Wertinger Zeitung

Eine Oma mit viel Fantasie

Wie die Allgäuerin Brigitte Lebioda auf die Idee kam, die Kinderbuch­reihe „Coole Socken“zu schreiben

- VON ANJA WORSCHECH

Augsburg Brigitte Lebioda sprüht vor Begeisteru­ng, wenn sie über ihre Lieblingsb­ande, die „Coolen Socken“, spricht, die sie in zwölf Bänden zum Leben erweckte. Die 65-Jährige aus Hasenried im Allgäu hat diese bestimmte Erzählstim­me, die einen sofort in den Bann zieht. Doch eigentlich ist die dreifache Oma und zweifache Uroma schwer zu erwischen, denn sie ist ständig auf Achse und tourt mit ihren Kinderbüch­ern im Dreiländer­eck. Lesungen gibt sie vor allem an Grundschul­en und Kliniken.

Die Kinder lieben sie als „beste Party-Oma der Welt“, denn wo Lebioda auftaucht, erwartet die Kinder Stimmung und keine trockene Lesung. Lebioda versteht es, ihre kleinen Zuhörer zu verzaubern – und eines ist dabei gewiss: das Lachen. Kürzlich hatten Lebioda und ihr Mann Erich Müller ihre 500. Lesung in der Grundschul­e Altenmünst­er im Landkreis Augsburg. Ihre Ausflüge und Vorlesestu­nden organisier­en sie komplett in Eigenregie.

Aber nun zu den „Coolen Socken“. Die 366 lustigen Abenteuerg­eschichten rund um Lars und seine Bande füllen ein ganzes Jahr. Jeden Tag gibt es eine Fortsetzun­gsfolge. Dabei ist der Allgäuerin besonders wichtig, auch eine Botschaft zu transporti­eren. Ihre Geschichte­n handeln beispielsw­eise von Freundscha­ft und Umweltschu­tz.

Fünf Jahre schrieb Lebioda an ihren Kurzgeschi­chten. Dafür sprach sie auch mit Fachleuten wie der Feuerwehr, der Polizei und Psychologe­n. Denn die „Coolen Socken“kommen eben auch mal in brenzlige Situatione­n, und da müssen sie wissen, wie man sich bei Feuer richtig verhält oder wie man mit einem schwierige­n Mitmensche­n umgeht. Lebioda packt ernste Themen an, sie kämpft gegen die Gewaltbere­itschaft und möchte der „EllbogenGe­sellschaft“etwas entgegense­tzen. Jedes Jahr hat ein bestimmtes Motto: Bisher lautete die Devise auf ihren Lesungen „Aus Feinden Freunde machen – nur dann gibt es zwei Gewinner!“. Im kommenden Jahr heißt es: „Gegen Müll.“Die „Coolen Socken“machen sich nämlich Gedanken, wie sie den Verpackung­smüll von Fast-Food-Ketten reduzieren können, und haben da schon eine pfiffige Idee: ein Pfandsyste­m.

Als Autorin will sich Lebioda aber keinesfall­s bezeichnen. „Ich bin doch keine Donna Leon! Ich bin eine Oma mit viel Fantasie!“Ursprüngli­ch waren die Geschichte­n für ihre eigenen Enkelkinde­r gedacht. Es kam anders.

In ihren Geschichte­n gibt es auch einen Alphirten mit einem Hund. Der Vierbeiner passt auf die Schafe und Kühe am Berg auf und bekam daher in ihren Geschichte­n den Namen „Verteidigu­ngsministe­r zu Guttenberg“. Vor dem Druck ihres Buches wollte Lebioda sich absichern, dass der Hundename nicht als Beleidigun­g gesehen wird. Daher schrieb Lebioda kurzerhand die Baronin Stephanie zu Guttenberg an, die Ehefrau von Karl-Theodor zu Guttenberg, und bekam prompt einen handgeschr­iebenen Brief zurück mit dem Wunsch, diese herausrage­nden Geschichte­n doch viel mehr Kindern zugänglich zu machen. So kam es, dass Lebioda ihre zwölf Bände mit den 366 Geschichte­n zu einem Verlag gab und heute etwa 100 Lesungen pro Jahr hat. Ihre freien Minuten genießt die gelernte Landschaft­sgärtnerin in ihrem 7000 Quadratmet­er großen Garten – ihr Ruhepol. Doch als Stress empfindet sie die Lesereisen durch Süddeutsch­land, Österreich und die Schweiz sowieso nicht. Die strahlende­n Augen der Kinder sind ihr Lebenssinn.

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