Ein kabarettistischer Vulkan
In Lauterbach schöpft Helmut A. Binser aus dem Vollen. Ein fulminanter Auftritt, wortgewaltig und witzig
Buttenwiesen Lauterbach Die Kleinkunstbühne Lauterbach landet zurzeit einen Volltreffer nach dem anderen. Obwohl „der Binser“alias Martin Schönberger im Handumdrehen Hallen und Bierzelte füllen kann, spielt und singt er doch am liebsten im Wirtshaus, besonders in historischen Wirtshäusern mit ihrem einmaligen Ambiente wie am vergangenen Wochenende beim Straub in Pfaffenhofen. Nach fast vier Jahren ist er wieder in „Pfaffahoufa“– das „ou“des Oberpfälzer Dialekts als Markenzeichen, stürmt freudestrahlend auf die Bühne und erzählt von seinen Stationen in Paris und Amsterdam, wo ihn die komischen „Trichterzigaretten“ganz schön ins Wanken gebracht haben. Wortgewaltig und authentisch bringt er seine Anekdoten ans Publikum getreu seines Bühnenmottos „Ich liebe es, die Menschen zum Lachen zu bringen“. Kein Wunder, dass immer wieder Lachsalven durch den vollen Wirtshaussaal dröhnen. Und das zweieinhalb Stunden lang.
Auf der Bühne, für ihn ein „verlängerter Stammtisch“, will er „a Gaudi houbn“und dem Publikum einen lustigen Abend bereiten. Dies gelingt ihm bravourös mit seinen lebensnahen Anekdoten aus seiner Heimatregion „rund um Runding“, nah an der tschechischen Grenze. Mit seinen selbst gestrickten Liedern, die gespickt sind mit lustigen Wortspielen, aber auch mit schwarzem Humor und subtiler Bloßstellung allzu menschlicher Vorurteile und Nachlässigkeiten, bringt er den Saal immer wieder zum Kochen. Fängt sein erstes Lied noch ganz harmlos an: „Alles kann passieren, alles Unglück dieser Welt, wenn nur nicht der schlimmste Fall eintritt, dass a Freibier gibt und i woaß net wo…“, so regt sein Mauerseglerlied doch zum Nachdenken an, wer da wohl „einen Vogel“hat, der Vogel oder der Mensch. Bei allen subtilen Spitzen und gezielten Pointen kann man dem gewichtigen Barden nicht böse sein, holt er doch immer wieder das Publikum in seine skurrile Welt der Alltagsbewältigung zurück. Sein Gesundheitsbewusstsein sei gerade besonders ausgeprägt, so schwadroniert er. Neulich habe er einen Marathon erlebt, einen Blitzmarathon. Das Rauchen habe er aufgegeben, ebenso das Schnupfen. Jetzt behelfe er sich mit homöopa- thischen Mitteln. Und schon greift er nach seinen „Globuli“, die unter donnerndem Gelächter des Publikums in seiner Nase landen. Dann haut er wieder wuchtig in die Tasten seiner „Ziach“und röhrt die Ballade von der „Pfaffenhoufener Frau“in den Saal, nicht ohne den exzellenten Spanferkelbraten der Wirtin Edith zu loben.
Skurril sind auch seine Geschichten über den Pornostar Gina Wild und den Volksrocker Andreas Gabalier, den er schon vor Jahren gecoacht und zu seinen ersten Hits geführt hat. Natürlich hat auch der Binser noch Hoffnung auf einen ersten Hit. Ob der Publikumsbrüller „Mei Nachbar is a Depp“das Zeug dazu hat, wie der Binser prophezeit? Natürlich ist da seine Selbstironie greifbar, denn dass er schon etliche Hits gelandet hat, das wissen die meisten Besucher im Saal und fordern diese frenetisch als Zugabe. Mehrmals zwingt der Applaus den Bayerwälder zurück auf die Bühne, um seine Lieder über den Valentinstag, den Regenwurm, „Nie wieder Alkohol“und „Im Himmel lohnt sich s´ Sterbn net“zum Besten zu geben. Als der Binser zum ultimativen Schluss mit „Überall dahoam“drei Minuten lang einen Ortsnamen nach dem anderen herunter rattert, wo er schon überall gewesen ist, gibt es im Saal kein Halten mehr.
Mit minutenlangem Applaus feiern die Fans „ihren Binser“, weil halt Pfaffenhofen der schönste Ort von allen ist – zumindest an diesem Abend. (mas)