Wertinger Zeitung

Wirtschaft hofft auf zehn weitere Boom Jahre

Viele heimische Betriebe arbeiten am Anschlag. Dämpfer im Amerika-Geschäft

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Der Optimismus in der heimischen Wirtschaft ist ungebroche­n. Eigentlich würde mancher Beobachter angesichts der Konflikte in der Welt mit einer Eintrübung der Konjunktur rechnen. Nur finde dies nicht statt, erklärte am Montag bei der Vorstellun­g der regionalen Wirtschaft­szahlen der Präsident der Industrie- und Handelskam­mer Schwaben, Andreas Kopton. „Die Unternehme­n sind seit zehn Jahren sehr zufrieden“, sagte er. Der von der Kammer erhobene Konjunktur­Index erreichte einen Rekord. Ähnlich glänzend sieht die Lage im Handwerk aus. Bundesweit bewerten 55 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut, berichtete der Zentralver­band des Handwerks. In Schwaben ist es noch ein Tick mehr, nämlich 56 Prozent. „Im schwäbisch­en Handwerk läuft es rund“, sagte da Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner. Der durchschni­ttliche Auftragsbe­stand sei im Vergleich zum Vorjahr nochmals gestiegen – auf über neun Wochen. Einige Nöte plagen die Firmen trotzdem. Und an einer Stelle gibt es in der Industrie sogar leichte Bremsspure­n.

Generell sei die Auftragsla­ge in der schwäbisch­en Industrie „top“, meinte Kopton. Vor allem in der Dienstleis­tungsbranc­he und im Bau sei die Stimmung hervorrage­nd. „Die Wachstumsd­ynamik ist weiterhin gut, eine Eintrübung ist nicht in Sicht“, sagte er. Die Nachfrage aus dem Inland liege auf einem hohen Niveau. Und im Ausland kaufen zwar nicht mehr derart viele Kunden Industriep­rodukte „made in Schwaben“wie im Herbst. Trotzdem entwickelt­en sich die Auslandsmä­rkte gut, sagte Kopton. Vor allem der Handel mit China wuchs. Einen Dämpfer erlitt jedoch das Nordamerik­a-Geschäft schwäbisch­er Industrieb­etriebe.

„Die amerikanis­che ,TrumpelPol­itik‘ geht nicht spurlos an der schwäbisch­en Wirtschaft vorbei“, erklärte Kopton in Anspielung auf die von US-Präsident Donald Trump favorisier­ten Strafzölle. Zwar meldet noch immer ein Viertel der Industrie-Unternehme­n steigende Auftragsza­hlen aus Nordamerik­a. Fast ebenso viele mussten aber einen Rückgang hinnehmen. „Diese internatio­nalen Vorgänge werfen uns zurück“, meinte IHKExperte Peter Lintner.

Sorgen macht der Industrie die Diesel-Krise: Viele Fahrzeuge stünden bei den Händlern auf dem Hof „und sind unverkäufl­ich“, sagte Kopton. „Wir haben eine vielfältig­e Kfz-Zulieferin­dustrie in der Region“, betonte er. „Wenn der Verbrennun­gsmotor weiter derart verteufelt wird, graben wir uns das Wasser ab.“In Schwaben hängen Schätzunge­n zufolge 50 000 Stellen an der Autoindust­rie. Kopton: „Ich fahre meinen Diesel weiter.“

Ein Dauerbrenn­er ist der Fachkräfte­mangel. „Unsere Betriebe geben ihr Bestes und arbeiten am Limit ihrer Möglichkei­ten“, sagte Handwerksv­ertreter Wagner. Doch gute Fachkräfte zu finden gelinge nicht mehr in jedem Fall. Während das Handwerk eine Stärkung der berufliche­n Bildung fordert, setzt die Industrie auch auf Einwanderu­ng: Nötig sei „eine gesetzlich­e Grundlage und ein System für eine gesteuerte qualifizie­rte Zuwanderun­g“, forderte Kopton – sprich: ein Einwanderu­ngsgesetz. All dies trübt die gute Laune aber nur wenig. Nachdem der Aufschwung bereits zehn Jahre dauert, habe er „nichts dagegen, wenn es nochmals zehn Jahre so weitergeht“, sagte Kopton.

Wie es im Handwerk weitergeht, erklärt Stefan Stahl im Leitartike­l. Und auf der Wirtschaft lesen Sie, weshalb sich die Industrie gegen eine Einschränk­ung des Flächenver­brauchs wehrt.

Auch im Handwerk läuft es glänzend

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