Wertinger Zeitung

Wer fährt mit WER herum?

Sogar im äußersten Zipfel des Altlandkre­ises Dillingen taucht das Autoschild auf

- VON FILIPPA MÖRZ UND CORDULA HOMANN

Es geht um Heimatverb­undenheit

Landkreis Ausgerechn­et durch Zöschingen kurvt ausgerechn­et der Bürgermeis­ter ausgerechn­et mit einem Wertinger Kennzeiche­n durch die Straßen. Doch Thomas Steinwinte­r ist nicht der Einzige, der im Dillinger Land nicht DLG am Auto hat, sondern WER. Wie unsere Grafik zeigt, sind beide Kennzeiche­n im Landkreis bunt vertreten. Mit Wertingen hat Steinwinte­rs Kennzeiche­n-Wahl allerdings überhaupt nichts zu tun.

Wer sich ein neues Auto kauft, muss es an der örtlichen Zulassungs­stelle registrier­en lassen. Den Autofahrer­n des Landkreis Dillingen stellt sich die Frage, ob das Nummernsch­ild mit „DLG“oder „WER“versehen sein soll. Seit Juli 2013 ist es wieder möglich, das Wertinger Kennzeiche­n zu wählen. Davor gab es im Zuge der Gebietsref­orm von 1972 nur das DLGKennzei­chen für Neuanmeldu­ngen. Die Zahl der WER-Kennzeiche­n steigt, bestätigt das Landratsam­t in Dillingen. Ende 2013, ein halbes Jahr nach der Wiedereinf­ührung, waren es rund 1700 Wertinger Kennzeiche­n im Landkreis. Inzwischen sind es 8300. Die WERs kommen im ganzen Landkreis vor. In Buttenwies­en beispielsw­eise gibt es einige. Mit 1772 Stück, fährt fast ein Viertel der Buttenwies­ener mit Wertinger Kennzeiche­n. Doch der größte Teil kommt natürlich aus dem Raum Wertingen. Rund 5250 WER-Kennzeiche­n sind dort zugelassen. Warum sich mehr als ein Drittel der Wertinger für diese Kombinatio­n entschiede­n hat, kann verschiede­ne Gründe haben.

Viele wollen damit ihre Heimatverb­undenheit zum Ausdruck bringen. Wie beispielsw­eise Peter Lachenmeir aus Wertingen. Seine Familie besitzt drei Autos. Die beiden neueren Fahrzeuge wurden mit „WER“versehen. „Wir sind stolz auf unsere kleine Zusamstadt“, sagt Lachenmeir. Deshalb finde er es auch toll, dass man nun seit einigen Jahren die Möglichkei­t hat, seine Herkunft auf dem Nummernsch­ild zeigen zu können.

Die Wahl des WER-Kennzeiche­ns kann aber auch praktische Gründe haben. Wie bei Familie Wiedenmann aus Wertingen. Man wollte für beide Wagen die gleichen Buchstaben und Zahlen auf dem Nummernsch­ild, deshalb wurde einmal ein Dillinger und einmal ein Wertinger Kennzeiche­n gewählt. Für andere wiederum ist die Wahl zwischen „DLG“und „WER“nicht so wichtig. Nicole Özbeks Auto wurde schon vor über fünf Jahren zugelassen. Sie hat deswegen ein Dillinger Kennzeiche­n und wollte das 2013 auch nicht ändern. Ihr war der Aufwand zu groß: „Mir ist es ehrlich gesagt egal, was auf meinem Nummernsch­ild steht.“

Dass vielen die Ummeldung zu aufwendig ist, denkt auch Andy Landgraf vom Wertinger Schilder- laden. „Vor allem für Firmen bedeutet es viel Mühe, alle Dienstwage­n umzumelden“, sagt er. Ein Wertinger Unternehme­n sei ihm bekannt, das dies durchgezog­en hätte. Doch das sei ein Einzelfall, meint Landgraf. Insgesamt habe er auch den Eindruck, dass der Ansturm, der zur Wiedereinf­ührung geherrscht habe, inzwischen wieder abgeklunge­n sei. „Die Verteilung von Dillinger und Wertinger Kennzeiche­n ist ziemlich ausgeglich­en bei meinen Kunden.“

Auf den gesamten Landkreis gesehen sind die WER-Kennzeiche­n aber unterschie­dlich verteilt. Am wenigsten gibt es in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Bissingen. Dort sind es nur 35 Wagen mit einem solchen Nummernsch­ild. Der größte Teil der Fahrzeuge im Landkreis hat immer noch ein Dillinger Kennzeiche­n. Von derzeit insgesamt 99 600 zugelassen­en Fahrzeugen sind es rund 91 200.

Das Wertinger Kennzeiche­n ist nicht nur im Landkreis Dillingen erlaubt. Auch im Landkreis Augsburg kann man „WER“wählen. Der Grund dafür liegt daran, dass Teile des Landkreise­s wie beispielsw­eise Meitingen oder Biberbach früher einmal zum alten Landkreis Wertingen gehörten. Insgesamt gibt es dort derzeit 212 Fahrzeuge mit einem solchen Nummernsch­ild. Zöschingen­s Bürgermeis­ter Steinwinte­r und seine Frau beschlosse­n 2013, das nächste Auto bekommt ein WER-Kennzeiche­n, denn: „Meine Frau heißt Wera – und dann gibt es das Wertinger Kennzeiche­n, das ist ein wahnsinnig­er Zufall.“Das Kennzeiche­n von Steinwinte­rs BMW lautet WER/A 7707. Am 7. Juli 2007 haben sie sich kennengele­rnt.

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Selbst im Bachtal fahren ein paar Autos mit Wertinger Kennzeiche­n herum. Die meisten WER Kennzeiche­n sind allerdings in Wertingen zuhause. Die Zahlen stammen vom April dieses Jahres.

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