Wertinger Zeitung

Geschmacks­explosione­n beim Grillen

Ölige Marinaden kennt jeder. Und mit dem BBQ-Trend aus den USA kommen trockene „Rubs“. Was sind die Geheimniss­e des Würzens?

- VON INGA DREYER

Duftende Kräuter und Gewürze gehören für viele Barbecue-Liebhaber zum Grillen dazu. Ob Paprika, Zitrone oder Curry: Das Angebot an Fertig-Marinaden und Rezepten ist groß. Dabei ist mehr aber nicht unbedingt besser. „Ich stehe auf dem Standpunkt: Gutes Fleisch braucht wenig Gewürze. Ich halte nichts von völlig gebadeten Fleischstü­cken“, sagt Grill-Blogger Oliver Quaas.

Grill-Experte Andreas Rummel erklärt, beim Marinieren sei es ursprüngli­ch darum gegangen, Fleisch für die Seefahrt haltbar zu machen. Der Begriff stammt vom französisc­hen „mariner“, was bedeutet: in Salzwasser, beziehungs­weise Meerwasser, einlegen. „Marinieren dort, wo es Sinn macht“, rät Rummel. Das sei der Fall, wenn Fleisch wenig Fett hat. Auch beim Schweinest­eak vom Discounter, das selbst wenig Geschmack hat, kann man mit Marinade nachhelfen.

Ein gutes Steak hingegen salzt Rummel nur, lässt es zehn Minuten stehen und gibt nach dem Grillen Pfeffer drüber. Ähnlich hält er es beim Fisch.

Salz, Pfeffer, Rosmarin, Thymian und Knoblauch sind Gewürze, die die Köchin Mora Fütterer gerne nutzt. Während sie Rindfleisc­h eher sparsam würzt, darf es bei Geflügel durchaus intensiver sein. Für Hähnchen etwa rührt sie meist eine Marinade mit Erdnussbut­ter und asiatische­n Soßen an. „Bei Fisch würze ich leichter, frischer – zum Beispiel mit Zitrusnote­n.“Langsam und bei niedriger Hitze gegartes Fleisch aus dem Smoker verträgt ordentlich Chili und Paprikapul­ver. „Je würziger ich es haben will, desto länger bleibt es in der Marinade“, sagt sie.

Spareribs etwa lässt die Köchin zwölf bis 24 Stunden in einer Trockenmar­inade ziehen. Grundsätzl­ich verwendet sie lieber trockene Gewürzmisc­hungen, sogenannte Rubs. Auch Oliver Quaas setzt auf trockene Rubs. Es gibt aber auch feuchte, die die Konsistenz einer Paste haben. Mit Salz, Pfeffer, Paprika und Zucker kann jeder ganz einfach seine eigene Mischung herstellen. Quaas empfiehlt dafür neben den genannten Zutaten Kreuzkümme­l, Senfpulver, Cayennepul­ver und Knoblauchp­ulver.

Große Fleischstü­cke, die lange gegrillt werden, würzt er mehrere Stunden im Voraus, Kurzgegart­es erst 30 bis 45 Minuten vor dem Grillen. Er rät dazu, immer vorher zu salzen. Grob gemahlenen Pfeffer sollte man, wenn über direkter Hitze kurz gegrillt wird, erst danach verwenden. Sonst verbrennt er und wird bitter. Viele Rezepte zu Rubs und Marinaden finden sich in dem Buch des amerikanis­chen Autors Steven Raichlen. Er empfiehlt zum Grillen unter anderem eine Mischung aus Fenchelsam­en, Gewürznelk­e, Anissamen, Piment, Korianders­amen, Kardamom und Safran. Er massiert die Gewürzmisc­hung mit den Fingerspit­zen in das Fleisch ein. Bei Shrimps sind zehn bis 20 Minuten Einwirkzei­t ausreichen­d, große Braten können auch über Nacht im Kühlschran­k ziehen.

Ein gutes Rub besteht laut Raichlen aus einer süßen Komponente wie beispielsw­eise Zucker, einer scharfen und etwas Fruchtigem oder Erdigem wie Paprikapul­ver. Dadurch bekommt das Fleisch eine schöne Kruste. Ölhaltige Marinaden bewahren das Fleisch beim Garen vor dem Austrockne­n, die Säuren aus Essig oder Zitrone machen es zart.

Für solche Marinaden verwendet Köchin Mora Fütterer Sonnenblum­enoder andere neutrale Öle, bei Fisch und Gemüse Olivenöl. Marinaden sind auch ideal für fleischlos­e Alternativ­en zum Grillen, etwa Tofu. Geschmack gibt zum Beispiel eine Marinade aus Sojasoße, Sesamöl und Honig.

Das Problem bei Marinaden ist, dass sie oft nicht wirken, wie sie sollen. Das liegt daran, dass viele Aromen fettlöslic­h sind, aber Fleisch zum Großteil aus Wasser besteht. Die Würze dringt also nicht ein. Eine Möglichkei­t ist, die Oberfläche zu vergrößern, indem man das Fleisch einschneid­et. Bei größeren Fleischstü­cken wie Schweinena­cken oder -schulter greift Griller Rummel zu einem Trick: Er spritzt eine Lösung aus wasserlösl­ichen Aromen wie Knoblauch, Salz, Zucker und Zwiebeln direkt in das Fleisch.

Für Marinaden auf Ölbasis verwendet Rummel Olivenöl, aber auch gerne Mayonnaise. Der Vorteil von Mayonnaise ist, dass sie eine Mischung aus Wasser und Öl ist. „Ich würze damit das Fleisch von außen und füge gleichzeit­ig Feuchtigke­it hinzu.“Ein weiterer Pluspunkt: Die Mayonnaise­n-Emulsion tropft nicht in den Rost.

Wenn Marinade in die Glut läuft und verbrennt, kann das zum Aufflammen und zu Rußablager­ungen auf dem Fleisch führen. Um Gesundheit­sschäden zu vermeiden, ist es deshalb besser, Marinade vorher immer etwas abzutupfen. (dpa)

Der Begriff „Marinade“kommt aus der Seefahrt

 ??  ?? Marinaden und Rubs bringen oft mehr Geschmack und Aroma, für ein Roastbeef reichen aber auch Knoblauch, Zitrone und Pfeffer.
Marinaden und Rubs bringen oft mehr Geschmack und Aroma, für ein Roastbeef reichen aber auch Knoblauch, Zitrone und Pfeffer.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany