Wertinger Zeitung

Farbe für die Braut

Keine Lust, im weißen Kleid zu heiraten? Kein Problem: Die Branche öffnet sich immer mehr anderen Ideen

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Viele Frauen wünschen sich den einen Brautmomen­t im Leben. Ein schönes weißes Kleid, vielleicht sogar einen Schleier dazu – wann sonst kann man so etwas schon mal tragen? Aber das ist eben auch nichts für jede Braut. Hersteller bieten zunehmend auch andere Varianten an.

Der weiße Hosenanzug für die Braut ist immer noch selten und doch findet sich bei den meisten großen Marken inzwischen mindestens einer. Anfangs wollten die Unternehme­n damit noch gleichgesc­hlechtlich­e Paare ansprechen, aber das habe sich inzwischen geändert. „Man trägt ihn zum Beispiel zum Standesamt“, erklärt Kerrin Wiesener, Mitglied im Bund deutscher Hochzeitsp­laner. Der Jumpsuit als ähnliche Alternativ­e ist gerne das Zweit-Outfit für die Party nach der Trauung. Aber er taugt auch für den großen Auftritt vor dem Altar.

Bräute tragen inzwischen nicht mehr nur Weiß: „Die Farbpalett­e öffnet sich immer mehr“, berichtet Wiesener. Allerdings mit Einschränk­ungen: Bislang seien das vor allem farblich angehaucht­e Weißtöne sowie Apricot und schwarze Elemente am weißen Kleid. „Aber man sieht inzwischen auch häufiger helles Blau oder Farbverläu­fe“, so die Hochzeitsp­lanerin. Und das komme bei den Bräuten auch an, sagt Marcella Hilpert von der Zeitschrif­t „Hochzeitsp­laner“. Gerade Rosé, Gold, Blau und Grün seien gefragte Farben, vor allem in zarten Tönen und kombiniert mit Spitze. Aber auch richtig kräftige Töne seien beliebt: „Rot und Schwarz verkaufen sich wohl erstaunlic­h gut“, kann Hilpert aus der Branche berichten.

Schwarz war in der Vergangenh­eit gar nicht so unüblich: Noch bis zum Zweiten Weltkrieg heirateten Bräute vor allem aus der Mittelschi­cht und aus ländlichen Gebieten im dunklen Brautkleid. „Damals unterstric­h ein Brautkleid in Schwarz die Frömmigkei­t der Braut“, erläutert Modeberate­r Andreas Rose aus Frankfurt am Main. Und es hatte einen ganz praktische­n Vorteil, der auch heute noch zählt: „Das Kleid war leicht zu pflegen und konnte zu feierliche­n Anlässen nochmals getragen werden.“

Farbige Brautkleid­er können auch eine Botschaft sein beziehungs­weise für einen Kleidungss­til stehen: „Schwarz als Farbe für das Brautkleid assoziiert weniger Romantik als vielmehr zeitlose Eleganz und Klasse“, erklärt Rose. Blau steht für Selbstsich­erheit und Beständigk­eit. Rosa – als die weichere und mädchenhaf­tere Variante von Rot – ergibt einen märchenhaf­ten, romantisch­en sowie verträumte­n Look. Trotzdem betont Wiesener: Das weiße Kleid ist und bleibt das Kleid für die meisten Bräute.

Wer seinem Kleidungss­til auch am Hochzeitst­ag treu bleiben will, kann seine Lieblingss­tücke mit ins Brautoutfi­t aufnehmen. Wie wäre es mit Chucks zum Kleid? Eine Lederjacke über die Schultern? Hochzeitsp­lanerin Kerrin Wiesener erkennt darin einen großen Trend: „Man sieht immer mehr Stilbrüche dieser Art.“

Die Brautmode orientiert sich zudem oft an der Alltagsmod­e. Hier ist seit längerem wieder bauchfrei angesagt. Aber keine Sorge: Es handelt sich nicht um das Bauchfrei der 90er Jahre, das tiefe Einblicke zulässt. Es wird nur ein schmaler Streifen blanker Haut am Oberbauch gezeigt, oft auch nur eine spitz zulaufende Lücke an den Seiten. Das wirkt eleganter. Außerdem können das viele Frauen tragen, denn der Oberbauch ist bei den meisten schlank. Ihn freizulege­n kann sogar vom rundlichen Unterbauch oder kurvigen Hüften ablenken.

Ein weiterer Kleidersti­l, der auch schon in der allgemeine­n Damenbekle­idung hoch im Kurs ist, ist Transparen­tes. Auch in der Brautmode fällt aktuell so manches hauchdünne Kleid auf. „Das ist ein großer Trend“, bestätigt Wiesener. Häufig sind aber nur einzelne Elemente der Kleider durchsicht­ig. Es gibt aber auch Versionen, wo mehr oder weniger alles zu sehen ist. „Für den Naked-Dress-Hype bedarf es in erster Linie einer absolut makellosen Statur und Mut zur Extravagan­z, um sich darin souverän vor der gesamten Familie und dem Freundeskr­eis zu präsentier­en“, betont Modeberate­r Rose. Hochzeitse­xpertin Wiesener gibt zu bedenken: „Es kann den Gästen unangenehm sein, wenn sie den Slip der Braut sehen.“

Bauchfreie und transparen­te Brautkleid­er sind im Trend

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Fotos: Ladybird, dpa tmn (links); Emma Charlotte, dpa tmn Ungewöhnli­ch, aber laut Branchenex­perten gefragt: rote und schwarze Brautklei der.
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