Wertinger Zeitung

Im Reich der Metaphern

Schräg, fantastisc­h, typisch Murakami

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Was macht man eigentlich, wenn man gerade eine Idee mit dem Messer aufgespieß­t hat und nun auf eine Metapher trifft, die durch eine Bodenluke gleich wieder verschwind­en möchte? Am besten schlägt man sie bewusstlos, fesselt sie und wartet darauf, bis sie wieder zu sich kommt. Willkommen im Murakami-Universum, wo alles immer möglich ist, auch im zweiten Band des Künstlerro­mans „Die Ermordung des Commendato­re“. Kurzabriss Band eins: Maler, Mitte 30, Eheund Schaffensk­rise, findet im Haus eines alten Künstlers Unterschlu­pf. Er entdeckt ein großartige­s Bild auf dem Dachboden, „Die Ermordung des Commendato- re“. Er stößt auf eine Grube, aus der seltsame Geräusche ertönen … und öffnet damit – Metapher – die Luke zum Unterbewus­stsein. In Band zwei nun, in dem der Roman das Gewand des Kunstkrimi­s ablegt, steigt der Maler hinab, eben durch jene Luke, und muss sich dort seinen Ängsten stellen, während er von Doppelmeta­phern verfolgt wird. Wie gesagt: Kurzabriss für diesen irren, absurden, klugen Roman, in dem der Japaner Haruki Murakami metaphern- und anspielung­sreich über das Erschaffen von Kunst erzählt. Sollte sich das Buch gegen das Lesen wehren – es macht es einem nicht immer leicht, vieles bleibt im Vagen, ab und zu entgleitet es ins Banale – geben Sie ihm einen Hieb und warten Sie, bis es wieder zu sich kommt … (stw)

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Haruki Muraka mi: Die Ermor dung des Com mendatore II, Dumont, 496 S., 26 ¤

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