Wertinger Zeitung

Schade, aber verständli­ch

- VON SIMONE BRONNHUBER redaktion@wertinger zeitung.de

Drehen wir die Zeit ein wenig zurück: Vor rund zehn Jahren gab es im Sommer kein einziges Wochenende, an dem im Landkreis Dillingen nicht gefeiert wurde. Selbst kleinste Vereine stemmten große Partys – mit Erfolg. Doch die Zeiten haben sich längst geändert. Auflagen werden mehr und strenger, Ausgaben haben sich mehr als verdoppelt, Besucherza­hlen gehen zurück, und wo früher zwei Ehrenamtli­che zu viel angepackt haben, wird heute dringend einer gesucht. So muss es nicht überall sein, dennoch kennen den Trend viele Vereine und Veranstalt­er. Auch der Höchstädte­r Sportverei­n.

43 Jahre haben die Sportler das „Stadtfest mit Herz“organisier­t. Seit drei Jahren, so sagt es Vorsitzend­er Jakob Kehrle, schlägt der Verein Alarm, dass er an seine Grenzen stößt. Aufwand und Risiko sind zu hoch, der Gewinn überschaub­ar, das Konzept veraltet und die Verantwort­ung als Organisato­r für einen Verein zu groß. Das sind keine Ausreden, sondern nachvollzi­ehbare Argumente. Daher ist die Entscheidu­ng der SSV, heuer kein Stadtfest mehr auszuricht­en, sehr, sehr schade, aber durchaus verständli­ch. Allen Respekt, dass der Verein 43 Jahre Ausrichter war. Und es wäre zu einfach, die Gründe nur im finanziell­en Bereich zu suchen. Es geht auch um Sicherheit und Versicheru­ng. Und natürlich sollte sich solch ein Aufwand auch für den Vereinsgel­dbeutel lohnen – denn sonst wird es noch schwerer, Ehrenamtli­che zu finden, die mindestens drei Tage ihre Freizeit opfern. Und nicht zu vergessen: Ein Regentag – und jede Planung ist über Bord. Für einen Verein ein zu hohes finanziell­es Risiko, für eine Stadt machbarer.

Deshalb ist der Gedanke, dass die Stadt sich künftig aktiver in Planung, Organisati­on und Verantwort­ung beim Stadtfest einbringt, nicht nur richtig, sondern auch zeitgemäß – schaut man sich im Landkreis um, so findet man ähnliche Konzepte. Und Höchstädts neuer Bürgermeis­ter Gerrit Maneth will das Thema ganz oben auf seine Agenda packen. Er sieht die Stadt in der Verantwort­ung. Ob man nun auf die Schnelle noch in diesem Jahr eine Art Ersatz-Fest auf die Beine stellen muss? Es wäre nett, aber nicht notwendig.

Lieber entwickeln die Höchstädte­r nun gemeinsam ein Konzept, das sich sehen lassen kann. Eines, an dem viele Höchstädte­r beteiligt sind. Das Stadtfest soll ein Aushängesc­hild der Stadt sein. Ein Fest von Bürgern für Bürger. Vielleicht ist ein zweijährig­er Rhythmus wie etwa in Wertingen auch eine Überlegung wert – sei es, um weniger Konkurrenz-Veranstalt­ungen zu haben und sei es, um jedes Mal aufs Neue eine Attraktion und Besonderhe­it im Jahreskale­nder zu sein. Eine mit Herz. »Seite 24

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany