Wertinger Zeitung

Mut zum Dialekt

Warum Hochdeutsc­h auch in Bayern auf dem Vormarsch ist

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Sie geben keine Ruh. Die Nordsprech-Fetischist­en. Immer wieder lassen sie sich etwas einfallen, damit’s mehr preißeld. Eigene Schulen richten sie ein, zum Dialekt-Abgewöhnen. Landauf, landab. Sogar im schönen Allgäu. Erklären allerdings, in bester Absicht zu handeln. Schließlic­h wollen sie die globale Kommunikat­ion verbessern, wollen, dass jeder jeden versteht.

Sepp Obermeier versteht das Anliegen trotzdem nicht. „Lächerlich“findet der Vorsitzend­e des Bundes Bairischer Sprache solche DialektAbg­ewöhn-Trainer. Und er hat gute Gründe für seine Kritik. Längst ist wissenscha­ftlich erwiesen, erklärt er, dass Kinder, die Dialekt sprechen, Fremdsprac­hen leichter lernen, wortgewand­ter sind. Dass Menschen, die Dialekt sprechen, dagegen oft nicht verstanden werden, lässt Obermeier nicht gelten: „Ein Ammenmärch­en.“Aber eines, das sich offensicht­lich hartnäckig hält. Denn Obermeier fürchtet, dass Dialekte zunehmend verschwind­en. Auch in Bayern. Grund: Man habe bei Kindern einen „Automatism­us“beobachtet, sie passten sich der Mehrheit an. Wird um sie herum vor allem hochdeutsc­h gesprochen, tun sie es nach. Daher gebe es nur einen Ausweg: mehr Mut. Dialekt darf nicht nur zu Hause gepflegt werden, er müsse auch bei offizielle­n Anlässen gang und gäbe sein. Hoffnung macht Obermeier übrigens, dass sich vieles im Dialekt kürzer sagen lässt. In Zeiten schneller Kommunikat­ion ein Vorteil. Beispiel: Statt „Haben Sie dir das gegeben?“reicht: „Hams da des gem?“Eine glatte Halbierung der Silbenzahl. Wen dies alles nicht überzeugt und wer nicht will, dass man hört, wo er herkommt, der sollte nun den Bayern-Teil lesen.

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Foto: dpa Hilfreich: kleine Nachschla gewerke für Dialekte.

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