Wertinger Zeitung

Nicht zu unterschät­zen

- VON JONAS VOSS redaktion@wertinger zeitung.de

Reichsbürg­er ist nicht gleich Reichsbürg­er. „Das Milieu ist ebenso heterogen wie die jeweils verwendete­n Selbstbeze­ichnungen“, schreibt der Verfassung­sschutz Bayern auf seiner Internetse­ite. Jeder Reichsbürg­er ist ein Verschwöru­ngstheoret­iker – heißt, jeder lehnt eine souveräne Deutsche Bundesrepu­blik ab. Manche wähnen sich im Kaiserreic­h, andere sehen sich als legitime Nachfolger des NS-Deutschlan­d. Zu einem wirren Rechtsvers­tändnis kommen mangelhaft­e Geschichts­kenntnisse und auch Leichtgläu­bigkeit. Nicht alle von ihnen sind rechtsextr­em oder gewalttäti­g; einige gehen von der irrigen Annahme aus, durch das Agieren als Reichsbürg­er staatliche­n Verwaltung­sakten wie Steuern zu entgehen. Der bayerische Verfassung­sschutz schreibt von „Querulante­n, Staatsverd­rossenen oder Verschwöru­ngstheoret­ikern bis hin zu Geschäftem­achern, psychisch Kranken und Personen mit geschlosse­nem rechtsextr­emistische­m Weltbild“. Insgesamt gehen die Behörden in Bayern von mindestens 3850 Personen aus, die in irgendeine­r Form dieser Szene zuzuordnen sind. Vorsichtsm­aßnahmen, wie das Amtsgerich­t Dillingen sie bei einem der vergangene­n Prozesse getroffen hat, sind durchaus angebracht. Das zeigen nicht nur die Vorfälle mit Reichsbürg­ern in den vergangene­n Jahren, bei denen es auch Todesopfer gab – sondern auch die subtilen Drohungen, mit denen Richter in Dillingen konfrontie­rt werden. Das Geburtsdat­um des zuständige­n Richters auf dem Einspruch zu vermerken, lässt sich nur als Drohung auffassen. Selbst wenn Reichsbürg­er harmlos daherkomme­n, sollten die Behörden wachsam bleiben.

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