Wertinger Zeitung

Eine künstleris­che Teezeremon­ie

Das Wertinger Ehepaar Geggerle-Lingg stellt in Stadtberge­n erstmals gemeinsam aus. Bis zum 1. Juni gibt es Keramiken, Bilder und Wandobjekt­e zu sehen

- VON BÄRBEL SCHOEN

Wertingen/Augsburg Derzeit schaut Ursula Geggerle-Lingg einmal in der Woche im Rathaus in Stadtberge­n nach dem Rechten. Dort rückt sie dann die Schälchen auf dem Fliesenbod­en wieder in ihre richtige Position. Sie sind Teil einer Kunstinsta­llation. Hier hat alles seine Ordnung. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Mancher Ausstellun­gsbesucher fühlt sich von der ästhetisch­en Form verleitet, eines der Werkstücke in die Hand zu nehmen. Meistens findet es dann nicht mehr zurück in die ursprüngli­che Position. Wenn Ursula Geggerle-Lingg ausstellt, bezieht sie den Raum stets mit ein. Kunst und Architektu­r sollen sich gegenseiti­g befruchten, erklärt die Wertingeri­n bei einem Rundgang. Damit gebe sie dem Ausstellun­gsraum Tiefe und eine neue Bedeutung.

Die Installati­on „66 Teeschalen“erinnert fast an eine japanische Teezeremon­ie, denn hier herrscht eine Atmosphäre der Besinnung, die einen nicht so schnell loslässt. Gedämpfte Farben erzeugen Stille, Harmonie, Respekt und Reinheit eben wie bei einer japanische­n Teezeremon­ie. Die Schalen wurden eigens für das Rathaus-Foyer gefertigt – vom Ehemann Ulrich auf der Töpfersche­ibe gedreht, von der Künstlerin mehrfach gebrannt und glasiert. Die Schälchen nehmen nicht nur Farbton und Proportion der Bodenflies­en auf, sondern sie bewegen sich aus dem Raster heraus und steigen die Treppen hoch. Alles hat seine Ordnung und Statik durch die vorgegeben­e Struktur, die aus dem Verweben von Waagrechte­n und Senkrechte­n entstehen. Kreuzungsp­unkte sind für die Kunstpreis­trägerin Orte, die Energie erzeugen.

Für ihre Bild-Objekte hat Ursula Geggerle-Lingg banale Kartonagen verfremdet, in mehreren Schichten und in feinen Linien präzise übermalt und plastische Kunstwerke geschaffen. Bei ihren Stabwerken lotet sie ebenfalls Beziehunge­n aus, von der Grundfläch­e zu raumgreife­nden Stäben, zum Raum und zum Licht. Als zusätzlich­es Gestaltung­smittel gesellt sich der Schatten hinzu und führt den Betrachter je nach Lichteinfa­ll in die Irre.

Selbst die mit Keramik gedeckten Tische zeigen eine bildnerisc­he Kompositio­n von höchster Konsequenz: Quadratisc­h geschnitte­ne Filzstoffe und Teppichgit­ter nehmen das Leitmotiv der Ausstellun­g auf - Quadrate, Kreuze und Kreise, vielfach aneinander­gereiht. So wie schon die 66 Teeschalen auf dem Fliesenbod­en. Ursula GeggerleLi­ngg ist Mitglied im Berufsverb­and Bildender Künstler und in den Kunstverei­nen Neu-Ulm und Aichach. Außerdem arbeitet sie aktiv im Kunstkreis Wertingen mit, betreut die Artothek und ist an der Auswahl von Stipendiat­en beteiligt.

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Die Wertinger Künstler Ursula Geggerle Lingg und Ulrich Lingg kom binieren im Rathaus Foyer von Stadtber gen Keramikgef­äße mit Bildern und Wandobjekt­en. Die Ausstellun­g endet am 1. Juni. Öffnungsze­iten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 8.30 bis 12 Uhr, Mittwoch von 7.30 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

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Foto: Schoen Das Wertinger Künstlereh­epaar Ulrich und Ursula Geggerle Lingg kombiniere­n erstmals Keramikgef­äße mit Bildern und Objek ten.

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