Stadt denkt über Park and ride Parkhäuser nach
Aktuell gibt es in Augsburg 2700 Plätze, doch an einigen Endhaltestellen reicht das Angebot seit Jahren nicht. Wo in den kommenden Jahren die Kapazitäten erweitert werden könnten – und wo es am meisten bringt
Augsburg Es ist zahlenmäßig die Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt, die täglich aus dem Umland auf Augsburg zurollt: Rund 74 000 Beschäftigte pendeln täglich nach Augsburg, Tendenz steigend. Schon seit Jahren reicht die Zahl der Stellplätze an einigen Park-and-ridePlätzen nicht mehr aus – speziell Augsburg-Nord (Oberhausen) und -West (Kriegshaber) sind täglich voll belegt. Inzwischen denkt die Stadt darüber nach, Parkdecks an bestehenden Standorten zu errichten.
Das Thema ist seit Jahren in der Schwebe, durch die zu hohen Stickoxidwerte in der Innenstadt hat die Diskussion an Fahrt gewonnen. Die Stadt erstellt momentan einen Masterplan, mit dem sie beim Bund Fördermittel für Maßnahmen zur Luftreinheit beantragen will. Mit dabei ist die Erweiterung des Parkand-ride-Angebots. Das Ziel ist, Autofahrern von auswärts ein Angebot zu machen, das Auto außerhalb der Innenstadt stehen zu lassen.
Denn deren Zahl steigt. Im Jahr 2009 waren es 65000 Pendler, die von auswärts nach Augsburg kamen – pro Jahr gab es also im Durchschnitt einen Zuwachs von 1000 Pendlern. Die Stadt verweist darauf, in den vergangenen zehn Jahren knapp 1000 neue Plätze gebaut zu haben. „Die Anzahl der Stellplätze richtete sich nach der Grundstücksverfügbarkeit und den Vorgaben eines Verkehrsgutachtens“, so das Tiefbauamt. Insgesamt sind es aktuell um die 2700 Plätze in Augsburg.
Im Masterplan dürfte eine Erweiterung von Augsburg-West im Zusammenhang mit dem Neubau der Tramlinie 5 ein Thema sein. Momentan ist ab dem frühen Vormittag kein Platz mehr frei. Der Druck dürfte auch mit einer Erweiterung hoch bleiben: Nach derzeitigem Stand sind beim Bau des UniklinikCampus wenig Parkplätze vorgesehen. Es kann dann gut sein, dass Studenten und Mitarbeiter den Park-and-ride-Platz nutzen und mit der Tram eine Haltestelle zum Klinikum fahren oder laufen. Für die Innenstadt brächte das nichts.
Unklar ist noch, wo der Stellplatz erweitert werden könnte. Grundsätzlich bringt die Stadt bei Erweiterungen eine neue Variante ins Spiel. „Aufgrund der fehlenden Grundstücksverfügbarkeit wird an vielen Stellen nur der Bau von Parkdecks möglich sein“, so das Tiefbauamt. Dies bedeute auch höhere Kosten.
An den Kosten gescheitert ist bislang der Bau eines Park-and-rideParkhauses im nördlichen SheridanAreal (Otto-Schalk-Straße). Das vorgesehene Parkdeck sollte 120 Plätze bieten. Momentan wird die Kiesfläche als Park-and-ride-Platz genutzt. Möglicherweise will ein Investor dort ein Bürogebäude errichten und öffentliche Parkplätze bieten, dann wohl in geringerer Zahl.
Das Thema Park-and-ride war zuletzt im Zuge der Diskussionen um die Tarifreform aufgetaucht. Die Lösung, Park-and-ride-Plätze kostenpflichtig zu machen und mit
dem Parkticket gleichzeitig ein Nahverkehrsticket zu erwerben (wie in anderen Städten umgesetzt), wird in Augsburg aktuell aber nicht verfolgt, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte dies in einer ersten Reaktion auf die Pläne für den Gratis-Nahverkehr im Kern der Innenstadt (City-Zone) gefordert. Pro Bahn fürchtet, dass Autofahrer durch das neue Angebot bis zu den Parkhäusern am Rand der Innenstadt gelockt werden und dabei den Stadtrand belasten.
Die Frage, an welchem Punkt der
Mobilitätskette es sinnvoll ist, dass Autofahrer umsteigen, stellt sich auch bei Park-and-ride-Plätzen. In den vergangenen Jahrzehnten gab es im Umland einen deutlichen Ausbau, sodass der Auto-Anteil am Arbeitsweg möglichst gering ist. An allen Regional-S-Bahn-Linien entstanden Anlagen, vom Parkhaus in Donauwörth bis hin zu ebenerdigen Erweiterungen wie in Schwabmünchen oder in Mering und St. Afra. Mering ist ein Sonderfall, weil hier Pendler sowohl mit Zielen Augsburg als auch München parken, der Druck also besonders hoch ist. „Wir
haben an die 700 Pendlerparkplätze gebaut und es reicht immer noch nicht“, sagte der Meringer Bürgermeister Hans-Dieter Kandler im Januar. Ein Allheilmittel sieht auch der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund im Bau neuer P+R-Plätze nicht. Einerseits bringe dies neue Kunden für den Nahverkehr, doch in Bahnhofsnähe seien Grundstücke selten verfügbar. Zudem verweist der AVV darauf, dass man Fahrgästen nach Möglichkeit ein Angebot machen müsse, bei dem sie das Auto gleich zu Hause stehen lassen können. (mit adi)