Schlau und gefährlich
Sonnenschein, gute Laune – ein unbetrübter Marktbummel mit Kinderkarussell, Kittelschürzen, Guatzle und Steaksemmeln. Was könnte es besseres geben, als diese Szene zu nutzen, um Stimmen zu fangen? Gedacht – getan! Die AfD war mit dabei gestern auf dem Frühjahrsmarkt in Wertingen. Zwar musste sie sich laut städtischer Anordnung am Rande positionieren, dennoch befand sie sich mitten im Geschehen direkt unter dem Schutzmantel der MarienbrunnenMadonna.
Soll man darüber Worte verlieren? Nein – denn dann verleiht man dieser Partei, die ihre Sympathisanten mit einfachen Lösungen in einer komplizierten Zeit füttert, Aufmerksamkeit. Und alles ist wohl rechtens gewesen gestern. Man könnte sich aber dennoch seine Gedanken machen. Zum Beispiel: Seit wann darf ein Jahrmarkt für politische Zwecke missbraucht werden, auch wenn dies ganz still und leise am Rande vor sich geht? Und weiter: Wo ist eigentlich die Wertinger Parteienlandschaft? Wo ist der Diskurs, wo sind die interessierten Leute – auch die jungen?
Die Junge Union hat sich kürzlich mit einem neuen Team vorgestellt: Richtig, denn es ist höchste Zeit, sich auf die Kommunalwahlen im Jahr 2020 vorzubereiten. Sich zu positionieren, an Entwicklungen teilzuhaben, Stellung zu beziehen, eine Diskussions- und auch eine Streitkultur im guten Sinne zu fördern. Das dürfen die politischen Parteien – auch kommunalpolitisch orientierte – nicht allein dieser „Alternative für Deutschland“überlassen, die derzeit die Wirtshäuser füllt und an Traditionen anknüpft, die sie nicht geschaffen hat, sondern deren Bühne sie bewusst zu nutzen versteht. Schlau! Aber auch gefährlich für die kommunalpolitischen Gruppierungen, die derzeit die Arbeit tun. Sie sollten sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, sondern schleunigst in die Gänge kommen!