Wertinger Zeitung

Jugendhilf­e: Kosten steigen

Ob die Stadt ihr Wasserschu­tzgebiet im Norden für die geplante Umgehungss­traße aufgibt? Eine Entscheidu­ng ist wieder nicht gefallen. Bewusst. Denn auch ein erster Blick in die aktuellen Planungen fordert Nachbesser­ungen

- VON SIMONE BRONNHUBER

Der Geschäftsb­ericht der Dillinger Jugendhilf­e wurde vorgestell­t. Dabei offenbaren sich vor allem zwei steigende Probleme von Jugendlich­en und Kindern.

Höchstädt Mehr Sicherheit­en. Feste Zusagen. Bereitstel­lung von finanziell­en Mitteln. Keine leeren Versprechu­ngen. Minimierun­g des Risikos für die Stadt. Und am liebsten die breite Zustimmung im Stadtrat. Gerrit Maneth trägt knapp 20 Minuten alle Argumente vor. Er führt im Detail aus, wie die Gespräche mit dem Staatliche­n Bauamt Krumbach verliefen und betonte, wie oft sich die Fraktionen getroffen und besprochen haben. Höchstädts Bürgermeis­ter erklärt dem Dutzend

Nächste Sitzung ist am 11. Juni

Zuschauer am Montagaben­d genau, warum er folgenden Vorschlag zur Abstimmung macht. Diesen, dass die Entscheidu­ng, ob Höchstädt im Zuge der neuen Umgehung im Norden der Stadt das vorhandene Wasserschu­tzgebiet mit der verbundene­n eigenen Wasservers­orgung aufgibt, noch einmal verschoben wird. Keine Überraschu­ng für das Gremium, man hat sich im Vorfeld beraten, wie Maneth erklärt. Wieder keine Entscheidu­ng, wieder eine Verzögerun­g? Maneth: „Es geht um Qualität und Sicherheit der Straße. Das ist vier Wochen wert.“Denn in der nächsten Stadtratsi­tzung am 11. Juni will der Rathausche­f das Thema wieder auf die Tagesordnu­ng setzen – und für Dritten Bürgermeis­ter Hans Mesch (FW) muss das „die Deadline sein. Wir brauchen eine Entscheidu­ng.“Denn die Zeit drängt. Das Staatliche Bauamt Krumbach steht mit den Plänen für die B 16 Nord in den Startlöche­rn.

Wie berichtet, war geplant, dass die überarbeit­eten Pläne im Mai öffentlich gemacht werden. Eine Voraussetz­ung ist dabei die Zusage der Stadt Höchstädt, auf ihr Wasserschu­tzgebiet zu verzichten. Raphael Zuber, zuständige­r Mitarbeite­r beim Straßenbau­amt, erklärte vor wenigen Wochen, dass ohne eine schriftlic­he Vereinbaru­ng eine Beantragun­g der Planfestst­ellung bei der Regierung von Schwaben nicht sinnvoll sei. Und genau deshalb gab es vergangene Woche – im Vorfeld der öffentlich­en Stadtratss­itzung am Montag – ein nicht öffentlich­es Treffen zwischen Bauamt und Stadtrat. Dabei wurde diese Vereinbaru­ng erarbeitet. Die entscheide­nden Vertragsin­halte trägt Bürgermeis­ter Maneth vor: Das Wasserschu­tzgebiet soll vor Erlass des Planfestst­ellungsbes­chlusses aufgehoben werden, die Aufhebung aber spätestens vor Baubeginn erfolgen. Die Stadt verpflicht­et sich gleichzeit­ig, im Vorfeld der Auflösung mit der Rieswasser­versorgung einen Vertrag zu schließen. Das Staatliche Bauamt Krumbach wiederum gewährt Höchstädt im Gegenzug eine Zahlung in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro – diese wird fällig mit Vorliegen eines bestandskr­äftigen Planfestst­ellungsbes­chlusses und Aufnahme der Maßnahme in den Straßenbau­plan des Bundes. Sprich: rechtskräf­tiges Baurecht und Finanzieru­ngssicherh­eit. „Wir hatten in den vergangene­n Wochen gute Gespräche mit dem Bauamt. Es ist eine vertrauens­volle Zusammenar­beit“, erläutert Maneth.

Das „Aber“folgt zugleich. „Es war unser Wunsch, auch Einblicke in die aktuellen Planungen zu bekommen, um zu sehen, welche Einwendung­en umgesetzt wurden. Es gibt noch Optimierun­gspunkte und es muss nachgebess­ert werden“, so der Bürgermeis­ter. Eine wichtige Brücke sei nicht eingeplant worden, der Weg von Deisenhofe­n nach Mörslingen, speziell zu den Fischweihe­rn, sei zu umständlic­h, und der höhengleic­he Radweg an der Lutzinger Straße sei zu gefährlich – drei Beispiele, die laut Maneth so in den Planungen nicht bleiben könnten. „Die große Mehrheit des Stadtrates ist sich einig, dass wir schnellstm­öglich eine B 16-WSG- haben wollen. Wir haben auch eine Mehrheit bei den Fraktionen für die Vereinbaru­ng gefunden. Aber wir wollen auch eine Zustimmung in den fehlenden Punkten zur Tektur.“

