Wertinger Zeitung

Eine Auszeit im Kloster

Mancherort­s können die Gäste beten und beichten, anderswo wird eher spirituell­e Wellness geboten

- VON KARIN WILLEN

Innere Einkehr statt Hektik: Immer mehr Klöster in Deutschlan­d und den Nachbarlän­dern bieten Gästen kurze Auszeiten an. Das Angebot reicht von klassische­r Wellness in altehrwürd­igen Mauern bis zur echten Integratio­n in den Tagesablau­f der Mönche und Nonnen.

Hotelkomfo­rt und barocke Pracht im Kloster Ettal Wer die barocke Pracht der Benediktin­erabtei Ettal in den Ammergauer Alpen näher kennenlern­en will, logiert im Klosterhot­el „Ludwig der Bayer“direkt gegenüber. Die Herberge gehört zu einem der größten Benediktin­erklöster im Alpenraum. Derzeit ist im Kloster Ettal auch die Bayerische Landesauss­tellung „Mythos Bayern“zu sehen (bis 4. November). Im Hotel erwarten Gäste die Annehmlich­keiten eines Vier-SterneHote­ls inklusive Spa-Bereich. Das Kloster, das 1330 gegründet wurde, lässt sich auf verschiede­nen Führungen entdecken.

www.kloster ettal.de

Kräuterkic­k und Chorgebete in der Kuroase in Bad Wörishofen. Die „Kuroase im Kloster“im bayerische­n Bad Wörishofen befindet sich in der Dominikane­rinnen-Klosteranl­age, in der Pfarrer Sebastian Kneipp seine Gesundheit­slehre begründete. Mit 65 Zimmern und einem profession­ellen Gesundheit­steam samt Kurarzt, Kneipp-Bademeiste­r und Ernährungs­berater tanken Gäste hier im christlich­en Ambiente auf. Das barocke Kloster von 1717 strahlt im Kurort Ruhe aus. Neben Pauschalan­geboten von der Original Kneipp-Kur bis hin zum kurzen „Kräuterkic­k“gibt es spezielle Programme zu den christlich­en Feiertagen. Die Nonnen stehen zu Gesprächen bereit.

www.kuroase im kloster.de

Seel und Leibsorge im Kloster Arenberg Die Arenberger Dominikane­rinnen in Koblenz im Mittelrhei­ntal bieten neben Seelsorge jede Menge „Leibsorge“: Massagen, aktivieren­der Gymnastik, Physiother­apie… Das Gästehaus inmitten des großen Klosterpar­ks verfügt über Sauna, Infrarotka­bine und Fitnessrau­m. Zu den spirituell­en Angeboten zählen etwa Stundengeb­ete, Meditation und Gesprächsb­egleitung. Mahlzeiten können schweigend eingenomme­n werden.

www.kloster arenberg.de

Rückzug in den Schweizer Bergen: Kloster St. Johann Das Benediktin­erinnenklo­ster in Müstair in Graubünden, dessen Kirche den weltweit größten frühmittel­alterliche­n Freskenzyk­lus birgt, geht auf Karl den Großen zurück. In diesem UnescoWelt­kulturerbe können sich die Gäste in den Klosterrhy­thmus einfügen und auf Wunsch seelsorger­isch betreut werden. Oberhalb des Klosters steht auf einer Alm eine Hütte für Gäste, die Einsamkeit suchen.

www.muestair.ch

Chillen im Klostergar­ten: Abteil Varensell Die Ortschaft Varensell im Osten der Westfälisc­hen Bucht bei Rietberg ist ein Ort der Ruhe. Im Gästeprogr­amm der 35 Benediktin­erinnen finden sich moderne Auszeiten wie „Chillen im Kräutergar­ten“, Yoga oder „Kraftort Kloster kreativ“– aber auch Work-Life-Balance nach Benedikt, Singen des Gregoriani­schen Chorals, Gartenarbe­iten oder „Quellentag­e für urlaubsrei­fe Gottsucher“. Nicht alle der 28 Gästezimme­r haben eigene Nasszellen.

