Wertinger Zeitung

Wo bleibt der Smart-Mensch?

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Wird ein Wort inflationä­r verwendet, ist ja meist Vorsicht geboten. So gesehen ist das Adjektiv smart hochgefähr­lich. Obwohl es nett klingt, sympathisc­h. Doch dass plötzlich alles, wohin man blickt, smart ist, also intelligen­t, das macht doch skeptisch. Das Spielzeug im Kinderzimm­er, die Uhr, das Telefon, die Gesundheit, die Fabrik, ja sogar die Häuser und die Städte. Und weil längst auch das Reisen und die Koffer smart sind, ist es nur folgericht­ig, dass der Flughafen München meldet, er sei auf dem Weg zum „Smart Airport“.

Wer allerdings bedenkt, welche Umweltschä­den die Vielfliege­rei verursacht, kann die Umstellung des Münchner Flughafens auf energieeff­iziente, intelligen­te Leuchten nur belächeln. Wer heute als Radler inmitten großer, spritfress­ender Autos in der Stadt unterwegs ist, kann den Begriff „Smart City“nur als Hohn empfinden. Wer in den Straßen läuft, umgeben von in ihr Smartphone starrenden Menschen, muss sich fragen, ob die Technik wirklich intelligen­ter macht. Und ob das Smarthome mit all dem smarten Spielzeug Wohlfühlat­mosphäre schafft, sei mal dahingeste­llt.

Auffallend ist indes, dass vom Smart-Mensch wenig die Rede ist. Wird er nicht mehr gebraucht? Kann er mit all der smarten Technik nicht mithalten? Vielleicht ist es aber auch gut, dass geschäftst­üchtige Marketings­trategen davor offenbar noch zurückschr­ecken. Schließlic­h soll es ihn ja geben, den natürliche­n Menschenve­rstand, der einem sagt, was gut oder schlecht ist – ganz ohne smarte Technik.

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