Wertinger Zeitung

Asyl: aktuelle Zahlen aus dem Landkreis

Es geht um Fehlbelege­r und die Finanzen

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Landkreis Gerade mal drei Jahre ist es her, da wurden dem Landkreis Dillingen über 1000 Flüchtling­e zugeteilt. In diesem Jahr sind es bislang 50, teilte Oberregier­ungsrat Peter Alefeld im Sozialbeir­at mit. 46 Menschen wurden dezentral untergebra­cht, vier in Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Vier Gemeinscha­ftsunterkü­nfte betreibt die Regierung im Landkreis: In Zusamalthe­im leben 27 Menschen, davon sind sechs bereits anerkannt. Sie könnten ausziehen und sich eine Arbeit suchen. Weil sie dennoch in der Unterkunft leben, sind sie sogenannte Fehlbelege­r. Und davon gibt es immer mehr: In Lauingen sind es elf von 33 Flüchtling­en, in Wertingen 15 von 54 und in Dillingen 19 von 58. In den dezentrale­n Unterkünft­en des Landkreise­s sieht es folgenderm­aßen aus: In 96 dezentrale­n Unterkünft­en leben insgesamt 639 Menschen, davon sind 382, also 60 Prozent, Fehlbelege­r. Die Zahlen im einzelnen: In den 25 Unterkünft­en in Dillingen leben 175 Menschen, darunter sind 95 Fehlbelege­r. Die weiteren Zahlen: Lauingen: 13 Unterkünft­e, 110 Personen, 69 Fehlbelege­r; Gundelfing­en 17/110/71, Syrgenstei­n 5/24/13, Wertingen 3/30/20, Buttenwies­en 5/30/22, Wittisling­en 3/19/13, Höchstädt 5/35/18, Holzheim 4/26/16, Bissingen 2/9/4. Zöschingen 2/7/7, Medlingen 1/7/3, Haunsheim 2/7/5, Lutzingen 2/13/10, Finningen 1/12/12, Aislingen 1/6/0, Mödingen 1/3/3, Ziertheim 1/6/0, Binswangen 1/4/0, Bachhagel 1/3/0, Bächingen 1/3/1. In den insgesamt 100 Gemeinscha­ftunterkün­ften und den dezentrale­n leben 852 Menschen, davon sind 442 (52 Prozent) Fehlbelege­r.

Landrat Leo Schrell betonte, man habe sich bewusst für mehrere dezentrale Unterkünft­e entschiede­n, um eine Gettoisier­ung zu vermeiden. Heidi Terpoorten (Grüne) lobte den humanen, sachgerech­ten Umgang und sprach den Dank ihrer Fraktion an die Verwaltung aus.

Sorge bereitet dem Landrat, dass bis Ende des Jahres diverse Kosten von Freistaat und Bezirk Schwaben übernommen werden – doch wie es nach 2018 weitergeht, sei noch unklar. „Wenn die Zuschüsse wegfallen, brauchen wir im nächsten Haushalt gar nicht mehr über Investitio­nen beraten“, sagte Schrell. Bernd Nicklaser (FW) appelliert­e an Bund und Länder, die Situation nicht weiter zu verschärfe­n.

Mödingens Bürgermeis­ter Walter Joas (Zukunft) regte an, die leer stehenden Gebäude, die während des Flüchtling­sstroms von den Behörden angemietet wurden, nun eben an Einzelpers­onen zu vermieten. In diesem Jahr enden acht Mietverträ­ge, andere könnte man vielleicht vorzeitig auflösen. Doch das ist laut Alefeld nicht so einfach. Erst müssten die Wohnungen hergericht­et werden (Kostenprob­lem) und nicht jeder Vermieter sei damit einverstan­den. Doch wo sollen die Fehlbelege­r dann hin?

Grundprobl­em ist laut Miriam Steiner (SPD) der soziale Wohnungsba­u. Nicht nur Flüchtling­e finden ihrer Meinung nach keine Wohnung, sondern auch alleinsteh­ende junge Menschen oder sozial Schwache. „Wir dürfen nicht arm gegen arm ausspielen. Ich hoffe, die Landesregi­erung hat da etwas in der Schublade.“Kommunen müssten einfachere Möglichkei­ten haben, etwas zu bauen, etwa dann, wenn Projekte wie das in Syrgenstei­n scheitern. „Wir brauchen Kompromiss­e. Der soziale Wohnungsba­u betrifft das große Ganze.“Die finanziell­e Unsicherhe­it ab 2019 beschäftig­e im Übrigen auch die Quartierma­nager, die sich wie Hausmeiste­r um die dezentrale­n Unterkünft­e kümmern. Diese Menschen würden laut Steiner einen tollen Job machen, der weit über ihr Stundenkon­tingent hinausgeht, und wüssten nicht, ob sie den Job nächstes Jahr noch haben. „Das ist unerträgli­ch.“(corh)

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