Wertinger Zeitung

Biber, Flieger, Wikinger

Bei einer Bootstour auf der Peene begegnet man interessan­ten Tieren und Menschen

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Oder Besucher gehen auf eine abendliche Bibersafar­i im Kanu. Rund 1000 Biber leben entlang des unbegradig­ten Flusses. Eben haben die Boote eine knapp 30 Zentimeter breite Schneise durchs Schilf passiert – ein Biberpfad. „Nur Geduld“, beruhigt Enke. Und tatsächlic­h: Ein runder Kopf mit kleinen Ohren und dunklen Kullerauge­n bewegt sich dicht am Schilf durch das Wasser und ein paar Meter dahinter ein zweiter. Fast fünf Minuten lang lassen sich die Tiere begleiten. „Biber habt ihr jetzt gesehen. Aber haltet auch tagsüber die Augen auf, nach Fischotter­n und anderen Flussbewoh­nern.“Denn bei Sonnensche­in sind Tiere viel leichter zu entdecken. Auch von Urlaubern aus der Stadt, wie sich am nächsten Tag zeigt. Im zuckelnden Solarboot, ein von Sonnenkoll­ektoren angetriebe­nes Gefährt, geht es den Fluss entlang. Fischreihe­r und Eisvögel lauern im Schilf auf Beute. Zwischen Seerosen duckt sich ein Kormoran. In Menzlin legt das Boot an. Rainer Vanauer sagt, er sei Wikinger – und sieht auch so aus. Denn wenn der vollbärtig­e Hobbyarchä­ologe, der nahe des Ortes einen Bootsverle­ih betreibt, Gäste durch das „Alte Lager“führt, trägt er ein langes Leinenhemd mit Messer am Gürtel. So wie das Volk, das hier von Anfang des 8. bis ins 10. Jahrhunder­t gesiedelt hat: die Wikinger. Die Lage am Fluss mit direktem Zugang zur Ostsee war perfekt für einen Seehandels­platz. „Rund 300 Menschen haben hier damals gelebt“, sagt Vanauer und läuft eine sandige, von Kiefern bewachsene Anhöhe hinauf. „Ein magischer Ort.“Vanauer zeigt auf eine Ansammlung von Steinen, die ellipsenfö­rmig zusammenge­legt wurden. Eines von mehr als 30 skandinavi­schen Frauengräb­ern, die Archäologe­n hier freigelegt haben. „Die Steine sollen die Form eines Schiffes nachahmen“, erklärt Vanauer. „Ein Schiff, auf dem die Toten die Reise ins Jenseits am anderen Ende des Meeres antreten konnten.“

Paradies für Vogelfreun­de

Übers Wasser führt der Weg auch an diesem Tag weiter, zum Glück nicht ins Jenseits, sondern über die Peene weiter nach Anklam, wo die Backsteint­ürme der mittelalte­rlichen Kirchen St. Marien und St. Nikolai in den Himmel ragen. Seeadler aufzuspüre­n, ist eine Spezialitä­t von Günther Hoffmann, einem Naturführe­r mit geschultem Blick. Er führt Besucher durch das Anklamer Stadtbruch, Deutschlan­ds größten Moorwald, der im Mündungsge­biet der Peene liegt. „Jahrhunder­telang wurde hier Brenntorf gewonnen“, erklärt Hoffmann, ausgerüste­t mit Cowboyhut und Spektiv – einer Art Superfernr­ohr. Nach der Wende wurden Stadtbruch und Peenetal renaturier­t. Heute sind Torfstiche und Feuchtwies­en ein Mekka für Vogelfreun­de. Denn mit der Überflutun­g des vormals trockengel­egten Gebiets siedelte sich hier die größte Kormoranko­lonie Deutschlan­ds an. Und damit kamen auch die Adler. Tatsächlic­h kreist ein Raubvogel in der Luft. Aber kein Seeadler, sondern ein Fischadler, wie Hoffmann sofort erkennt. Und die Seeadler? „Kein Problem“, sagt Hoffmann und zeigt auf einen Baum. In der Krone thront der Horst, darin hockt ein Seeadlerpa­ar. „Wer hier spazieren geht, hat fast schon Seeadlerga­rantie. Und wo hat man das in Deutschlan­d schon?“Wahrschein­lich nur hier an der Peene, Heimat von Seeadlern, Bibern und Wikingern.

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Fotos: Alexandra Frank (2), jnjhuz, Fotolia.com Unterwegs im Kanu auf der Peene – auf der Suche nach Bibern und anderen Tieren.
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