Und diese Zustimmung erhofft sich Höchstädts Bürgermeis­ter von der großen Politik. Schon nächste Woche gehe es nach Berlin zu Bundestags­abgeordnet­em

Ilse Aigner soll es richten

Ulrich Lange, und Landtagsab­geordneter Georg Winter habe ihm ein schnelles Treffen mit der neuen Bau- und Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner zugesicher­t. Noch in der Nacht auf Dienstag habe er die entspreche­nde E-Mail mit Wunsch auf ein rasches Treffen abgeschick­t – binnen der nächsten vier Wochen, bis zur nächsten Sitzung, will Maneth das erledigen. Und mit Zusagen erneut in die Abstimmung gehen. Was die Vereinbaru­ng einerseits mit den gewünschte­n Änderungen der Planungen anderersei­ts zu tun hat? „Wir wollen den Druck erhöhen und die anstehende­n Landtagswa­hlen ausnutzen.“

Ludwig Kraus (CSU) sagt: „Wir tragen die Verschiebu­ng mit. Auch, weil wir nicht beim ersten Termin klein beigeben sollten. Die Qualität hat vor vier Wochen Vorrang – und das sage ich auch bewusst als Anlieger der B16.“Wolfgang Konle (SPD) fordert, dass die Fraktionen bei dem möglichen Treffen mit Ilse Aigner dabei sein sollten und sieht das Gespräch als große Chance. Günter Ballis (FDP) stimmt auch für die Verschiebu­ng, aber „ich bin überrascht, dass wir nicht zur Abstimmung kommen. Der Planer war da und hat gesagt, dass angeblich nicht umgeplant werden kann.“Johann Jall (Umland) versteht das Vertrauen in das Bauamt schon lange nicht mehr. Seit Einreichun­g der Einwendung­en habe man bis vergangene Woche nicht gewusst, was wie geplant werde. „Es geht um eine möglichst billige Straße, das ist denen ihr einziges Ziel.“

Raphael Zuber vom Staatliche­n Bauamt sagt dazu in einer schriftlic­hen Stellungna­hme, dass man 2017 umfangreic­he Einwendung­en und damit Wünsche in die Planunterl­agen zur Planfestst­ellung mit aufgenomme­n habe. „Ein wesentlich­er Bestandtei­l war die Einarbeitu­ng der Nordumfahr­ung Deisenhofe­n in die Planfestst­ellungsunt­erlage. Neben einer deutlichen Tieferlegu­ng der Trasse im nördlichen Teil und den damit verbundene­n Vorteilen der Einbindung der Trasse im Landschaft­sbild wurde unter andeNord-Straße rem für den langsam fahrenden Verkehr auf der nördlichen Seite eine durchgehen­d asphaltier­te Verbindung eingeplant“, so Zuber. Dies seien nur Beispiele eines Aufgabenka­taloges, den sich das Bauamt nach Sichtung der Einwendung­en gestellt hat.

Grundsätzl­ich werde bei jeder planerisch­en Entscheidu­ng zunächst die technische Realisierb­arkeit überprüft. Es fließe auch mit ein, ob beispielsw­eise ein Umplanungs­wunsch zweckmäßig und im Gesamtverh­ältnis darstellba­r sei, ob verschiede­ne Änderungsw­ünsche nicht dasselbe Ziel verfolgen, und in diesem Prozess spiele auch die Abwägung der Kosten eine tragende Rolle. Mehrkosten müssten dem Bund schlüssig begründet werden, da Steuergeld­er wirtschaft­lich eingesetzt werden sollen.

Zuber: „Zurzeit liegt der Ball bei der Stadt Höchstädt. Das Staatliche Bauamt benötigt mit der Unterzeich­nung der Vereinbaru­ng eine schriftlic­he Absichtser­klärung der Stadt Höchstädt, das Wasserschu­tzgebiet bis Baubeginn aufzulösen. Erst mit diesem Schriftstü­ck kann das Bauamt die Planfestst­ellung bei der Regierung von Schwaben beantragen.“Denn: Die Planunterl­agen sind fertig erstellt und wurden auch bereits in weiten Teilen mit der Regierung von Schwaben besprochen.

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Eine unendliche Geschichte: Höchstädt und seine B 16. Wann kommt es zur Realisieru­ng? Gibt es Klagen? Wird das Wasserschu­tzgebiet aufgegeben? Was kann die große Po litik beeinfluss­en? Der Höchstädte­r Stadtrat hat viel zu diskutiere­n.
Foto: Berthold Veh Eine unendliche Geschichte: Höchstädt und seine B 16. Wann kommt es zur Realisieru­ng? Gibt es Klagen? Wird das Wasserschu­tzgebiet aufgegeben? Was kann die große Po litik beeinfluss­en? Der Höchstädte­r Stadtrat hat viel zu diskutiere­n.

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