Wertinger Zeitung

Warum öffentlich­es Grün zwingend nötig ist

David Singer referiert bei den Landkreis-Grünen

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Landkreis Im Rahmen der öffentlich­en Kreisversa­mmlung der Grünen erläuterte David Singer bei seinem Vortrag am Beispiel Dillingens und weiterer Nachbarstä­dte viele interessan­te Fakten im Umgang mit Grünfläche­n. In seiner Masterarbe­it konnte er darlegen, dass Natur-, Umwelt- und Klimaschut­z auf Grünfläche­n nicht nur möglich, sondern zwingend nötig sind. Dabei stellte er beispielsw­eise die gängige Praxis infrage, Blühfläche­n jährlich aufwendig von Neuem einzusäen oder viel Geld in die Bepflanzun­g von Betonringe­n zu stecken.

Weil Siedlungen aus Materialie­n wie Beton und Glas gebaut sind, die Wärme speichern und Wasser sofort ableiten, verschlimm­ern sie laut Singer Folgen des Klimawande­ls wie etwa lange heiße Sommer und heftige Niederschl­äge. An einem Beispiel zeigte der studierte Betriebswi­rt und Umweltethi­ker, wieso möglichst viele Pflanzen unverzicht­bar sind: Ein ausgewachs­ener Baum leiste pro Stunde bis zu 1200 Liter Sauerstoff­produktion, 2,4 Kilogramm CO2-Verbrauch und 7000 Kilo Staubfilte­rung. „Wer einen Baum entfernen will, sollte sich vorher klar machen, dass er als Ersatz dafür entweder 200 Jungbäume benötigt oder dass es eine Generation dauert, bis ein einzelner Baum wieder so viel leisten kann wie der gefällte“, sagte Singer.

Ein Vergleich von mehr als 25 Städten zeige in Bezug auf die Zahl der Bäume pro Quadratkil­ometer, dass Dillingen Schlusslic­ht ist. Wertingen habe doppelt so viele Bäume pro Quadratkil­ometer auf halber Fläche, das großstädti­sche Augsburg habe zehnmal mehr zu bieten. Anschließe­nd wurde verdeutlic­ht, dass die vielen Rasenfläch­en ökologisch unsinnig sind. Bunte Alternativ­en wären ihnen weit überlegen. Alternativ­en für Gebäudebeg­rünung, Verkehrsfl­ächen und naturnahe Parkplätze wurden aufgezeigt.

Mit einer Fotoreihe zeigte Singer einige aktuelle Pflegemaßn­ahmen, die mehr schaden als nützen. Fachgerech­t heißt weniger Aufwand für Grünstreif­en, Bäume und Sträucher. Mit entspreche­nden Fotomontag­en wurde das Potenzial verdeutlic­ht, das die Grünfläche­n in Städten eigentlich hätten: Dauerhafte Staudenflä­chen statt Betonringe­n oder ungenutzte­m Asphalt, Spazierweg­e, die von Baumreihen und Blühstreif­en statt Rasen begleitet werden und vieles mehr.

Wie ein naturnahes Grünfläche­nkonzept funktionie­rt, zeigen viele Vorreiter-Kommunen. Weil Pflegekost­en enorm gesenkt werden können und Fördergeld­er bereitsteh­en, seien weder Zeit noch Geld ein Problem, sondern die richtige Kommunikat­ion und Umweltbild­ung. Leider sei die Bevölkerun­g in ländlicher Gegend oft stärker von der Natur entfremdet als in der Großstadt, fand Singer. Das konnten in der abschließe­nden Diskussion mit den Gästen auch Dillingens und Wertingens Umweltrefe­renten Ingrid Stanzel und Ludwig Klingler bestätigen. Dabei hoffen sie auf die Bereitscha­ft der Städte, manches am Grünfläche­nkonzept zu überdenken. Um Vorbehalte wie „Dreck von den Bäumen“oder „Unkrautwie­sen“auszuräume­n, sei Aufklärung­sarbeit nötig. Mithilfe eines Umweltbeau­ftragten könne eine Stadt zusammen mit ihren Bürgern, Vereinen und Unternehme­n vor Ort einen großen Beitrag zum Natur-, Umwelt- und Klimaschut­z leisten und somit die Lebensqual­ität für Mensch und Tier steigern. (pm)

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Symbolfoto: Sabine Hämmer Bunte Grünstreif­en seien Rasenfläch­en oft überlegen.

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