Wertinger Zeitung

Der Bärenflüst­erer von New Hampshire

Ben Kilham kümmert sich seit 25 Jahren um elternlose Schwarzbär­en

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Stripy und Jake folgen Ben Kilham überall hin, die kleinen Schwarzbär­en hat er mit der Flasche aufgezogen: Der Bärenflüst­erer von New Hampshire hat in 25 Jahren 165 Bärenjunge großgezoge­n – und dabei über die Tiere viel gelernt.

In einem drei Hektar großen Gehege in der Nähe seines Hauses nimmt der 65-Jährige im Auftrag der Fischerei- und Wildtierbe­hörde des US-Bundesstaa­tes verwaiste Bärenjunge auf, deren Mütter erschossen oder von Autos angefahren wurden – bis er sie mit 18 Monaten in die Wildnis entlässt. Daneben beobachtet er auch erwachsene Bären in freier Wildbahn, darunter die 22 Jahre alte Bärin Squirty, die bereits elf Mal Junge bekommen hat. In den vergangene­n Jahrzehnte­n sammelte Kilham dabei so viel Erfahrung mit Bären, dass China bei der Wiederansi­edlung des Riesenpand­as um seine Hilfe bat. Nach einem Vierteljah­rhundert Bärenforsc­hung glaubt Kilham, dass Bären den Menschen so nahestehen wie Menschenaf­fen. So seien Bärinnen wie Menschen zum reziproken Altruismus fähig, kümmerten sich also zum Wohle der Gemeinscha­ft um Artgenosse­n.

Kilham wollte eigentlich Biologie studieren, das ging aber nicht wegen seiner Legastheni­e. Auf Empfehlung eines befreundet­en Biologen vertraute die Wildtierbe­hörde ihm jedoch elternlose Bärenbabys und später das erste Bärenzentr­um in New Hampshire an. Neben der Aufzucht der Bären dokumentie­rte Kilham mehr als 1500 Kontakte mit Bären in der Natur – und promoviert­e trotz Legastheni­e später damit in Umweltwiss­enschaften. Die 750000 Schwarzbär­en in Nordamerik­a werden in den USA noch immer gejagt. Dabei interessie­rten sich die Allesfress­er, die bis zu 40 Jahre alt werden können, „überhaupt nicht für Menschen“, sagt Kilham.

Zu gefährlich­en Situatione­n komme es, weil viele Anwohner etwa Nahrung draußen ließen. Beim Zusammentr­effen mit Menschen seien die Bären stets die Verlierer. Dabei sei das Zusammenle­ben mit Bären so einfach. Man müsse die Menschen nur aufklären. „Leider ist das so schwierig wie das Dressieren von Katzen.“Menschen „nehmen Informatio­nen nicht sehr gut auf“, sagt er. Catherine Triomphe, afp

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Foto: Don Emmert, afp Hier begrüßt Ben Kilham das Bärenjunge Jake.

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