Ralf Rangnick: Der Muhammad Ali der Liga
Problematisch wird es immer dann, wenn der Gegner über ein großes Ego verfügt – und das auch noch durch seine Leistungen gestützt ist. Muhammad Ali beispielsweise riss seine Klappe weiter auf als Donald Trump bei Flirtversuchen. Dummerweise für seine Kontrahenten ließ er danach Schläge folgen, die in ihrer Wucht den Worten in nichts nachstanden. Nichts würde man lieber machen, als einem Großmaul selbiges zu stopfen.
Nun ist der Fußballsachverständige Ralf Rangnick auf den ersten Blick nur schwer mit dem größten Boxer aller Zeiten zu vergleichen. Ali ist beispielsweise nie ins Halbfinale der Champions League eingezogen und hat auch den DFB-Pokal nicht gewonnen. Rangnicks Selbstbewusstsein bewegt sich in den Sphären Alis. Statt wie ein Schmetterling zu schweben und eine Biene zu stechen, erdenkt er sich neue taktische Konstrukte. Hängende Keeper, fluide Manndeckung.
Rangnick würde gut zum FC Bayern passen. Sympathie schlägt beiden nicht entgegen. Das ist ihnen aber egal, solange sich der Erfolg einstellt. Und das tut er. Dass die Leipziger und ihr Trainer Ralph Hasenhüttl getrennte Wege gegangen sind, darf zu einem großen Teil dem Gestaltungswillen Rangnicks zugeschrieben werden. So wirklich recht machen kann es Rangnick nur Rangnick.
Da überrascht es nicht, dass der Sportdirektor nun auch als Trainer im Gespräch ist. So könnte man die Meinungsverschiedenheiten zwischen Sportdirektor und Coach auf ein Minimum reduzieren. Für die Bundesliga wäre die Rückkehr Rangnicks auf die Bank wünschenswert. An dem 59-Jährigen können sich die Gegner reiben. Wo immer er gearbeitet hat, hat er sich und seine Spieler herausgefordert. Davon kann eine Mannschaft nur profitieren – und letztlich auch die ganze Liga. Mit Favre in Dortmund und Rangnick in Leipzig stünden den Münchnern zwei kreative Köpfe gegenüber. Wer was kann, darf und soll dann auch ruhig seine Klappe aufreißen.