105 Jahre Wallfahrt in einem Buch
Die Männer- und Soldatenwallfahrt nach Violau hat eine lange und bewegende Geschichte. Am Sonntag findet sie das nächste Mal statt
Altenmünster Geschichte und Geschichten aus 105 Jahren Soldatenwallfahrt, zusammengefasst auf 40 Seiten: Das ist die neue Chronik, die Wolfgang Koch aus Emersacker zusammengestellt hat. Ihm sind vor einigen Jahrzehnten alte Fotos in die Hände gefallen, die seine Großmutter in einem Schuhkarton aufbewahrt hatte. So begann er mit Familienforschung, die sich später zur Vereinsforschung ausdehnte. War überhaupt Material vorhanden – und wo? Unterstützung hat Koch da von älteren Mitbürgern bekommen, denn es war nicht immer einfach, die Bilder und ihre Geschichten zeitlich zuzuordnen. Und so ist eine einzigartige Wallfahrtschronik des Kriegerund Veteranenwallfahrtsvereins entstanden, die durchgängig von 1913 bis 2017 dokumentiert ist, wie Josef Bayer, Vorsitzender des Wallfahrtskomitees, stolz erzählt.
Die gut lesbare, reich bebilderte Broschüre mit vielen Ereignissen aus den Original-Protokollbüchern (teilweise in Sütterlinschrift) liefert zahlreiche Dokumente und Berichte aus dem Stadtarchiv Lauingen, dem Lauinger Anzeiger, der Wertinger Zeitung, die erste Einladung zur Kriegerwallfahrt und sogar die erste Aufnahmeurkunde vom 13. Mai 1915 für Mitglieder des Kriegerund Veteranenwallfahrtsvereins Violau. Die zweite Satzung erschien 1930, ist mit der ersten Satzung fast identisch und bis heute gültig.
Die Krieger- und Soldatenwallfahrt hat eine lange Geschichte: Die erste fand am 19. Mai 1913 statt. Auf Anhieb waren 26 Vereine mit fast 1000 Mitgliedern dabei, 1915 gründete sich der Verein. Das Besondere: Die Violauer Wallfahrt fand seit der Gründung jedes Jahr, auch während des Zweiten Weltkriegs, statt. Auch Anekdoten aus dem Protokollbuch tauchen in der Chronik auf. So heißt es aus dem Jahr 1948: „Einzugsteilnehmer ärgern sich, dass alle Kirchenbänke schon besetzt sind.“1941 wurde die Wallfahrt polizeilich angemeldet, und obwohl es nicht erlaubt war, erschienen die Soldaten teilweise mit ihren Fahnen.
Alles wurde damals festgehalten, so auch, dass es 1944 eine Wallfahrt ohne Fliegerangriffe gegeben hat. Als Erinnerung an die Gründung der Veteranenwallfahrt Violau hatte Georg Wolfart 1914/15 die Veteranenglocke gegossen. In der Chronik heißt es über sie: „... und wie vielen muss sie wohl noch läuten, bis sie einläuten kann den Frieden, der ihr bei der Weihe so herzlich gewunschen wurde.“Diese Worte stammen von Georg Tausend, der die Glocke gestiftet und bis 1924 das Protokollbuch geführt hatte. Und auch heute noch wird das Protokollbuch handschriftlich weitergeführt, wie Bayer berichtet.
Am Sonntag, 6. Mai, findet die Wallfahrt das nächste Mal statt. Um 9.30 Uhr stellen sich die Fahnenabordnungen und Pilger auf. Der Wallfahrtsgottesdienst beginnt um 10 Uhr, Maiandacht ist um 14 Uhr. Es nehmen Vereine aus den Landkreisen Augsburg, Dillingen, Donauwörth, Günzburg, Heidenheim und Ostalbkreis teil. Der Kriegerund Veteranenwallfahrtsverein Violau wird von mehr als 60 Mitgliedsvereinen getragen. „Es ist der Glaube und der Wunsch nach dauerhaftem Frieden, der uns Jahr für Jahr antreibt, diese Wallfahrt weiterleben zu lassen – und dies ununterbrochen seit 1913“, sagt Josef Bayer. „Wer im Gedächtnis seiner Kameraden lebt, ist ja nicht tot – er ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen ist.“