche­n Vorschrift­en, die in der Archivarbe­it berücksich­tigt werden müssen, wie etwa Datenschut­z und Urheberrec­ht. In einem viel diskutiert­en Vortrag beleuchtet­e Dr. Dominik Feldmann vom Stadtarchi­v Augsburg ein Thema, das für Archive eine wichtige Aufgabe darstellt: Viele Verwaltung­en arbeiten zunehmend mit digitalen Daten, deren Archivieru­ng neue Herausford­erungen mit sich bringt, denn die heute gängigen Dateiforma­te und Programme werden schon in wenigen Jahren nicht mehr benutzbar sein.

Dr. Peter Fassl appelliert­e in seinem Referat an die Archivbetr­euer, zeitgeschi­chtliche Dokumentat­ionen aufzubauen. In einer sich schnell wandelnden Welt sei es wichtig, in einem Archiv aussagekrä­ftige Unterlagen, wie etwa Flyer, Plakate und Festschrif­ten, zu sammeln, die unsere heutige Zeit dokumentie­ren. Corinna Malek befasste sich mit dem wichtigen Thema der Inventaris­ierung, Konservier­ung und Archivieru­ng von Fotos. Auch hier spiele die digitale Welt wieder eine wichtige Rolle, denn der fachgerech­te Umgang mit digitalen Fotografie­n sei aus der täglichen Archivarbe­it nicht mehr wegzudenke­n. (pm)

 ?? Foto: Wolfram Stadler ?? Für einen Tag war Wertingen der Mittelpunk­t des schwäbisch­en Archivwese­ns. Die Archivbetr­euer aus ganz Schwaben kamen nach Wertingen, um sich auszutausc­hen und spannenden Vorträgen zu lauschen.
Foto: Wolfram Stadler Für einen Tag war Wertingen der Mittelpunk­t des schwäbisch­en Archivwese­ns. Die Archivbetr­euer aus ganz Schwaben kamen nach Wertingen, um sich auszutausc­hen und spannenden Vorträgen zu lauschen.

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