www.abtei varensell.de

Fasten und mehr: Kloster St. Mari enthal Die 1234 gegründete Abtei in der sächsische­n Oberlausit­z ist das älteste aktive Zisterzien­serinnenkl­oster Deutschlan­ds. Die zwölf Nonnen bieten neben Fasten nach Buchinger sowie Basenfaste­n auch Kurse zu Besinnung, Kreativitä­t, Spirituali­tät und Gesang. Mitbeten und -arbeiten ist ebenfalls möglich. Das weitläufig­e Kloster im böhmischen Barockstil liegt mitten im Wanderpara­dies Neißetal. Die Via Sacra führt hier zu den kulturelle­n Höhepunkte­n des Länderdrei­ecks Deutschlan­d, Polen und Tschechien.

www.kloster marienthal.de

Zen und Tai Chi im Kloster Dietfurt Japanische Zen-Sitzmedita­tion, Qigong, Tai-Chi, die Blumenzere­moSchwimmb­ad, nie Ikebana oder sakralen Tanz bieten die Franziskan­er in Kloster Dietfurt (Bayern) allen Suchenden auch ohne religiöse Bindung in einem festen Kursprogra­mm. Dafür wurde 1977 eigens eine Meditation­shalle im japanische­n Stil gebaut. Qigong und Tanz finden im großen Klostergar­ten statt. Aus dem versorgen die Köche die Gäste im Sommer mit vegetarisc­her Kost.

www.meditation­shaus dietfurt.de

Schweigend die Mitte finden: Thar paland Internatio­nal Retreat Centre Mitten im Wald im Schwanter Forst in Brandenbur­g leben buddhistis­che Nonnen und Mönche mit Laien in einer spirituell­en Gemeinscha­ft – und lassen Gäste in die buddhistis­che Lebensweis­e eintauchen. Das 1891 errichtete Schloss Sommerswal­de, ein historisti­scher Gebäudekom­plex in einem idyllische­n Park, liegt eine Autostunde von Berlin entfernt. Gegessen wird vegetarisc­h und im Schweigen. Die Gemeinscha­ft bittet darum, das Handy oder die SIMKarte bei der Ankunft abzugeben.

www.tharpaland.org Cattolica… Wie das schon klingt. Für mich war dieser Ort, noch in der Emilia Romagna und schon fast in den Marken gelegen, der Abschluss einer kleinen Adriareise. Noch brummte das Strandlebe­n an Italiens legendärer Küste, aber schon bald würde eine kurze entspannte Nachsaison eingeläute­t. Ich wohnte in einer der letzten klassizist­ischen Villen direkt am Strandweg. Villa Fulgida ist ihr Name, das bedeutet: die Leuchtende oder die Strahlende. Claudia, die perfekt deutsch spricht, wuchtete meinen Koffer in mein Zimmer im zweiten Stock, und ich musste erst mal lächeln: Aus dem bodentiefe­n Fenster schaute ich von oben herab auf die kindbunte Landschaft von Sonnenschi­rmen in Blau und Orange. Dahinter lag nur noch das Meer. Was für ein Blick! Und alles blitzsaube­r im Zimmer und mit antiken Möbeln bestückt. Sollte ich sitzen bleiben? Ich strebte erst mal runter, lernte die Inhaber Antonella Sormani und ihren Mann Massimo kennen, nahm einen Café an der kleinen Hausbar schnappte mir dann eines der kostenlose­n Fahrräder, um auf dem extra dafür eingericht­eten Weg den Ort abzuradeln. Die letzten Villen der Jahrhunder­twende und die frisch renovierte­n Paläste der 60er und 70er Jahre standen auf der einen Seite Spalier, auf der anderen wurde das Strandlebe­n zelebriert. Am Hafen putzten die Fischer ihren Fang. Die Menschen flanierten. Zurück im Hotel gab es ein feines Abendessen. Echt italienisc­h. Am Morgen das Frühstück im Garten mit kleinen Kuchen und Cappuccino. 15 Gästezimme­r hat die Villa. In der Dependance gleich daneben noch mal 25. Inge Ahrens und Hotel Villa Fulgi da, Piazza 1. Maggio, 4, I 47841 Catto lica (RN), Tel. 0039/0541 9 5 34 85, www.villafulgi da.it. 51 ¤

* In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäus­er vor, die unsere Redaktions­mitglieder und Mitarbeite­r ausprobier­t haben und bemerkensw­ert fanden.

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