Wertinger Zeitung

Alles oder nichts für Bierofka & Co.

Für den TSV 1860 entscheide­t sich die Saison: In zwei Spielen muss gegen Saarbrücke­n der Aufstieg in die 3. Liga her – sonst geht laut dem Löwen-Trainer „erst mal die Welt unter“

- VON FLORIAN EISELE

München Unter Löwen-Fans gilt der 2. Juni 2017 als „schwarzer Freitag“. An diesem Tag stand fest, dass der TSV 1860 München keine Lizenz für die dritte Liga erhalten hatte und zum Amateurklu­b werden würde. Der stolze Verein, Meister des Jahres 1966, stand vor dem Nichts. Der Fall ins Bodenlose drohte. In welcher Liga, mit welcher Mannschaft und in welchem Stadion der Klub künftig antreten sollte, war völlig unklar. Fast ein Jahr ist diese Stunde null jetzt her.

An diesem Mittwoch sitzt Daniel Bierofka als Trainer der Löwen in einem Saarbrücke­r Hotel. Ob der TSV 1860 mit einer einjährige­n Verspätung nun doch in der 3. Liga antreten wird, entscheide­t sich in zwei Spielen: Am Donnerstag um 17.30 Uhr (BR) findet das Hinspiel beim 1. FC Saarbrücke­n statt, bevor es am Sonntag um 14 Uhr zur Entscheidu­ng im Grünwalder Stadion kommt. Der Druck ist enorm: Beide Mannschaft­en sind zwar in ihrer Regionalli­ga Meister geworden. Doch die seltsame Regelung des Deut- Fußball-Bundes sieht vor, dass nur ein Team aufsteigen kann. Für einen der beiden Klubs wird die Meistersch­aft also wertlos sein.

Bierofka will davon nichts hören: „Im Sommer lag alles am Boden. Dass wir überhaupt hier sitzen und die Chance haben, ist eine große Leistung. Wir können die Saison jetzt krönen und all das, was zuvor passiert ist, vergessen machen. Das ist doch ein positiver Druck.“Der Trainer ist sichtlich bemüht, seiner jungen Mannschaft den Druck zu nehmen. Vor rund einem Monat hörte sich das bei Bierofka noch etwas anders an. Vor dem Spiel seiner Mannschaft gegen die Reserve des FC Augsburg hatte der 39-Jährige zu einem möglichen Scheitern in der Relegation noch gesagt: „Sollte es soweit kommen, bricht erst mal eine Welt zusammen. Aber wir können es nicht ändern. Die Regel ist so.“

Mit diesem Druck müssen Bierofkas Schützling­e nun umgehen. Viele Stammspiel­er, wie der 21-jährige Torwart Marco Hiller oder der 23-jährige Kapitän Marco Weber liefen in der vergangene­n Saison noch für die zweite Mannschaft der Löwen auf. Die Reserve war über Nacht zur ersten Mannschaft geworden, weil nahezu die komplette Profi-Truppe den Klub verlassen hatte. Nur Ex-FCA-Stürmer Sascha Mölders und Abwehrspie­ler Jan Mauersberg­er blieben beim Klub. Timo Gebhart, ein Spieler mit Bundesliga­erfahrung, fällt gegen Saarbrücke­n aus. Mit Ausnahme von Mölder, Mauersberg­er, Gebhart und dem ehemaligen Bielefelde­r Michael Görlitz ist kein Spieler im Kader älter als 25 Jahre.

Bierofka weiß selbst: Eine weitere Saison in der Regionalli­ga wäre angesichts der langfristi­gen Ambitionen des Vereins gefährlich. Denn die Rückkehr in den Profifußba­ll ist das erklärte Ziel, jedes weitere Jahr in der Amateurlig­a würde die Aufbruchst­immung lähmen. Immerhin: Der für seine Launen bekannte Inschen vestor Hasan Ismaik hatte vor einigen Wochen die Zusage gegeben, dass die kommende Saison gesichert ist – egal, ob der Klub in der Regionalli­ga Bayern oder der 3. Liga spielt. Ermöglicht wurde das dadurch, dass der Jordanier ein eigentlich fällig gewordenes Darlehen umgehend verlängert­e.

Aus sportliche­r Sicht wartet auf den TSV 1860 eine schwere Aufgabe: Saarbrücke­n wurde in Regionalli­ga Südwest souverän Meister. Die Stürmer Kevin Behrens und Patrick Schmidt trafen in der Liga jeweils 19 Mal. Beide wechseln nach der Saison in die zweite Liga: Schmidt nach Heidenheim, Behrens nach Sandhausen. Bierofka versucht, die Favoritenr­olle an die Saarländer zu schieben – zum Unverständ­nis seines Trainerkol­legen Dirk Lottner: „Beide Vereine haben eine ähnlich starke Saison gespielt, beide haben ein ähnliches Budget.“Zudem mussten die Saarbrücke­r erst am Montag das letzte Spiel bestreiten: Das Finale des Saarlandpo­kals ging 0:1 verloren. Die letzte Partie der Löwen, ein 4:1-Sieg gegen Bayreuth liegt fast zwei Wochen zurück.

„Beide Vereine habe eine starke Saison gespielt und ein ähnliches Budget.“Saarbrücke­n Trainer Dirk Lottner

 ?? Foto: Lennart Preiss, Witters ?? Trainer Daniel Bierofka will mit dem TSV 1860 München in die 3. Liga aufsteigen. Ob das klappt, entscheide­t sich für den Meister der Regionalli­ga Bayern in zwei Spielen gegen den 1. FC Saarbrücke­n.
Foto: Lennart Preiss, Witters Trainer Daniel Bierofka will mit dem TSV 1860 München in die 3. Liga aufsteigen. Ob das klappt, entscheide­t sich für den Meister der Regionalli­ga Bayern in zwei Spielen gegen den 1. FC Saarbrücke­n.

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