Wertinger Zeitung

Diesel Fahrverbot: Hamburg greift als erste Stadt durch

Zwei Durchgangs­straßen gesperrt. Autoindust­rie ist sauer: Es ginge auch anders

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Hamburg Als bundesweit erste Stadt verhängt Hamburg wegen zu schlechter Luft Diesel-Fahrverbot­e. Und das schon sehr bald: Ab kommenden Donnerstag dürfen bestimmte Abschnitte zweier wichtiger Durchgangs­straßen unweit des Bahnhofs Altona nicht mehr von umweltschä­dlichen Fahrzeugen benutzt werden.

Wie die Umweltbehö­rde der Hansestadt weiter erklärte, soll die Stickoxid-Belastung in diesem besonders belasteten Bereich reduziert werden. Kritik kommt sowohl von Umweltschü­tzern und Autoindust­rie als auch vom ADAC und der Opposition. Von den Verboten betroffen sind alle Diesel, die nicht die Abgasnorm Euro-6 erfüllen.

Eigentlich hätten die Verbote schon früher in Kraft treten sollen. Die Hamburger Behörden wollten aber zuerst die schriftlic­hen Begründung­en des Bundesverw­altungsger­ichts zu dessen Grundsatzu­rteilen vom Februar auswerten. Das Gericht hatte darin Fahrverbot­e grundsätzl­ich für zulässig erachtet, um die Belastung der Luft mit Stickoxide­n zu verringern. Die Prüfung hätte nun ergeben, dass an den geplanten Verboten nichts geändert werden müsse, teilte die Umweltbehö­rde mit. Seit der vergangene­n Woche wurden bereits Umleitungs­und Verbotssch­ilder aufgestell­t.

Der Hamburger Senat hatte die Durchfahrt­sbeschränk­ungen im Rahmen eines Luftreinha­lteplans bereits im Juni vergangene­n Jahres beschlosse­n. Laut diesem Plan soll ein 580 Meter langer Teil der MaxBrauer-Allee für Dieselfahr­zeuge gesperrt werden, die nicht die moderne Abgasnorm Euro-6 erfüllen. Ebenfalls unter ein Fahrverbot fällt ein rund 1,6 Kilometer langer Abschnitt der Stresemann­straße. Dieser soll aber nur für ältere DieselLkw über 3,5 Tonnen gesperrt werden, nicht für Pkw.

Nach Ansicht der Umweltorga­nisation BUND sind die Fahrverbot­e „zwar ein gutes Signal, aber nicht zielführen­d“. Besser wären „flächendec­kende Fahrverbot­e, die den Menschen helfen und nicht den Messstatio­nen“, sagte ein Sprecher. Hamburg verteile Verkehr und schädliche Stickoxide nur auf andere Straßen, wo sie nicht erfasst werden.

Der ADAC lehnt Fahrverbot­e generell ab. Damit würden die Autofahrer für die Fehler der Industrie und die Versäumnis­se der Politik zur Verantwort­ung gezogen. Zudem seien sie kaum praktikabe­l umzusetzen. „Sie sehen einem Auto von außen eben nicht an, ob es die Euro 5 oder 6 erfüllt.“

Laut dem Verband der Automobili­ndustrie (VDA) gibt es bessere Instrument­e zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät als Fahrverbot­e. „Innovation­en leisten einen höheren Beitrag“, heißt es in einer Reaktion auf die Hamburger Entscheidu­ng. Und für die FDP sind sie Ausdruck des Versagens von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Verkehrspo­litik. „Hamburg ist Frau Merkels erstes Fahrverbot. Ihre Politik des Zögerns und Zauderns ist krachend gescheiter­t“, sagte der Vizechef der FDP-Bundestags­fraktion, Michael Theurer. „Die Verlierer sind einmal mehr Pendler und Handwerker.“Dazu auch unser Kommentar. (AZ)

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