Wertinger Zeitung

Rückkehr zum Ursprung

- VON BIRGIT ALEXANDRA HASSAN redaktion@wertinger zeitung.de

Die alten Gräber sind abgeräumt. Grabsteine eingelager­t, Einfassung­en weggenomme­n, die meisten Pflanzen ausgegrabe­n. In diesen Tagen wird das erste Grabfeld des Laugnaer Friedhofs umgestalte­t. Unter der Erdoberflä­che liegen viele Menschen begraben. Die letzte Frau wurde vor sieben Jahren bestattet. Was davon noch übrig ist? – „Keine Sorge“, beschwicht­igt Bürgermeis­ter Johann Gebele. Man würde nicht in die Tiefe gehen, sondern eher auffüllen, um auf eine Ebene zu kommen.

Abgesproch­en haben der jetzige Bürgermeis­ter und sein Vorgänger die Umgestaltu­ng mit allen erforderli­chen Institutio­nen – der Diözese und Kirche, dem Landratsam­t, Denkmalsch­utzamt und Kreisheima­tpfleger. Alle haben sie grünes Licht gegeben. Nach zahlreiche­n Versammlun­gen und vielen Einzelgesp­rächen akzeptiert­en auch die meisten Laugnaer den scheinbar unvermeidl­ichen Umbau: Neu ausgericht­et sollen die Gräber werden, alle in Richtung Kirche. Dazu werden sie den heutigen Standards der Sarglängen von zwei Metern angepasst. Dazwischen entstehen Wege, auf denen die Bestatter mit modernen Geräten direkt zu den Gräbern vorfahren und diese maschinell bearbeiten können.

Das alles klingt fortschrit­tlich und sinnvoll. Auf Plänen, Sitzungen und Besprechun­gen allemal. Geht’s allerdings tatsächlic­h ans Abräumen eines Grabes bleiben die Gefühle vielleicht nicht bei allen an der Oberfläche. Wo liegen die Überreste meiner Angehörige­n? Was ist überhaupt noch da? Wo ist der passende Platz für einen Grabstein? Was brauche ich für ein angemessen­es Gedenken?

Womöglich kehren wir alle zum Ursprung zurück, dem wir unser Leben verdanken. In dem Fall dürften selbst mehrere Meter Verschiebe­n des Grabsteins problemlos zu akzeptiere­n sein. Auch wenn die eigenen Blumen dann vielleicht direkt über den Gebeinen des Nachbarn erblühen.

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