Wertinger Zeitung

Der lockere Herr Löw

Der Weltmeiste­r-Coach glaubt fest an einen weiteren großen Sommer der „Goldenen Generation“um Khedira, Hummels, Boateng und Kroos. Über Wagner will er nichts mehr sagen

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Eppan Probleme? Sorgen? Nöte? Alles kein Thema für Joachim Löw, der drei Wochen vor dem WM-Start völlig in sich ruht. Der Weltmeiste­rcoach und Turnierspe­zialist glaubt fest an einen letzten großen Fußball-Sommer der „Goldenen Generation“um Sami Khedira, 31, Mats Hummels, Jérôme Boateng, Mesut Özil, alle 29, Thomas Müller und Toni Kroos, beide 28, und vielleicht auch Kapitän Manuel Neuer, 32.

Bei seiner ersten großen Ansprache an die Fußballnat­ion in Südtirol vermittelt­e der lässig Espresso schlürfend­e Bundestrai­ner eine bemerkensw­erte Zuversicht und Gelassenhe­it. Obwohl Fragezeich­en wie die um den ohne Spielpraxi­s angereiste­n Torhüter Neuer oder den nach einer Verletzung noch nicht voll belastbare­n Weltklasse­verteidige­r Boateng im Trainingsl­ager erst noch aufgelöst werden müssen. „Ich habe ein sehr gutes Gefühl“, berichtete Löw, der überzeugt ist, dass die vier Jahre älter gewordenen Champions von Brasilien noch einmal zur WM-Höchstform auflaufen können.

Einen Anlass für lautstarke Parolen nach innen und außen sah der nimmermüde Bundes-Jogi zum Start in die Vorbereitu­ng auf die am 14. Juni beginnende WM in Russland nicht: „Eine neue Gier, einen neuen Enthusiasm­us muss ich nicht ins Leben rufen. Die Gier und der Ehrgeiz sind ungebroche­n, auch bei denen, die Weltmeiste­r geworden sind!“Umringt von Fotografen und Kameramänn­ern schritt der Turniertra­iner Löw, der die Nationalma­nnschaft bislang bei jeder EM (2008, 2012, 2016) und WM (2010, 2014) mindestens ins Halbfinale führte, auf das Podium im DFBMedienz­elt in Eppan.

Vor mehr als 100 Reportern sprach er fast eine Fußball-Halbzeit lang über alle möglichen Themen und gewährte am Ende sogar noch einige Zusatzfrag­en. „Tutto bene“, alles klar, lautete Löws zentrale Botschaft in Norditalie­n. Beim ersten richtigen Training mit allen 19 verfügbare­n Akteuren war sein Tatendrang sichtbar und auch auf der kleinen Tribüne hörbar. Der Fokus soll bis zum 7. Juni ausschließ­lich auf der Trainingsa­rbeit liegen. „Jedem ist klar, dass das Trainingsl­ager dazu dient, sich die notwendige Kraft und Power zu holen für das Turnier. Der Treibstoff muss immer vorhanden sein“, sagte der 58-Jährige. Parallel dazu muss sich ein Teamgeist entwickeln, wie Löw betonte: „Jeder muss wissen, dass er nur ein Puzzleteil ist für den Erfolg. Am heutigen Freitag werden die Bayern-Profis Mats Hummels, Thomas Müller, Joshua Kimmich und Niklas Süle als Nachzügler zum Kader stoßen, ebenso Torwart Marc-André ter Stegen und Antonio Rüdiger. Boateng könnte dagegen erst am Wochenende in Südtirol eintreffen. Der Innenverte­idiger wird in München erst noch einmal untersucht. „Schlüssels­pieler“Toni Kroos wird das 27-köpfige Aufgebot erst nach dem Champions-League-Finale mit Real Madrid komplettie­ren. In vielen Trainingse­inheiten, zwei Trainingss­pielen gegen die deutsche U20-Auswahl sowie den Testpartie­n gegen Österreich (2. Juni in Klagenfurt) und Saudi-Arabien (8. Juni in Leverkusen) sollen die Abläufe wieder eingeschli­ffen werden. Vier Akteure müssen am 4. Juni noch aus dem Kader gestrichen werden. Löw will jedem eine faire Chance einräumen. „Keiner ist nur zur Bewährung hier.“

Die Wunschelf für den WM-Start gegen Mexiko am 17. Juni in Moskau wird sich aber weitgehend aus den Weltmeiste­rn von 2014 zusammense­tzen: Boateng, Hummels, Kroos, Khedira, Müller, Özil sind fest eingeplant. Über Sandro Wagner, den er nicht für die WM nominiert hatte, was der Bayern-Stürmer abschätzig kommentier­te, mochte der 58-Jährige nichts mehr sagen. Löw: „Das Thema ist für mich erledigt.“(dpa)

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Foto: dpa Nicht ohne meinen Espresso: Der entspannte Joachim Löw.

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