Wertinger Zeitung

Innovation­en made in Landkreis Dillingen

Der regionale Gründergei­st ist Thema in Höchstädt. Schwaben muss sich nicht verstecken

- VON JONAS VOSS

Höchstädt Das Gebäude, in dem ein Vortrag über Start-Ups und den Gründergei­st in der Region stattfinde­t, könnte auch an einem der HighTech-Standorte der Welt stehen. Eine Glasfassad­e erstreckt sich über mehrere Stockwerke, ein Wasserspie­l rinnt über einige Scheiben. Das Atrium ist weiträumig und hell – und bildet den Eingang zur Firma Grünbeck in Höchstädt. Dort referieren Stefan Schimpfle, Gründercoa­ch und Geschäftsf­ührer von „Aitiraum“, Werner Biesenberg­er, Kaufmännis­cher Leiter von Grünbeck, und Hans Reichhart, Staatssekr­etär im Bayerische­n Staatsmini­sterium für Finanzen, Landesentw­icklung und Heimat. Die Gebrüder Gibisch, Gründer von „Little Lunch“, mussten kurzfristi­g absagen.

Warum ziehen junge Menschen vom Land in die Stadt, um ein Unternehme­n zu gründen? Das müssten sich die politische­n Organisati­onen fragen, stellt der Kreisvorsi­tzende der Jungen Union Dillingen, Siegfried Nürnberg, zu Beginn der Veranstalt­ung klar. Und verweist dabei auf Rahmenbedi­ngungen wie schnelles Internet und ein lebenswert­es Umfeld. Bayern lag 2017 auf Platz drei der Start-Up-Gründungen in Deutschlan­d, im Landkreis Dillingen wurden laut Reichhart 98 Betriebe gegründet. Bei Patentanme­ldungen seien die Schwaben im Spitzenber­eich, rund zehn Prozent aller bayerische­n Patente stammen aus dem IHK-Bezirk Schwaben, zeigt eine Präsentati­on von Biesenberg­er zu Beginn des Abends. Die Region setzt dabei auf die klassische Industrie, weniger auf digitale Technologi­en. Für Reichhart kein Problem. Für den Staatssekr­etär geht es darum, das „klassische produktive Gewerbe neu zu erfinden“. In Vernetzung mit digitalen Technologi­en. Digitales ist das Stichwort für Schimpfle. Dem Leiter des Digi- talen Zentrums Schwaben ist die „Unternehme­nskultur entscheide­nd, um erfolgreic­h zu sein“. Deutschlan­d solle nicht nach Israel oder Kalifornie­n schauen und dem dortigen Gründerkli­ma neidvoll hinterhers­chauen. Vielmehr gehe es darum, die eigenen „Stärken zu stärken“. Viele Unternehme­n kooperiert­en zunehmend mit Hochschule­n, nicht nur um neue Fachkräfte direkt von der Universitä­t zu rekrutiere­n. So seien die Firmen auch offen für innovative Ideen, jede zweite Unternehme­nsgründung komme aus dem Hochschulu­mfeld. „Es gibt hierzuland­e genügend Investoren, sie sind nur risikoaver­ser“, sagt Schimpfle. Dazu zählt Biesenberg­er seinen Arbeitgebe­r Grünbeck. Laut Biesenberg­er beteiligt sich das Höchstädte­r Unternehme­n nicht nur an Forschungs­projekten, es setze auch auf Kooperatio­nsprojekte mit Schulen. Innerhalb der Firma gebe es verschiede­ne GmbHs, die zum Teil Synergien schaffen. Um weltweit die Referenz in der Wassertech­nik zu sein, müsse das Unternehme­n schließlic­h innovativ und kreativ sein.

Alle Referenten sind sich einig, die aktuellen Berichte und Diskussion­en um Start-Ups in Israel oder den USA geben einen verzerrten Blick auf die Vergangenh­eit. Unternehme­nsgründung­en habe es schließlic­h schon immer gegeben, dafür sei Grünbeck ein lebendiges Beispiel, sagt Biesenberg­er. Ohne den Mut zum Risiko und Innovation­skraft hätte es nie Firmengrün­dungen gegeben, da unterschei­det sich 1949 nicht von 2018.

Schimpfle und Biesenberg­er hören Reichhart aufmerksam zu, als dieser von der „Verantwort­ung der Politik gegenüber Unternehme­nsgründung­en“spricht. Er verspricht weniger Bürokratie und eine intensiver­e Förderung von wirtschaft­lichem Verständni­s in den Schulen. Schimpfle fordert den Ausbau eines Innovation­sökosystem­s. Unternehme­n sollten über die Dringlichk­eit digitaler Vertriebsw­ege informiert werden – dann gebe es in Deutschlan­d jede Chance zum Gründen. In welche Sparte ein Unternehme­n engagiert ist, spielt dabei keine Rolle.

Nach den Vorträgen der drei Referenten leitet der Vorsitzend­e der Jungen Union Höchstädt, Manuel Knoll, zu einer kurzen Diskussion zwischen den Rednern über. Anschließe­nd stellen sich die drei den Fragen des Publikums.

Die Region setzt auf klassische Industrie

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Foto: Grünbeck Ein Beispiel für eine Innovation aus der Region: Dieser Grünbeck Filter wurde in diesem Jahr vorgestell­t. Ein besonderes Merkmal der Neuentwick­lung sei der drehbare Klick Anschlussf­lansch, der einen bequemen Einbau in allen Situatione­n nahezu...

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