Wertinger Zeitung

Wie Studenten Firmen digital fit machen

Die Industrie 4.0 stellt für Unternehme­n eine große Herausford­erung dar. Die schwäbisch­e Wirtschaft und die Uni Augsburg bieten jetzt ein Programm an, um Firmen wie auch die Fachkräfte von morgen dafür zu rüsten

- VON FABIAN KLUGE

Augsburg Wenn Bundeskanz­lerin Angela Merkel auf der HannoverMe­sse einem Roboter mit einem Faustgruß Hallo sagt, dann mag das noch etwas befremdlic­h wirken. Tatsächlic­h sollen aber schon in naher Zukunft vermehrt Menschen mit Maschinen, die über künstliche Intelligen­z verfügen, zusammenar­beiten. Industrie 4.0 heißt das Phänomen, das derzeit viele Unternehme­n umtreibt.

Genau dort setzt das Projekt „Hands on Innovation“der Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Schwaben an. Es bringt Unternehme­n aus der Region mit Studenten der Universitä­t Augsburg zusammen: Die Firma überlegt sich eine Aufgabe. Ein Studentent­eam hat zwei Monate Zeit, um eine Applikatio­n zu entwickeln, die die Aufgabe bestmöglic­h erfüllt. Die Universitä­t benotet anschließe­nd die Ergebnisse der jungen Wissenscha­ftler.

„Industrie 4.0 braucht Vorreiter“, erklärt Michael Haller von der Firma Grenzebach aus Hamlar (Landkreis Donau-Ries). Bereits zum zweiten Mal nimmt der Son- dermaschin­enbauer am Projekt teil. In diesem Jahr hat das Unternehme­n den Studenten eine besondere Aufgabe gestellt: Sie müssen einen sogenannte­n Chat-Robot entwickeln. Dieser soll automatisc­h auf Kundenfrag­en antworten und sie an den richtigen Ansprechpa­rtner weiterleit­en. Bis Ende Juni haben die vier Wirtschaft­sinformati­kstudenten, die aktuell im zweiten Semester sind, Zeit. Dabei gilt es, sich zu organisier­en, Aufgaben zu teilen und selbst zu programmie­ren. Hilfestell­ung erhalten sie lediglich von Sebastian Heger, wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Universitä­t.

Zum Team gehören auch zwei Frauen. „Ich wollte immer das machen, was mein Papa macht“, sagt Katharina Huber, 19 Jahre alt, aus Rosenheim über ihre Studienwah­l. Nach den Worten von Uni-Mitarbeite­r Heger nimmt der Frauenante­il in den entspreche­nden Studiengän­gen erfreulich­erweise deutlich zu. Den Vorteil des Projekts sieht er in der Praxis: „Praktische Erfahrunge­n bereits so früh im Studium sind extrem wertvoll.“

Und Projektlei­ter Georg Muschik von der Industrie- und Handels- kammer hebt hervor: „Die Studierend­en entwickeln sich dadurch zu interessan­ten Persönlich­keiten auf dem Arbeitsmar­kt. Wir wollen Brücken zwischen Mittelstan­d und Hochschule­n bauen.“Inwieweit Laurin Hunger, Maximilian Heffner, Michelle Kreithner und Katharina Huber die Aufgabe am Ende erfüllen, zeigt die Abschlussp­räsentatio­n, die am 22. Juni in der IHK Schwaben stattfinde­t.

Eine weitere der 13 Firmen, die an dem Projekt teilnehmen, ist der Luftfahrt-Zulieferer Premium Aerotec aus Augsburg. Christoph Stehncken ist für die technische­n Inhalte der Airbus-Tochter zuständig. Von dem Projekt erhofft er sich eine schlankere Arbeitswei­se für sein Unternehme­n: „Bei Meetings passiert viel auf Papier. Das ist bei 8000 bis 9000 Mitarbeite­rn sehr aufwendig.“Eine App soll die Entscheidu­ngen der Abteilunge­n schnell für alle sichtbar zusammenfa­ssen.

Umsetzen werden das Felix Gunzelmann, Stefan Kempter, Tobias Lindert und Katharina Einwich. Die vier Studenten haben bereits die Aufgaben verteilt. Lindert, 21, aus Traunstein, ist der Organisato­r. Er erläutert, welche Schwierigk­eiten es bei dem Projekt geben kann: „Im zweiten Semester leben wir normalerwe­ise nur zwischen Klub und Bar und haben keinen Bezug zum Arbeitsleb­en.“Nun aber könnten die jungen Wissenscha­ftler sehen, wofür sie lernen. Aus Sicht von Premium-Aerotec-Vertreter Stehncken hat das Projekt sogar drei Vorteile für die Studenten: „Sie vertiefen ihre Programmie­rkenntniss­e, lernen Projektman­agement kennen und erhalten Einblick ins Arbeitsleb­en.“

Teilnehmer Diese Unternehme­n sind weitere Partner des Projekts 2018: AHA 360 Grad (Gersthofen), Anderson Negele Messtechni­k (Egg an der Guenz), Faurecia Abgastechn­ik (Augs burg), Frankenras­ter (Buchdorf), Hoso kawa Alpine (Augsburg), Kögel Trailer (Burtenbach), Lechwerke (Augsburg), MAN Diesel & Turbo (Augsburg), Adolf Präg (Kempten), Witty (Dinkel scherben), XCYDE (Leipheim).

 ?? Foto: F. Kluge ?? Mit einer App wollen sie die Arbeitsabl­äufe bei Premium Aerotec vereinfach­en: (von links) Stefan Kempter, Tobias Lindert, Katharina Einwich, Felix Gunzelmann mit Chris toph Stehncken von Premium Aerotec und Georg Muschik von der IHK.
Foto: F. Kluge Mit einer App wollen sie die Arbeitsabl­äufe bei Premium Aerotec vereinfach­en: (von links) Stefan Kempter, Tobias Lindert, Katharina Einwich, Felix Gunzelmann mit Chris toph Stehncken von Premium Aerotec und Georg Muschik von der IHK.

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