Damit die Bienen wieder mehr werden
Gartenbesucher können mithelfen, dass Insekten wieder Nahrung finden. Nur so entstehen aus den vielen Blüten beispielsweise auch Äpfel. Infos gab’s beim Tag der offenen Gärtnerei. Ein derzeitiger Trend schadet allerdings enorm
Wertingen Gabriele Bschorr steht neben einem Zierapfelbaum und riecht an den leuchtend weiß-grünen Blüten. Lächelnd, aber auch nachdenklich schaut sie auf eine Biene. Die erkundet zielstrebig die zarten Nektarspender, schon macht sie sich auf den Weg zum nächsten Baum. „Jedem fällt dieses Jahr auf, dass weniger Bienen fliegen“, sagt die Gärtnermeisterin. Leichter Wind ist auf der Haut zu spüren. „Der hilft auch, aber die besten Bestäuber sind die Bienen“, stellt sie klar. Nur wenn von denen genügend unterwegs sind, können sich die Gartenbesitzer über viele Früchte zur Erntezeit freuen.
Doch die Bienen brauchen das ganze Jahr über genügend Nahrung, die in immer weniger Gärten für sie zu finden ist, weiß die Geschäftsführerin von Garten Reiter in Wertingen. Den Insekten schadet konstantes sauberes Mähen des Rasens, wodurch Löwenzahn und Klee keine Chance zum Blühen haben. Zumindest sollten auf mehreren Quadratmetern Blumen und Stauden wachsen dürfen. „Es gibt sehr pflegeleichte Stauden, die den Bienen Nahrung bieten. Lavendel, Silberraute, auch Rosen, allerdings nicht die gefüllten, sondern die, bei denen die Bienen den Stempel sehen.“Auch Kleinbäume wie der Zierapfelbaum, der schön blüht und im Herbst schön aussieht, sind bienenfreundlich.
Vor allem in neuen Wohngebieten sei der Trend zu beobachten, den Boden mit Vlies abzudecken. Da kommen dann Steine drauf und eventuell ein Nadelgehölz dazwischen. Kein Wind kann diese Erde abtrocknen, die Feuchtigkeit fördert Pilzkrankheiten. Außerdem können sich die Wurzeln nicht ausbreiten, erklärt sie kurz darauf einem Kunden. Dieser hat am Samstag beim Tag der offenen Gärtnerei nach Ersatz gesucht. Bei der Frage, ob der Boden mit Vlies bedeckt sei, stimmt er zu und sagt verwundert: „Ich dachte, ich tu was Gutes.“Gabriele Bschorr rät ihm, das Vlies zu entfernen und großflächig die Erde herauszunehmen, bevor er den neuen japanischen Ahorn einsetzt. Dafür brauche er aber viel Kraft, erwartet sie, weil der Boden sehr hart sein werde. Eigentlich soll das Vlies vor Unkraut schützen. Doch die Gärtnerin betont: „Damit zieht sich der Gartenbesitzer Bodenschädlinge und hartnäckige Unkräuter heran.“Beispielsweise den Ackerschachtelhalm, der harte, nicht bearbeitbare Böden liebt. Außerdem wachse Unkraut auf dem Vlies, wenn Blütenstaub, Laub und sonstiges zwischen den Steinen genug Nährboden bietet.
Ilse Löw und Ingrid Uitz aus Adelsried wollen gerne Blüten und Farbe in ihren Garten bringen. Deshalb suchen sie nach winterharten Stauden für einen sonnigen Standort. Auch sie haben den Tag der offenen Gärtnerei gewählt, um sich in der Baumschule umzuschauen und bewundern das schöne Ambiente. Edith Straub aus Pfaffenhofen kommt immer wieder mal vorbei und meint schmunzelnd: „Man braucht immer was für den Garten.“Diesmal sucht sie nach roten oder gelben Herbstastern, die sie zwischen die weißen setzen will, die sie schon hat. Stefanie Reiter zeigt ihr, wo diese Pflanzen stehen, die den Bienen auch im Herbst noch Nahrung bieten. „Wer jetzt winterharte Blütenstauden einsetzt, hat schon dieses Jahr den Blüherfolg“, führt die zweite der drei Geschäftsführerinnen von Garten Reiter aus. Wie ihre Schwester erklärt sie: „Wir sind stark dahinter, dass die Kunden auch Bienenpflanzen wieder mehr annehmen.“Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich setzt Garten Reiter deshalb auf nützlingsfördernde Sträucher und Gehölze. „Wir hoffen, dass die Wildbienen, Marienkäfer, Schmetterlinge, generell die ganzen Insekten wieder mehr werden.“