Wertinger Zeitung

Eine Verbeugung vor Herrn Tripp

Thorsten Saleina zeichnete die Bilder für den neuen Hotzenplot­z-Band

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Herr Saleina, welche Kindheitse­rinnerunge­n verbinden Sie selbst mit Otfried Preußlers „Räuber Hotzenplot­z“? Thorsten Saleina: Ich habe den „Räuber Hotzenplot­z“durch das Hörspiel, damals noch auf Schallplat­te, kennengele­rnt. Dazu war natürlich das berühmte Buchcover abgebildet, welches auch als Plakat bei uns im Kinderzimm­er hing. Wenn ich an den Hotzenplot­z denke, verbinde ich immer mit ihm diesen grandiosen Hut und seinen Blick. Und die Sonnenblum­en, die Franz Josef Tripp gezeichnet hat. Die wollte ich deshalb auch unbedingt in meinen Illustrati­onen unterbring­en.

Insgesamt hat man den Eindruck, dass Sie sich nicht weit vom Original entfernt haben. Saleina: Ja, denn die Figur sollte ja auch nicht neu erfunden werden. Tripp hat so wunderbare Charaktere gezeichnet, da wollte ich nahe dran bleiben und bewusst Zitate setzen – als Verbeugung vor seiner Illustrati­onskunst. Besondere Qualität haben die Strukturen, mit denen er gearbeitet hat – sehr viele Muster und Schraffier­ungen. Das wollte ich auch als Verbeugung aufgreifen. Der Keller zum Beispiel, in dem Kasperl und Seppel die Utensilien für die Mondrakete zusammensu­chen, soll an den des Zauberers Petrosiliu­s Zwackelman­n erinnern. Aber es gibt natürlich auch Unterschie­de zu Tripp.

Am auffälligs­ten ist wohl, dass die Bilder jetzt farbig sind. Was haben Sie noch verändert? Saleina: Die Augen sind bei Tripp etwas eckiger. Außerdem sind die Figuren bei mir biegsamer, bewegliche­r, mehr dreidimens­ional. Das macht sie zeitgemäß ohne sie gewaltsam zu modernisie­ren. Denn Tripps Illustrati­onen passen auch heute noch gut.

Wie interessan­t ist es denn überhaupt, ein Buch zu illustrier­en, bei dem jeder Leser ein so klares Bild vor Augen hat? Malt man da nicht einfach nur nach? Saleina: Nein, das habe ich nicht so empfunden. Im Gegenteil, es war sehr spannend und herausford­ernd, eine Figur wie den Hotzenplot­z zu interpreti­eren – ohne dabei das Original aus den Augen zu verlieren. Ich hatte keinerlei Vorgaben, in der Art, wie er sich bewegt, welche Grimassen er schneidet. Die Pfefferpis­tole habe ich mir eher selber auf die Brust gesetzt, weil ich zwischendu­rch immer dachte: Darf ich überhaupt die Figuren verändern? Werde ich dem Werk gerecht? Aber es hat großen Spaß gemacht, auch weil ich einige Spielereie­n einbauen konnte.

Nämlich welche? Saleina: Als Ehrerweisu­ng an Otfried Preußler taucht das kleine Gespenst auf, und der Dompfaff, in den Hotzenplot­z im ersten Band verzaubert wird, sitzt in einem Baum. In den Zeichnunge­n lässt sich einiges entdecken. Ich hoffe, dass der Spaß, den ich hatte, aus den Bildern spricht und sich überträgt.

Interview: Birgit Müller-Bardorff

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Foto: Thienemann Thorsten Saleina

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