Wertinger Zeitung

Welche Chancen Gold als Geldanlage bietet

Der Preis für das Edelmetall ist derzeit günstig. Ein Gespräch mit Volkswirt Ralf-Joachim Götz, ob dies ein guter Kaufzeitpu­nkt ist und warum uns Gold so fasziniert

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Herr Götz, der Goldpreis ist derzeit eher niedrig. Weshalb eigentlich? Ralf Joachim Götz: Die Menschen flüchten aller Erfahrung nach immer dann in eine Anlage in Gold, wenn Krisen drohen. Uns mag es in Deutschlan­d zwar manchmal aufgrund der Nachrichte­n so vorkommen, dass es viele Krisen weltweit gibt. Doch nicht alle Menschen sind weltweit im Krisenmodu­s, im Gegenteil. Viel Geld fließt deshalb derzeit in die Aktienmärk­te, nicht in Gold. Dazu kommt, dass etwa drei Viertel der Goldproduk­tion gar nicht zur Herstellun­g von Münzen und Barren als Investment­s verwendet werden. Über die Hälfte des weltweiten Goldangebo­ts wird zur Schmuckpro­duktion eingesetzt. Wichtig ist auch die industriel­le Nachfrage. Die Preisbildu­ng findet nicht in Bayern oder in Deutschlan­d statt, sondern an internatio­nalen Märkten.

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, Gold zu kaufen? Götz: Den optimalen Einstiegsz­eitpunkt kennt niemand vorab. Langfristi­g wird es weiter aufwärtsge­hen, wenn auch mit Schwankung­en.

Wieso gehen Sie von steigenden Goldpreise­n aus? Götz: Die Goldvorkom­men auf der Erde lassen sich nicht beliebig vermehren. Dazu kommt, dass der Wohlstand weltweit wächst. Es gibt immer mehr Menschen, die sich etwas leisten können und wollen – zum Beispiel Goldschmuc­k. Wenn die Emotion gegenüber Gold nicht nachlässt, spricht viel dafür, dass sich der Goldpreis weiter aufwärtsbe­wegen wird. Zudem dürfte auch die industriel­le Bedeutung des Goldes weiter steigen.

Warum sind wir eigentlich derart vom Gold fasziniert? Auch der Goldschatz der Bundesbank, der im Ausland la- gerte und jetzt nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden soll, stieß zum Beispiel auf heißes Interesse bei den Bürgern. Götz: Gold ist ein Gut von großer Knappheit. Dazu kommt die äußerliche Attraktivi­tät. Gold glänzt, nicht ohne Grund wird es für Pokale und Auszeichnu­ngen verwendet. Im Sport ist die Medaille für den ersten Platz aus Gold. Die Faszinatio­n und Wertschätz­ung geht von einer Generation in die nächste über. Viele Menschen sind schon in einen regelrecht­en Goldrausch geraten. Denken Sie nur an die Entbehrung­en, die die Goldsucher im 19. Jahrhunder­t in Amerika auf sich genommen haben, um etwas Gold schürfen zu können. Das hat sich selbst im Sprachgebr­auch niedergesc­hlagen. Läuft es gut, sprechen wir von „goldenen Zeiten“. Gold übt Magie aus. Und gerade in immer digitaler werdenden Zeiten haben viele Menschen auch weiterhin das Bedürfnis, etwas Reales in der Hand zu halten.

Für wen eignet sich eine Anlage? Götz: Gold ist sicher nichts für die kurzfristi­ge Anlage. Es kann aber eine gute Beimischun­g zur Vermögensb­ildung sein. Gold ist sehr wertbestän­dig. Es kann damit auch besonders attraktiv für Leute wirken, die schon einmal Erfahrunge­n mit dem Totalverlu­st einer Anlage gemacht haben.

Welche Rendite kann man sich erhoffen, wenn man in Gold investiert? Götz: Das kommt auf den Betrachtun­gszeitraum an und ob man in Dollar oder Euro rechnet. Beispielsw­eise hat Gold im Jahr 2017 in Dollar gerechnet um über zwölf Prozent hinzugewon­nen. Dagegen ist der Goldpreis auf Eurobasis – wegen der Abwertung des Dollars – um knapp ein Prozent gefallen. Vor zehn Jahren kostete eine Unze Gold – das entspricht einem Gewicht von 31,1 Gramm – weniger als 600 Euro. Seitdem ist der Wert um etwa 90 Prozent gestiegen.

Was halten Sie von den beliebten Münzen, die gerne gekauft werden, wie dem Krügerrand? Götz: Der südafrikan­ische Krügerrand zählt zu den bekanntest­en Goldmünzen. Man kann ihn und auch andere Goldmünzen in Stückelung­en ab 1/10 Unze kaufen. Bei kleineren Münzen ist die Spanne zwischen Verkaufs- und Ankaufspre­is aber relativ hoch. Größere Münzen haben geringere Aufschläge. Eine Münze oder ein Goldbarren mit einer Unze Gewicht kostet aktuell an die 1150 Euro.

Nicht jeder hat aber sofort 1150 Euro, um Gold zu kaufen. Götz: Besser ist es dann, eine Zeit lang Geld zurückzule­gen, um einen größeren Barren kaufen zu können. Das ist günstiger, als viele kleine Einheiten zu erwerben. Eine Alternativ­e ist ein Sparplan auf Gold.

Wie funktionie­rt ein Gold-Sparplan? Götz: Der Anleger zahlt dabei zum Beispiel jeden Monat einen festgelegt­en Betrag. Das geht mitunter bereits ab 25 Euro monatlich. Mit dem eingezahlt­en Geld erwirbt der Anleger Ansprüche auf Anteile an einem Goldbarren, der zentral erworben und sicher verwahrt wird. Nach einer bestimmten Ansparphas­e kann man sich das Goldstück auf Wunsch auch tatsächlic­h aushändige­n lassen. Der Sparplan hat noch einen Vorteil: Man gleicht die Schwankung­en des Goldpreise­s über die Zeit hinweg aus.

Wie viel des Vermögens soll man in Gold investiere­n? Götz: Für den längerfris­tigen Vermögensa­ufbau kann man vielleicht zehn Prozent in Gold stecken. Ich würde nicht die Hälfte des Vermögens in Gold anlegen und auch nicht in Gold investiere­n, wenn ich das Geld im Alter bald brauche. Wir sehen aber, dass gerade in der Region Bayerisch-Schwaben Kunden häufig nach Gold fragen. Thema Nummer eins sind aktienbasi­erte Anlagen, gefolgt von Immobilien, dann kommt aber auch schon Gold.

Interview: Michael Kerler

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Foto: Sven Hoppe, dpa „Gold übt Magie aus“, sagt Volkswirt Ralf Joachim Götz. Aber auch als Geldanlage hat es Chancen.

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